2000 Kilometer sind für ihn keine Entfernung. Zu seiner Zeit fuhr der Alfa 8C 2900 B Speciale diese Distanz in einem Rutsch – bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Spa-Francorchamps. Jetzt bestreitet das einmalige Coupé, das 1938 die legendären Langstreckenklassiker do
MINIerte, die über sieben Tage gehende Oldtimer-Tour "2000 km durch Deutschland" (18. bis 24. Juli 2004). Der aus dem
Alfa Romeo Museum stammende Renner wird begleitet von einer seltenen Transporterversion des
Lancia Appia, die als Servicefahrzeug fungiert.
Als größte Veranstaltung ihrer Art für historische Fahrzeuge führt die "2000 km durch Deutschland" von Sonntag, 18. Juli, bis Samstag, 24. Juli, von Mönchengladbach über Frankfurt, Eisenach, Leipzig, Berlin, Hannover und Bad Wildungen zurück nach Mönchengladbach (Details siehe beigefügte Streckenbeschreibung). Das "rollende Museum" umfasst rund 130 Pkw, ein Dutzend Motorräder sowie eine Handvoll Busse und Lkw der Baujahre 1922 bis 1974. Die Tagesetappen sind zwischen 215 und 380 km lang, eine Nachtetappe über 70 km steht für Leipzig auf dem Programm.
Anders als bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Spa-Francorchamps steht dabei nicht das Erzielen von schnellen Rundenzeiten im Mittelpunkt. Eine Aufgabe, für die der Alfa 8C 2900 B Speciale "Le Mans" bestens gerüstet war. Sein 2,9-Liter-Achtzylindermotor wird von zwei Roots-Kompressoren zwangsbeatmet. Für die damalige Zeit erstaunliche 220 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h sind das Resultat. Ursprünglich wurde der Alfa 8C 2900 B Speciale, der technisch nahe mit den erfolgreichen Alfa Romeo Grand-Prix-Fahrzeugen der dreißiger Jahre verwandt ist, als zweisitziger Spider für das italienische Straßenrennen Mille Miglia konstruiert. Mit einer vom Designbüro Touring gezeichneten Berlinetta-Karosserie wurde das bei der Mille Miglia siegreiche Modell für die großen Langstreckenrennen der Saison 1938 umgebaut. Raymond Sommer (F) und Clemente Biondetti (I) führten die "24 Stunden von Le Mans" überlegen an, mussten kurz vor der Zieldurchfahrt allerdings mit einem Ventilschaden aufgeben. Wenige Wochen später siegten Carlo Maria Pintacuda (I) und Francesco Severi (I) beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa-Francorchamps. Es sollten die einzigen Einsätze für den Alfa 8C 2900 B Speciale "Le Mans" bleiben, den die Konkurrenz wegen seines infernalischen Auspuffsounds ehrfurchtsvoll "Soffio di Satana" (der Hauch Satans) nannte.
Ebenfalls unter einem Spitznamen war die Transporterversion des Lancia Appia bekannt – "Furgoncino" (kleiner Lastwagen) riefen die Italiener den Vorläufer der heutigen MINIvans. Mit einer Zuladung von rund einer Tonne und der Bodenfreiheit eines Geländewagens wurde er als vielseitiger Kleintransporter vor allem im Einzelhandel und der Landwirtschaft eingesetzt. So auch ein aus dem Jahr 1957 stammendes Exemplar, das vermutlich zunächst in der Gärtnerei des Vatikan seinen Dienst versah. Fast ein halbes Jahrhundert später gelangte der unverwüstliche "Furgoncino" nach Troisdorf, wo er seitdem als Werkstattwagen des auf historische Lancia spezialisierten Restaurateurs Touring Garage eingesetzt wird.
Bei den "2000 km durch Deutschland" folgt der Lancia Appia "Furgoncino" als Servicefahrzeug dem Alfa 8C 2900 B Speciale. Eine neue Kooperation zwischen Alfa Romeo und Lancia? Keineswegs, bereits in den 50er Jahren setzte das Alfa Romeo Werksteam den Lancia Transporter bei Rallyes und Straßenrennen als Servicefahrzeug ein.
Zeitplan "2000 km durch Deutschland 2004"
Samstag, 17. Juli:
Oldtimer-Festival im Schlosspark Mönchengladbach-Wickrath
Check-in der Teilnehmer und Prolog Sonntag, 18. Juli (315 km):
Start im Schlosspark Mönchengladbach-Wickrath – Bergheim – Lechenich – Euskirchen – Bad Godesberg – Remagen – Andernach – Hartenfels (Mittagspause) – Montabaur – Diez – Bad Camberg – Kronberg – Frankfurt am Main
Montag, 19. Juli (325 km):
- Frankfurt am Main – Gelnhausen – Lohr – Gemünden – Hammelburg – Schweinfurt (Mittagspause) – Bad Kissingen – Bad Neustadt – Henneberg – Meiningen – Schmalkalden – Bad Liebenstein – Eisenach
Dienstag, 20. Juli (315 km):
- Eisenach – Friedrichsroda – Arnstadt – Saalfeld – Schleizer Dreieck (Mittagspause) – Reichenbach – Zwickau – Altenburg – Frohburger Dreieck – Leipzig (Pause)
- Nachtetappe (70 km): Leipzig – Halle/Saale – Leipzig
Mittwoch, 21. Juli (215 km):
- Leipzig – Delitzsch – Dessau – Oranienbaum – Wittenberg – Treuenbrietzen – Beelitz – Potsdam – Berlin
Donnerstag, 22. Juli (355 km):
- Berlin – Potsdam – Werder – Brandenburg – Genthin – Burg – Magdeburg – Motopark Oschersleben (Mittagspause) – Schöningen – Wolfenbüttel – Peine – Sehnde – Hannover
Freitag, 23. Juli (255 km):
- Hannover – Springe – Hameln – Bodenwerder – Uslar (Mittagspause) – Bad Karlshafen – Hofgeismar – Zierenberg – Fritzlar – Bad Wildungen
Samstag, 24. Juli (380 km):
- Bad Wildungen – Korbach – Brilon – Warstein – Körbecke – Werl – Unna – Dortmund (Mittagspause) – Recklinghausen – Marl – Dorsten – Wesel – Geldern – Straelen – Brüggen – Wegberg – Ziel in Mönchengladbach (Schlosspark Wickrath)
- anschließend Abschlussfeier im Schlosspark Mönchengladbach-Wickrath
Sonntag, 25. Juli:
- Siegerehrung im Schlosspark Mönchengladbach-Wickrath
Technische Daten Alfa 8C 2900 B Speciale "Le Mans"
Motor: | Reihen-Achtzylinder, zweigeteilter Zylinderkopf und Zylinderblock aus AluMINIum, Aufladung durch zwei Kompressoren (Typ Roots), zwei obenliegende Nockenwellen, zwei Weber-Fallstromvergaser |
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Hubraum: | 2.905 cm3 |
Leistung: | ca. 163 kW (ca. 220 PS) bei 5.500 min-1 Höchstgeschwindigkeit ca. 220 km/h |
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Kupplung: | Mehrscheiben-Trockenkupplung |
Getriebe: | vier Vorwärtsgänge, Rückwärtsgang |
Kraftübertragung: | Hinterradantrieb, Getriebe an der Hinterachse (Transaxle-Bauweise), |
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Aufbau: | Stahlkarosserie auf Gitterrohrrahmen |
Radaufhängung: | Einzelradaufhängung ringsum, vorne Querlenker mit Schraubenfedern, hinten quer eingebaute Blattfeder |
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Bremsen: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen ringsum |
Felgen: | Speichenräder |
Reifengröße: | 5,50 x 19 Zoll |
Radstand: | 2.800 mm |
Spurweite: | 1.350 mm vorne und hinten |
Leergewicht: | 1.250 kg |
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Baujahr: | 1938 |
Stückzahl: | wahrscheinlich 3 |
Einsätze: | 24-Stunden-Rennen Le Mans 1938 (Ausfall) |
| 24-Stunden-Rennen Spa-Francorchamps 1938 (Sieg) |
Technische Daten Lancia Appia "Furgoncino"
Motor: | Vierzylinder in V-Form, Zylinderwinkel 10º14', längs eingebaut, Doppel-Vergaser |
Hubraum: | 1.089 cm3 |
Leistung: | 37 kW (50 PS) bei 4.800 min-1 Höchstgeschwindigkeit ca. 125 km/h |
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Kupplung: | Einscheiben-Trockenkupplung |
Getriebe: | vier Vorwärtsgänge (auf Wunsch auch fünf Gänge) Rückwärtsgang, Lenkradschaltung |
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Kraftübertragung: | Heckantrieb |
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Aufbau: | selbsttragende Stahlkarosserie, unterteilt in Fahrerkabine und Laderaum, alle Scheiben aus Sicherheitsglas |
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Radaufhängung: | vorne Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, hinten Starrachse mit Blattfedern, verstellbare Stoßdämpfer |
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Bremsen: | hydraulisch betätigte Trommelbremsen ringsum |
Felgen: | Stahlscheibenräder |
Reifengröße: | 6 x 16 Zoll |
Maße: | Breite 1.582 mm / Höhe 1.715 mm / Länge 4.064 mm |
Leergewicht: | 1.080 kg |
Zuladung: | ca. 1.000 kg |
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Baujahr: | 1957 |
Stückzahl: | ca. 2.850 gebaut von 1954 – 1959 |