Kaum klettern die Temperaturen wieder zuverlässig in zweistellige Bereiche, sieht man sie wieder: klassische Automobile, gerne auch Oldtimer genannt. Und mit jeder Begegnung wächst für so manchen Freund solcher historischen Schätzchen der Wunsch, ebenfalls solch ein Fahrzeug sein eigen zu nennen. "Doch beim Kauf gibt es manche Fallstricke, die den Kaufpreis zu einer Fehlinvestition machen können", bremst Matthias Gerst von TÜV SÜD in München ungestüme Kaufabsichten ein: "Das gilt vor allem, wenn man im Ausland sein Glück versucht."
Der durchschnittliche Wert von historischen Kraftfahrzeugen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen, allerdings mit etwas geringerer Geschwindigkeit. Der Deutsche Oldtimer Index legte 2014 um 4,5% zu. Langfristig zeigt der Deutsche Oldtimer Index eine klar positive Tendenz nach oben. "Dabei lassen sich im Oldtimer-Markt verstärkt zwei, voneinander zunehmend unabhängige Segmente beobachten", skizziert Gerst von TÜV SÜD die Marktlage: "Einerseits werden auf Auktionen für seltene Fahrzeuge, Einzelstücke oder Rennwagen vielfach mit berühmten Vorbesitzern Rekordpreise erzielt. Andererseits sind da die echten Enthusiasten klassischer Fahrzeuge, die sich unabhängig vom Seltenheitswert oder Wertsteigerungspotenzial für ihre Fahrzeuge begeistern." Sie geben im Durchschnitt für ein Fahrzeug deutlich weniger als 20.000 Euro aus.
Gleichwohl sollte man auch diese Investition möglichst frei von Emotionen betrachten. "Wer sich für den Kauf eines historischen Fahrzeugs interessiert, sollte einen erfahrenen Sachverständigen einschalten, der den Wagen auf Herz und Nieren prüft", rät Gerst. Das gilt besonders, wenn sich das Objekt der automobilen Begierde im Ausland findet. "Wer sich dort seinen Traum erfüllen will und zusätzliche Kosten für einen professionellen Importeur scheut, muss nicht nur eine Menge über die Importgesetze und die H-Kennzeichen-Regelung in Deutschland wissen. Er muss sich zudem eine Übersicht über die unterschiedlichen Regelungen zu Export und Gewährleistung im Kaufland verschaffen", schildert TUV-SÜD Fachmann seine Erfahrungen. Grundsätzlich gelte, die Angebote sorgsam prüfen und niemals übereilt kaufen.
Oldtimer aus dem Ausland, die beispielsweise im Internet feilgeboten werden, müssen nicht den ErFordernissen in Deutschland entsprechen. Hierzulande gilt ein Fahrzeug als Klassiker, wenn es mindestens 30 Jahre alt ist und sich weitestgehend im Originalzustand befindet. Umfangreiche Umbauten indes führen meist zum Verlust der H-Zulassung.
"Geht es ans Eingemachte, dann empfiehlt es sich frühzeitig, Fachleute wie etwa von TÜV SÜD zu Rate zu ziehen, sonst verheddert man sich alsbald im Gestrüpp von Zoll- und Einfuhrmodaltäten", weiß Gerst und "auch bei Änderungs- und Vollgutachten oder beispielsweise bei einem Wiederaufbauwertgutachten erspart die Investition für den fachmännischen Rat spätere Kosten".
Wenig aussagefähig sind erfahrungsgemäß Bilder des angebotenen Fahrzeugs. Sinnvoller ist es, sich mit dem Besitzer in Verbindung zu setzen, nach Details sich zu erkundigen und die genaue Historie des Fahrzeugs zu klären. "Hilfreich ist es darüber hinaus, sich vor etwaigen Besichtigungs- und Probefahrt-Reise Kopien von Reparatur- und Wartungsrechnungen übermitteln zu lassen", empfiehlt der erfahrene TÜV SÜD-Fachmann. Optimal ist es, einen Spezialisten oder gar Gutachter dabei zu haben, wenn man das Fahrzeug vor Ort in Augenschein nehme. Um dabei Aufwand und Auslagen zu verringern, sollte man mehrere Angebote ausfindig machen und dann Besichtigungen und Begutachtungen in einem Aufwasch erledigen. "Das alles aber kann man sich sparen, wenn der Anbieter für den Kauf eine Anzahlung oder Vorabüberweisung Fordert", sagt Gerst: "Das sind absolute Ausschlusskriterien, egal wie verlockend der Wagen erscheint."