Barcelona birgt als bevorzugte Teststrecke für die Teams keine Geheimnisse mehr. Das heißt jedoch nicht, dass die Arbeit hier leichter wäre, wie
Renault F1-Testpilot Montagny erklärt.
Auch Franck Montagny spulte bereits unzählige Runden auf dem Circuit de Catalunya ab. In den Nachwuchsklassen fuhr er hier häufig Rennen, und in seiner Rolle als offizieller Renault F1-Testfahrer ist ihm mittlerweile jeder Randstein vertraut. Seit dem 25. November 2003 hat Franck mehr als 13.000 Kilometer im Grand Prix-Renner absolviert, die meisten davon in Barcelona. Von allen Formel 1-Fahrern ist er derjenige mit der größten Kilometerleistung innerhalb der vergangenen sechs Monate – und wahrscheinlich der beste Mann, um einige Parameters zu erklären, die über den Ausgang des Großen Preises von Spanien mitbestimmen.
Der Wind: "Die Strecke liegt nicht weit von der Küste entfernt“, beschreibt Franck. „Hier wehrt immer eine leichte Brise, aber ihre Richtung ändert sich von einem Tag auf den anderen. Das bedeutet, dass du auf der Geraden entweder Rücken- oder Gegenwind hast. Das muss das Team bei der Wahl der Getriebeübersetzung und bei der Flügeleinstellung berücksichtigen."
Die Kurven 13 und 14: "Es handelt sich um die letzten beiden Kurven der Runde. Sie bestimmen maßgeblich über deine Endgeschwindigkeit auf der Geraden“, fährt der Franzose fort. „Sie sind körperlich sehr anstrengend, weil hier große Fliehkräfte auf den Nacken einwirken. Dafür kannst du hier auch viel Zeit gutmachen. Der Schlüssel zu dieser Kombination? Gute Aerodynamik und ein Chassis, das so abgestimmt ist, dass es sich von den Bodenwellen nicht aus der Ruhe bringen lässt."
Die erste Kurve: "Ein kritischer Punkt im Rennen. Als Fahrer musst du Turn 1 und 2 gemeinsam betrachten, den sie gehören von der Linie her zusammen", weiß Montagny. "Wenn du im ersten Eck zu weit herausgetragen wirst, verlierst du Zeit im zweiten. Am Start musst du zusätzlich aufpassen, dass dir in dieser Sektion keiner ins Auto fährt."
Die Reifen: "Barcelona weist drei extrem schnelle Rechtskurven auf, die alle mit mehr als 200 km/h gefahren werden. Zudem ist der Asphalt sehr rau. In der Kombination finden wir einen Kurs, der die Reifen härter Fordert als jeder andere: Das linke Hinterrad steht unter der größten Last, doch unsere größere Sorge gilt dem linken Vorderreifen. Obwohl er 37 Prozent weniger Energie aufnimmt als der hintere, wirkt sich sein Verschleiß viel deutlicher auf das Handling des Autos aus."
Die Zuschauer: "Sie werden an diesem Wochenende total durchdrehen!", erwartet der Teamkollege von Lokalheld Fernando Alonso. "Schon gestern, als wir zu Fuß die Strecke besichtigt haben, riefen die Fans Fernandos Namen und wollten Autogramme. Heute Morgen war es schon schwierig, überhaupt in die Nähe der Strecke zu kommen, weil so großer Andrang herrschte. Beim Rennen wird jeder Platz besetzt sein."