Der Aufbruch in eine - zumindest für die Formel 1 - neue Welt hat begonnen: Am gestrigen Mittwoch traf ein Großteil der Teams am Bahrain International Circuit (BIC) ein. Noch am selben Tag drehten die drei Piloten des
Renault F1-Teams ihre erste Runde auf dem brandneuen Kurs - zu Fuß. Testfahrer Franck Montagny berichtet, was er nach dem ersten Kontakt von der 150-Millionen-Dollar-Anlage hält.
"Gleich als wir ankamen, waren wir von Dimensionen beeindruckt", berichtet Franck. "Beim Rundgang über die Strecke haben wir schon eine ungefähre Vorstellung gewonnen, was uns erwartet. Aber es wird rund um den Kurs immer noch intensiv gearbeitet. Die Fahrbahn wird ständig gereinigt, und deswegen lässt sich noch nicht sagen, wie die Verhältnisse aussehen werden, wenn am Freitag die ersten Autos die Boxen verlassen."
Den Charakter des neuen Kurses glaubt der junge Franzose bereits gut einschätzen zu können: "Das auffälligste Merkmal ist das Fehlen schneller Kurven. Die schnellsten - Turn 9 und 12 - werden vermutlich im vierten Gang gefahren. Die HerausForderung schmälert das nicht", betont Franck. "Vollgaskurven machen vielleicht mehr Spaß, aber diese sind technisch anspruchsvoller zu fahren. Hier kommt es zudem aufs Bremsen an. Es gibt einige Stellen, wo die Jungs heftig in die Eisen gehen müssen - dort kannst du viel Zeit liegenlassen oder gewinnen. Außerdem gibt es einige wirklich tückische Kurven: Turn 7 fällt stark nach außen ab. In Turn 9 wird es schwierig, das Auto in der Balance zu halten, denn es muss gleichzeitig gebremst, eingelenkt und für Turn 10 in den ersten Gang runtergeschaltet werden."
Die offensichtlichste Aufgabe der Grand Prix-Piloten, das "Lernen" der Streckenführung, wird nach Montagnys Einschätzung durch die umgebende Wüste nicht gerade erleichtert: "Es gibt wenig, woran sich das Auge festhalten kann", so der Testfahrer. "Es erinnert mich ein bisschen an Le Castellet: große Auslaufzonen und - abgesehen von den weißen Begrenzungslinien - kaum Merkmale, die dir anzeigen, wo die Strecke anfängt und aufhört. Zudem gibt es kaum Steigungen und Gefälle. Es wird interessant sein, die ersten zehn Runden zu verfolgen und zu sehen, wer als Erster schnelle Runden dreht."
Auch in Bahrain - oder vielleicht gerade hier - wird viel vom Wettkampf der Reifenhersteller abhängen. Nach einem Blick auf den Asphalt meint Franck: "Oberflächlich seht er aus wie in Paul Ricard - sehr glatt, mit einigermaßen Grip und nicht besonders verschleißintensiv. Es könnte sein, dass die Teams hier eher weiche Reifen wählen, aber das hängt natürlich von den aktuellen Bedingungen ab. Der Wüstensand reicht fast bis an die Strecke heran. Es lässt sich nicht absehen, wie viel davon auf die Fahrbahn geweht wird."
Die Fans in aller Welt hoffen auf dem neuen Kurs vor allem auf ein spannendes Rennen. Ist diese Hoffnung berechtigt? "Ich denke schon", erklärt Franck. "Es gibt mindestens vier Überholmöglichkeiten - am Ende der drei langen Geraden und eingangs von Turn 11. Ich weiß zwar nicht, wer vorne liegen wird, aber dass es ein packender Grand Prix wird, davon dürfen wir ausgehen."