Die US-amerikanische Vereinigung "International Society of Plastic Engineers" (SPE) hat den Einsatz von Naturfasern in der Ersatzrad-Muldenabdeckung der
Mercedes-Benz A-Klasse am 16. November 2005 mit dem renommierten "SPE Automotive Award" in der Kategorie Umwelt ausgezeichnet. "Wir freuen uns, dass die International Society of Plastic Engineers mit der Auszeichnung der A-Klasse das große innovative Potenzial von Naturfasern in der Automobilindustrie würdigt", sagt Prof. Dr. Herbert Kohler, Leiter der Forschungsdirektion Fahrzeugaufbau und Antrieb und Daimler
Chrysler-Umweltbevollmächtigter. Die SPE vergibt den "Automotive Award" für die kreativsten und innovativsten Leistungen bei Kunststoffanwendungen an die Automobil- und die Zulieferindustrie.
DaimlerChrysler setzt seit 2004 die extrem zugfeste Naturfaser der Abaca-Pflanze als Ersatz von Glasfasern serienmäßig in der Ersatz-radmuldenabdeckung des Mercedes-Benz A-Klasse Coupé ein. Damit wird erstmals ein Bauteil mit Naturfasern im Exterieur von Personenwagen verbaut. "Wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessern und die Bedeutung von Naturfasern im Automobilbau zunehmen wird", sagt Prof. Dr. Kohler. "Seit mehr als 15 Jahren forschen wir am Einsatz von Naturfasern im Automobilbau und kennen HerausForderungen, Vorteile und das Potenzial dieses umweltfreundlichen Werkstoffs. Dort, wo es wirtschaftlich und funktional sinnvoll ist, werden wir den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe weiterhin fördern."
DaimlerChrysler-Forscher haben die neuartige Mischung aus Polypropylen(PP)-Thermoplast und der darin eingebetteten Faser im Jahr 2002 patentiert. Der philippinische Halbzeughersteller Manila Cordage liefert die Fasern. Die Bauteile für die A-Klasse werden von dem Automobil-Zulieferer Rieter in der Schweiz hergestellt. Für die Produktion der Bauteile wurde der sogenannte Direktverarbeitungsprozess für langfaserverstärkte Themoplaste "d-LFT" für Naturfasern weiter entwickelt. Die HerausForderung bestand darin, die maschinell erForderliche Präzision an Naturfasern anzupassen, die natürlichen Schwankungen etwa in Länge und Faserstärke unterliegen, und die besonderen AnForderungen an ein Bauteil im Aussenbereich wie Steinschlag-, Verwitterungs- und Feuchteresistenz zu erfüllen.
Auf der philippinischen Insel Leyte arbeitet DaimlerChrysler seit Januar 2004 in einem öffentlich-privaten Gemeinschaftsprojekt ("Public Private Partnership", PPP) mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der Universität Hohenheim zusammen. Ziel ist es, die Abacastaude nachhaltig anzubauen und gleichzeitig die Produktionsprozesse der Abacafaser zu optimieren.
Naturfasern sind ressourcenschonend und nachwachsend. Der konkrete Nutzen für die Umwelt ergibt sich gegenüber der Glasfaser, die bei der Ersatzradmuldenabdeckung der A-Klasse fast vollständig ersetzt werden kann, aus der sehr guten Öko-Bilanz der Abaca-Faser bezogen auf die Herstellung, die Nutzung und die Wiederverwertung. Die bei der Herstellung der Faser entstehenden Reststoffe sind als organischer Dünger verwendbar.
Mit dem "SPE Automotive Award" erhält das Abaca-Projekt bereits die zweite renommierte internationale Auszeichnung. Bereits am 05. April 2005 hat der europäische Verbund-Werkstoff-Verband "JEC-Gruppe" in Paris den diesjährigen "JEC-Award" in der Kategorie "Ground Mass Transportation" für den innovativen Einsatz der Abaca-Pflanzenfaser im Unterbodenschutz verliehen.
Der Einsatz der Abaca-Naturfaser in der Automobilproduktion zeigt, wie Ergebnisse aus dem Magdeburger Umweltforum in konkrete Projekte münden. Im Jahr 2001 wurde auf dem zweiten Magdeburger Umweltforum die extrem zugfeste Abaca-Bananenfaser vorgestellt und das Potenzial eines Einsatzes in der Automobilindustrie in einem Workshop diskutiert. Auf dem dritten Magdeburger Umweltforum im Jahr 2003 wurde das Public-Private-Partnership-Projekt offiziell gestartet, in dem DaimlerChrysler mit der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der Universität Hohenheim den nachhaltigen Anbau der Abaca-Pflanzen auf den Philippinen fördert sowie die Weiterverarbeitung vorantreibt.