Bei der OMV ADAC Rallye (25. - 28. August) konzentrieren sich die internationalen Driftstars der Branche wieder auf ihre Asphalt-Orgie in der Rallye-Region rund um Trier, Baumholder und St. Wendel. Vizeweltmeister und
Subaru-Star Petter Solberg (Norwegen) bleibt bei seiner früheren Analyse: "Dieser Weltmeisterschaftslauf besteht eigentlich aus drei Rallyes - eine in den Weinbergen, eine im Militärgelände Baumholder und eine auf öffentlichen Strassen im Saarland. Nirgendwo anders im Weltmeisterschaftskalender ist eine derartige Vielfalt von unterschiedlichen Straßenbelägen zu finden und zu meistern."
Nach zwei Winter- und acht Schotter-Rallyes fällt den Profis die Umstellung auf den heißen Asphalt aber nicht sonderlich schwer. Kurzfristig können im Zentralservice am Bostalsee zum Beispiel die Impreza-Fahrwerke für diverse Asphalt-Bedingungen modifiziert werden. Aktuelle Kenndaten (Mapping) der elektronischen Differenziale wurden bereits bei Testfahrten im Juli herausgefiltert, so dass eine neue Fahrwerksabstimmung nur noch eine Frage von Minuten ist, und die korrekte Reifenwahl optimalen Grip garantiert.
Die Streckenmixtur dieser WM-Runde ist Reiz und Risiko zugleich. Die Tücke des Objekts verbirgt sich insbesondere in Baumholder, wo normalerweise eine feine Staubschicht die winkeligen Betonpisten garniert, die sich aber bei Regen in eine perfide Rutschpartie verwandelt. Selbst blitzschnelle Lenkkorrekturen oder kuriose Driftwinkel können den schmerzhaften Kontakt mit den massiven Panzerbetonsperren am Pistenrand - von Insidern gern als Hinkelsteine tituliert - nicht immer verhindern.
Als Tempomacher und Siegertypen kristallisierten sich in der bisherigen WM-Saison nur der Franzose Sébastien Loeb (Citroen), der Finne Marcus Grönholm (Peugeot) und der Norweger Petter Solberg (Subaru) heraus. Ergo zählt dieses Super-Trio in Sachen Gesamtsieg zu den üblichen Verdächtigen. Petter Solberg (30), der bei der OMV ADAC RALLY mit zwei Saisonsiegen und vier weiteren Podiumsplätzen im Gepäck antritt, startet im deutschen Südwesten nicht nur als Jäger der Mitfavoriten Loeb und Grönholm, sondern wieder als Meistermacher für die beiden Subaru-Lehrlinge Stéphane Sarrazin (Frankreich) sowie Chris Atkinson (Australien).
"Die Saison 2005 ist für Subaru ein Übergangsjahr", verrät Teamchef David Lap-worth. "Einerseits fahren wir wie übrigens auch Ford noch mit einem bewährten, für 2005 nur im Detail modifizierten WRC-Modell aus 2004, weil wir erst zur Rallye Monte Carlo 2006 den neuen, auf aktuelle Technik-Regeln abgestimmten Impreza WRC 2006 präsentieren werden. Den ersten Prototyp testen wir in diesen Tagen auf Sardinien. Für die anstehenden Asphalt-Rallyes haben wir nun allerdings rund die Hälfte der Fahrwerkskomponenten erneuert. Anderseits ist 2005 auch ein Ausbildungsjahr für unsere Newcomer Stéphane Sarrazin und Chris Atkinson. Insgesamt gesehen bremst diese Situation die Siegambitionen unseres Protagonisten Petter Solberg aber keineswegs ein."
Ohnehin polierte Petter Solberg die Gesamtbilanz von bislang 46 Subaru-Siegen in der Rallye-Weltmeisterschaft und weltweit bester japanischer Automobilhersteller mit seinen persönlichen 12 WM-Triumphen recht nachdrücklich auf. Die insgesamt sechs WM-Titel für Subaru seit 1995 gelten dabei auch als höchst angenehmer Nebeneffekt.
"Wir werden dem Abo-Sieger Loeb in Deutschland die erneute Siegtour vermiesen", verspricht Hollywood Petter Solberg, der hier mit einem brandneu aufgebauten Im-preza WRC startet, recht selbstbewusst und skizziert sein Drehbuch für die knapp 1.300 Kilometer lange Strecke der deutschen WM-Runde: "Ich werde vom ersten Meter an Vollgas geben und nach der Weinberg-Etappe bilanzieren, wo und wie Super Seb Loeb und Magic Marcus Grönholm herumzaubern."
Dass die beiden WM-Azubis Sarrazin und Atkinson dem Meister Solberg nicht nur wie Kaninchen vor der Schlange hypnotisiert auf die Finger schauen, liegt in der Natur der Sache und in bereits gemachten Erfahrungen. Der frühere Formel-1-Testfahrer Stéphane Sarrazin (29) überzeugte hier bereits im Vorjahr auf einem allradgetriebenen Impreza WRC2004 und eroberte anschließend so auch das hei-mische Championat. Der Franzose gibt offen zu: "Ich mag diese tricky Asphalt-Pisten und hoffe auf neue Erfolgsmomente."
Der erst 25-jährige Chris Atkinson muss zwar seine vom Outback angestammten Schotter-Gene noch mit etlichen Asphalt-Impulsen anreichern, doch als australischer Vize-Champion hat er sich längst für höhere Weihen empfohlen. "Noch vor seinem 30. Geburtstag wird Chris Atkinson garantiert Weltmeister", kalkuliert zu-mindest David Lapworth recht überzeugt. Nur für sich persönlich und eingedenk seines Unfalls bei der vorjährigen Rallye Deutschland bilanziert Petter Solberg da-gegen grimmig: "Ich freue mich sehr auf den deutschen Wettbewerb, aber weniger auf die Hinkelsteine..."