Es ist eine Hommage an Konrad Zuse (1910 bis 1995), den deutschen Erfinder des Computers und seine Idee einer steuerbaren Lichtanlage im Auto: Der MULTIBEAM LED-Scheinwerfer mit 84 einzeln angesteuerten Hochleistungs-LED in der neuen
Mercedes-Benz E-Klasse.
Bis zur Digitalisierung der Altbestände im Deutschen Patentamt war Zuses Erfindung mit der Registriernummer 1190413 schwer auffindbar. "Fotoelektrisch durch Gegenlicht steuerbare Beleuchtungseinrichtung" nannte Zuse sein Patent. Darin beschreibt der Computerpionier, Tüftler und talentierte Kunstmaler bereits 1958, wie sich die maximale Ausleuchtung der Straße mit MINImaler Störung des Gegenverkehrs verwirklichen ließe. Mit der aktuellen LED-Technologie ist Zuses Gedankenblitz reif für die Serienproduktion.
Schon der Erfinder des Computers setzte dabei auf mehrere Lichtquellen, die durch Fotozellen ausgeschaltet werden, falls diese in ihrem Bereich andere Autos erkennen. Im innovativen Lichtsystem MULTIBEAM LED sorgt eine Kamera in der Frontscheibe anstelle der Fotozellen für die nötigen Umfeldinformationen. Aus diesen Bildern berechnen vier Steuergeräte 100 Mal pro Sekunde die ideale Lichtverteilung und aktivieren die jeweils 84 Hochleistungs-LED in beiden Scheinwerfern entsprechend.
Das schafft ein Plus an Sicherheit. Denn im Gegensatz zu rein statischen Fernlichtsystemen unterstützt MULTIBEAM LED den Fahrer auch dann, wenn sich im Ausleuchtungsbereich andere Verkehrsteilnehmer befinden. Dr. Jörg Moisel, Leiter Lichttechnologien bei der Daimler AG: "Entscheidend ist die intelligente und präzise Lichtverteilung." Damit jederzeit die blendfreie optimale Lichtperformance auf die Straße kommt, orientiert sich das System am Straßenverlauf und via Kamera am realen Umfeld. Durch die frei konfigurierbare Lichtverteilung in beiden Scheinwerfer- Rastermodulen können alle Funktionen, wie etwa das dynamische Kurven-Licht, ohne mechanische Aktorik umgesetzt werden. Das neue Schlechtwetter-Licht reduziert bei Regen die Reflexionen auf der Gegenfahrbahn durch gezieltes Abdimmen einzelner LED. Dies vermeidet die indirekte Blendung entgegenkommender Fahrzeuge. Das City-Licht wiederum stellt bei niedrigen Geschwindigkeiten innerorts eine besonders breite Lichtverteilung zur Verfügung. So werden schwer einsehbare Gehwege und Gefahrenbereiche bestens ausgeleuchtet. Und anhand der Daten des Navigationssystems passt sich die Lichtverteilung in Kreisverkehren, an Kreuzungen und auf Autobahnen automatisch dem Umfeld an.
Mit den 84 Leuchtdioden ist der Platz im Scheinwerfer derzeit ausgefüllt. Dabei ist die Forschung schon einen Schritt weiter. Im Verbundprojekt Mikro-AFS (Adaptive Lighting System) wollen Lichtexperten von Osram, Infineon, Daimler und anderen bis zu 1.024 Lichtpunkte hoch verdichtet in einen Halbleiter packen. Im Juli 2016 ist mit einem Prototyp zu rechnen, dann endet das Förderprojekt des BundesMINIsteriums für Bildung und Forschung.