Die weitaus meisten Motorrad-Saisonkennzeichen starten mit 04: Im April geht es in die neue Saison. Davor steht für den versierten Biker die Durchsicht der Maschine auf dem Programm. Bremsen, Reifen und Bowdenzüge brauchen nach der Winterpause besondere Pflege. Wesentlich weniger Aufmerksamkeit wird jedoch der eigenen Fitness und dem Fahrvermögen zuteil. Wie Mensch und Maschine das richtige Maß für den sicheren Saisonstart finden, darüber informiert TÜV SÜD an seinen Prüfstationen bei den Biker-Wochen im April.
Beleuchtung, Bremsen, Bowdenzüge vor der ersten Tour steht der Technik-Check. Das gehört zum Grundrepertoire jedes Bikers. Flüssigkeiten, Lenkung, Bremsen, Federung und die gründliche Reinigung stehen fest auf dem Pflegeprogramm fürs Bike. Kondition, Koordination, Konzentration seltener auf der Agenda stehen die eigenen Fahrfähigkeiten und die körperliche Fitness. Mit sich selbst sollten Biker sich jedoch noch viel früher beschäftigen als mit der Maschine und sich ordentlich auf den Saisonstart vorbereiten. Beispielsweise mit Mountainbike-Touren oder einem speziellen Fitnesstraining. "Viele Unfälle passieren in den ersten Wochen der neuen Saison, nicht zuletzt, weil sich Motorradfahrer animiert von den ersten Sonnenstrahlen überschätzen, weil das Gefühl für das Motorrad noch fehlt", sagt Lars Krause von TÜV SÜD.
Fit sein: Um das Gefühl für die Maschine und die Straße wiederzuerlangen, eignen sich am besten kurze und bekannte Strecken. Beim Saisonstart ganz besonders auf Verunreinigungen des Fahrbahnbelags achten. Gerade in Kurven können Split-Reste versteckt sein. Rückstände von Streusalz und anderer Schmutz können nicht nur bei Regen die Fahrbahn rutschig machen.
Achtung: "Im April kann es durchaus noch kalt sein. Deshalb bei den ersten Ausfahrten unbedingt auf die richtige Bekleidung achten", so Krause. Erfahrene Biker steigen schon Wochen bevor es ins neue Motorradjahr geht, öfter aufs Fahrrad. Das hilft nicht nur die Kondition nach den langen Wintermonaten zu stärken, sondern ist zudem hilfreich für Koordination und Reaktion. Die beim Motorradfahren besonders beanspruchte Muskulatur von Handgelenken, Unterarmen und Fingern bekommt man durchs Drücken eines Tennisballs wieder fit. Die allgemeine Beweglichkeit steigert man mit leichten Dauerläufen oder einem gezielten Fitnesstraining.
Funktionieren: Bevor es das erste Mal auf Tour geht, Motorrad reinigen, alle Flüssigkeiten, die Federung und die Lenkung prüfen. Auf die Reinigung folgt eine gründliche Sichtinspektion. Sitzen alle Schraubverbindungen fest, auch versteckt angebrachte? Gibt es unentdeckte Beschädigungen? Besonders im Fokus stehen die Sicherheitskomponenten, allen voran die Reifen und die Bremsen. Vor dem ersten Ausritt deshalb Pneus und Felgen, Bremsbeläge und Bremsscheiben besonders genau unter die Lupe nehmen. Bei den Belägen auf ausreichend Stärke achten. Auch die Bremsscheiben müssen ausreichend stark sein und dürfen keine tiefen Riefen oder gar Risse haben. Die Mindeststärke ist in der Regel auf den Motorrad-Bremsscheiben angegeben und kann mit einer Schieblehre von jedem selbst kontrolliert werden. Beim Check der Bremsanlage auch darauf achten, dass Hand- und Fußbremse leichtgängig sind und die Seilzüge ohne Spiel.
Kontrollieren: Ein besonderes Augenmerk gilt den Reifen. Selbst wenn Vorder- und Hinterrad in den Wintermonaten gut entlastet waren, können die Pneus schadhaft sein. Checkliste: Liegt die Profiltiefe noch bei mindestens 1,6 mm (gesetzliche Mindesttiefe)? Sind Profil und Flanken der Reifen okay sind Beschädigungen zu sehen oder gar Fremdkörper im Gummi? Sind noch alle Ventilkappen vorhanden? Auch wenn die Sichtkontrolle positiv verläuft: Länger als 6 Jahre sollten Motorradreifen nicht gefahren werden. Wärme und Sonnenlicht setzen den Pneus zu. Die Reifen "gasen" aus, sie altern, werden hart und haben damit weniger Grip. Die Folge: schlechte Bodenhaftung und deutlich längere Bremswege vor allem auch bei Nässe. Außerdem unbedingt auf genügend Puste achten. Ist der Luftdruck über den Winter übermäßig abgesackt, kann das ein Hinweis auf Schäden sein. Der korrekte Luftdruck in den Reifen wirkt sich wesentlich auf die Lebensdauer und das Fahrverhalten aus deshalb regelmäßig nachprüfen. Hinweis von Krause: "Wer sich nicht wirklich gut auskennt, sollte mit der Maschine zum Frühjahrs-Check unbedingt in die Fachwerkstatt."
Maß halten: Während der ersten Touren bewusst verhalten fahren und eher kurze Strecken ins Visier nehmen. "Sollte es doch gleich eine längere Ausfahrt sein, auf die eigenen Ressourcen achten und unbedingt Pausen einplanen", so Krause. Am besten aber eine bekannte Tour aussuchen. Auf sicherem Terrain lassen sich die eigene Fahrfähigkeit und das Gefühl für die Maschine am besten wiederfinden. Achtung beim Fahrbahnbelag: Die Straßen befinden sich nach dem Winter oft in einem desolaten Zustand. Deshalb den Belag immer im Blick haben, also die "Straße lesen", wie Biker sagen.
Mensch, Maschine, richtiges Maß: Um diese Themen geht es auch bei den Biker-Wochen vom 02. bis 30. April in den TÜV SÜD Service-Centern. Neben der fachgerechten Prüfung gibt es dann Biker-Accessoires zum Sonderpreis. Wo sich das nächstgelegene Service-Center befindet, erfährt man unter www.tuev-sued.de. Dort gibt es zudem alle weiteren Informationen rund ums Motorrad.