Der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) schlägt Alarm. Im vergangenen Jagdjahr (März 2008 bis April 2009) starben nach Angaben des Verbandes 27.000 Wildschweine im Straßenverkehr, so viele wie nie zuvor.
Die Zahl der Wildunfälle mit Rehen habe sich innerhalb von 15 Jahren um mehr als ein Viertel auf jetzt nahezu 200.000 in diesem Jagdjahr erhöht, sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Kraftfahrer sollten insbesondere im Bereich von Waldrändern und entlang unübersichtlicher Felder die Geschwindigkeit drosseln. Der Herbst sei besonders unfallträchtig, was durch die Zeitumstellung am kommenden Wochenende noch befördert werde. Unter Berufung auf Angaben des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV), wiesen DJV und der ACE Auto Club Europa darauf hin, dass 2008 knapp 257.000 Wildunfälle mit Sachschäden gemeldet worden sind. Die Schadenssumme habe rund 531 Millionen Euro betragen und liege damit um knapp 8% höher als im Vorjahr.
Beim Reh, der Wildart, die am häufigsten in Verkehrsunfälle verwickelt ist, sind laut DJV die Bestände in den letzten 20 Jahren relativ stabil geblieben. Dennoch kämen immer mehr Tiere unter die Räder, sagte DJV-Sprecher Reinwald. Eine Ursache dafür liege in der steigenden Verkehrsdichte und dem weiter wachsenden Straßennetz. Es sei daher dringend notwendig, wenigstens die Durchlässigkeit des Verkehrswegenetzes für Wildtiere zu verbessern. Nach Ansicht von ACE und DJV reicht es nicht aus, dass gegenwärtig im Schnitt nur alle 1.000 Kilometer Straße eine Querungshilfe vorhanden ist. Dies führe zur Degeneration der Bestände, die bereits beim Rothirsch nachgewiesen worden sei. Den Tieren mangele es an Raum zum Wandern, sie paarten sich immer in demselben Rudel, die Folge sei Inzucht.
"Deutschland ist auf dem Gebiet der Biotopvernetzung noch Entwicklungsland", sagte Reinwald. Zu begrüßen sei allerdings, dass noch von der Großen Koalition im Konjunkturprogramm II der Bau von 17 Grünbrücken genehmigt wurde. Die neue Bundesregierung müsse diese Politik im Sinne einer wildtierfreundlichen Verkehrswege- und Raumordnungsplanung systematisch fortführen und ein nationales Programm für den Biotopverbund auflegen.