Augusto Farfus (BRA) vom
BMW Team Germany hat in den beiden Läufen der FIA World Touring Car Championship in Anderstorp als einziger
BMW Pilot einen WM-Punkt gewonnen. Mehrere Regenschauer sorgten auf dem "Scandinavian Raceway" für wechselhafte Bedingungen, die Reifenwahl für die Saisonrennen 13 und 14 kam einer Lotterie gleich. Die
Chevrolet-Piloten Robert Huff (GBR) und Rickard Rydell (SWE) sicherten sich je einen Sieg auf der 4,025 Kilometer langen Strecke. An der Spitze der Fahrerwertung haben sich trotz der mageren Punkteausbeute in Schweden keine gravierenden Änderungen ergeben.
BMW Team Germany Pilot Jörg Müller (Hückelhoven) liegt mit 58 Punkten weiter in Front. Nur einen Zähler dahinter folgt sein Teamkollege Farfus, der seinerseits einen Punkt mehr auf dem Konto hat als der amtierende Weltmeister Andy Priaulx (GBR) vom
BMW Team UK. Mit nun 177 Punkten hält
BMW weiterhin die Spitze in der Herstellerwertung.
Auch am Sonntag spielte das Wetter die Hauptrolle in Anderstorp. 20 Minuten vor dem Start des Vormittags-Rennens ging einmal mehr ein heftiger Regenschauer auf die Strecke nieder. Die BMW Länderteams mussten sich zwischen Regen- und Trockenreifen entscheiden: Der Kurs begann bei Sonnenschein zwar abzutrocknen, die Ideallinie war jedoch in der ersten Rennhälfte weiterhin nass. Alessandro Zanardi (ITA) vom BMW Team Italy-Spain war einer der wenigen Fahrer, der Trockenreifen wählte. Jene BMW Piloten, die auf Regenreifen unterwegs waren, hatten bei diesen Mischverhältnissen Schwierigkeiten mit der Leistungsfähigkeit ihrer Pneus. Zu Anfang konnten sie das Tempo der Konkurrenz noch mitgehen. Über die Distanz bauten die Reifen jedoch unerwartet stark ab, so dass die Fahrer zunehmend mit stumpfen Waffen kämpften. Für Müller, Farfus und Priaulx wirkte sich zusätzlich das maximale Handicapgewicht von 60 Kilogramm negativ aus.
Dennoch war Priaulx als Elfter der bestplatzierte Vertreter der BMW Länderteams. Hinter ihm überquerte sein Teamkollege Fredrik Ekblom (SWE) als Zwölfter die Ziellinie. Félix Porteiro (ESP) vom BMW Team Italy-Spain lag bis zur siebten Runde noch auf dem aussichtsreichen achten Platz. Als bei abtrocknender Strecke die auf Slicks fahrenden Piloten die Oberhand erlangten, fiel der 23-Jährige allerdings noch auf Rang 14 zurück. Müller musste sich trotz eines fulminanten Starts, der ihn vom 20. auf den elften Platz nach vorn gebracht hatte, mit dem 15. Platz zufrieden geben. Unmittelbar dahinter kam Farfus ins Ziel. Zanardis Mut zum Risiko zahlte sich nicht aus: In der zweiten Kurve wurde er von einem Konkurrenten ins Kiesbett befördert und fiel vom zehnten Platz ans Ende des Feldes zurück. Von dieser Position war der Routinier nicht mehr in der Lage, den Vorteil der Trockenreifen in ein gutes Resultat zu verwandeln und wurde 20. Unmittelbar nach Rennende unterstrich ein weiterer Regenguss, wie unberechenbar die Verhältnisse an diesem Tag waren.
Ein ähnliches Bild wie im ersten Lauf bot sich auch vor dem zweiten Rennen. Wieder war die Strecke noch nass, wieder zeichnete sich eine Verbesserung der Bedingungen über die Distanz von 13 Runden ab. Diesmal wählten alle Fahrer der BMW Länderteams Trockenreifen. Porteiro ging zunächst auf Regenreifen auf die Einführungsrunde, steuerte allerdings anschließend zum Reifenwechsel die Box an und musste daraufhin aus der Boxengasse starten. Zunächst hatten die BMW Piloten einen Nachteil gegenüber ihren Rivalen auf Regenreifen. Erst ab der sechsten Runde erwiesen sich die Trockenreifen als bessere Option.
Farfus nutzte die Chance, doch noch einen WM-Punkt mitzunehmen. Von Rang 16 gestartet arbeitete er sich bis auf den neunten Platz vor. Da der achtplatzierte Robert Dahlgren (SWE/Volvo) außer Konkurrenz antrat, sicherte sich Farfus so zumindest einen Zähler. Nach ihm fuhr Müller, der als 15. ins Rennen gegangen war, über die Linie. Priaulx's Aufholjagd erhielt in der achten Runde einen Dämpfer, als er nach einem Überholversuch gegen Yvan Muller (FRA/SEAT) zwei Autos passieren lassen musste. Schließlich wurde er als 13. abgewinkt. Ekblom belegte den 14. Rang vor Zanardi und Porteiro.
Augusto Farfus (BMW Team Germany):
"Niemand im Team hat erwartet, dass wir doch noch einen Punkt aus Anderstorp mitnehmen. Wir sind im zweiten Rennen das Risiko eingegangen, auf Trockenreifen zu starten. Das hat sich ausgezahlt. Die Mannschaft hat gute Arbeit geleistet und großen Kampfgeist bewiesen. Nun freue ich mich auf mein erstes Heimspiel mit dem BMW Team Germany in Oschersleben. Die Bedingungen dürften uns dort eher entgegenkommen als es hier in Schweden der Fall gewesen ist."
Jörg Müller (BMW Team Germany):
"Das war der reinste Reifenpoker. Anders als im ersten Lauf bin ich im zweiten Rennen auf Slicks gestartet. Außerdem sind wir das Risiko eingegangen, mein Auto komplett auf trockene Bedingungen abzustimmen. Deshalb bin ich am Anfang etwas zurückgefallen, kam dann aber im Verlauf des Rennens zurück. Wäre noch eine Runde mehr zu fahren gewesen, hätte es noch mit einem Punkt klappen können."
Andy Priaulx (BMW Team UK):
"Der zweite Regenguss nach dem ersten Rennen ist leider zu spät gekommen, sonst hätte ich weiter vorn stehen können. Wir hatten mit den Regenreifen zwar die richtige Entscheidung getroffen, aber das Wetter hat uns nicht in die Karten gespielt. Der zweite Lauf begann recht gut für mich, endete dann jedoch enttäuschend. Yvan Muller vor mir war langsamer, aber ich konnte ihn lange nicht überholen. Beim entscheidenden Versuch sind wir aneinander geraten. Ich habe dabei den Schwung verloren, so dass die anderen an mir vorbeigingen. Damit waren die Punkte außer Reichweite."
Fredrik Ekblom (BMW Team UK):
"Es hat großen Spaß gemacht, wieder für BMW Rennen zu bestreiten. Das Auto lief ausgezeichnet und das BMW Team UK hat mich nach Kräften unterstützt. Im Qualifying lief es mich sehr gut. In den Rennen war hingegen nicht mehr möglich. Das nächste Mal bin ich in Monza wieder als Teamkollege von Andy Priaulx dabei. Ich hoffe, dass ich dann in den Kampf um WM-Punkte eingreifen werde."