Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen erwacht bei Besitzern von Wohnmobilen wieder die Reiselust. Erfahrungsgemäß wird spätestens mit den Osterferien der Start der Caravaningsaison eingeläutet. Wer sein Freizeitfahrzeug nach langem Winterschlaf wieder wachküsst, hat vor der ersten Ausfahrt allerdings noch einige Arbeit vor sich. "Der Wohnraum muss wieder hergerichtet und die Versorgungssysteme für den Wohnbetrieb müssen überprüft werden", beschreibt Philip Puls von TÜV SÜD in München die ersten Arbeiten. Die Basisfahrzeuge von Wohnmobilen sollten darüber hinaus mit einer Frühjahrsinspektion in einer Fachwerkstatt für die Caravaningsaison fit gemacht werden.
Aber auch der Fahrer muss sich nach der Winterpause wieder an das Urlaubsgefährt gewöhnen. Ein Wohnmobil entspricht im Fahrverhalten mehr einem Klein-Lkw als einem Pkw. "Der Schwerpunkt ist höher. Daher sind nur geringe Kurvengeschwindigkeiten möglich, sonst kann das Fahrzeug kippen", warnt Puls und "auch die Abmessungen muss man sich wieder in Erinnerung rufen".
Wurde das Reisemobil längere Zeit nicht gefahren, sollten grundsätzlich der technische Zustand, insbesondere Batterien, Beleuchtung, Bremsen, Hupe und Betriebsflüssigkeiten sowie die Gültigkeit der Prüfplakette (Hauptuntersuchung) in Augenschein genommen werden. Beim Reifenprofil sind gesetzlich 1,6 Millimeter (mm) vorgeschrieben. Besser sind 4 mm. "Unabhängig von der Profiltiefe sollten die Pneus nicht älter als sechs Jahre sein", empfiehlt Puls. Das Herstellungsdatum steht in der DOT-Nummer auf der Reifenflanke in den letzten vier Ziffern und ist so zu interpretieren: Das vorletzte Ziffernpaar steht für die Kalenderwoche, das letzte Ziffernpaar gibt das Jahr an. Wohnmobile haben meist verstärkte Reifen (Reinforced oder C-Reifen). Diese Reifen verhalten sich sehr unterschiedlich und deshalb empfiehlt es sich nicht, verschiedene Reifen auf einem Fahrzeug zu montieren. Außerdem sollte man regelmäßig den Luftdruck kontrollieren, bei zu niedrigem Luftdruck entsteht eine zu hohe Eigenreibung des Pneus, was zu Beschädigungen und sogar nicht selten zu einem Reifenplatzer führen kann.
Besonderes Augenmerk gilt darüber hinaus der Licht- und der Bremsanlage. Sie werden bei den Hauptuntersuchungen am häufigsten moniert. Weitere Fehler finden sich nach den Erfahrungen der TÜV SÜD-Sachverständigen im Bereich des Motors und der Abgasanlage (Ölverlust, eine defekte Auspuffanlage, sowie das Nichterreichen der Grenzwerte bei der Untersuchung des Abgasverhaltens).
Ganz wichtig ist der fehlerfreie Zustand der Gasanlage, mit der Herd, Heizung und Warmwasserboiler betrieben werden. Sie muss spätestens alle 2 Jahre von einem Fachmann kontrolliert werden, der eine Prüfbescheinigung ausstellt. Wenn der Wohnraum mit dem Fahrgastraum verbunden ist, wird ohne die positive Prüfbescheinigung keine HU-Plakette erteilt. Man kann die Gasprüfung allerdings auch zusammen mit der Hauptuntersuchung durchführen lassen. Gasflaschen, -kästen und die Entlüftungsöffnungen müssen frei zugänglich sein. Im Innenraum werden die Leitungen, Schläuche, Druckregler, Zündsicherungen und die Anschlüsse der Gasflaschen auf Zustand, Funktion und Dichtigkeit geprüft. Schläuche und Druckregler dürfen nicht älter als zehn Jahre sein, da ansonsten keine positive Prüfung erfolgt. "Wer mit einer nicht ordnungsgemäßen Gasanlage unterwegs ist, gefährdet seinen Versicherungsschutz und bei einem Brandschaden verlangen die Versicherungen als Erstes die Gasprüfbescheinigung zur Einsicht", schildert Puls seine Erfahrungen.
"Ist die Betriebssicherheit abgehakt, geht es an die Funktionsprüfung aller Versorgungssysteme im Wohnraum", empfiehlt der Fachmann die nächsten Schritte. Hierzu wird der Frischwassertank einmal mit dem Wasserschlauch durchgespült. Nun kann der Tank mit ausreichend Wasser für einen Testlauf befüllt werden. Als nächstes wird die Gasflasche wieder angeschlossen und die Heizung in Betrieb genommen. Der Boiler braucht einige Zeit, um sich wieder mit Wasser zu füllen. Vor dem Anschalten der Wasserpumpe sollten die im Winter geöffneten Wasserhähne in Bad und Spüle geschlossen werden. Jetzt Pumpe anschalten und jeden Wasserhahn so lange aufdrehen, bis ein stetiger Wasserstrahl heraus kommt. Die Pumpe braucht ebenfalls einige Sekunden, um die für den Winter entleerten Wasserleitungen wieder aufzufüllen. Bei diesem Test die Toilettenspülung nicht vergessen. Sollte diese einen getrennten Wassertank haben, ist auch hier einmal die Funktion zu überprüfen.
Schließlich folgt die Außenreinigung. Die ist besonders wichtig, wenn das Fahrzeug den Winter über im Freien gestanden hat. Dabei kann sich besonders auf dem Dach, an Stellen, wo Wasser schlecht abfließt, Moos bilden, das Feuchtigkeit speichert und den Lack angreift. Das Grünzeug sollte mit einem Hochdruckreiniger entfernt werden. Welche Reinigungsmittel sich empfehlen, findet sich in der Gebrauchsanweisung.