"Sag zum Abschied leise Servus": Das Team
Renault F1 will sich nicht an diese Empfehlung halten, wenn sich die Formel 1 mit dem Großen Preis von Italien am 12. September für diese Saison aus Europa verabschiedet. Im Gegenteil: Auf dem 5,783 Kilometer langen Hochgeschwindigkeits-Kurs im Königlichen Park von Monza, auf dem die Fahrer 70 Prozent einer Runde mit Vollgas zurücklegen, will die Equipe Jaune ihre gute Ausgangsposition im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft gegen die starken Verfolger weiter ausbauen.
Etwas mehr Glück vorausgesetzt als beim Großen Preis von Belgien, wo Renault F1 trotz der Poleposition von Jarno Trulli und der zeitweisen Doppelführung des Italieners und seines spanischen Teamkollegen Fernando Alonso sein Punktekonto nicht weiter aufbessern konnte, könnte das im Ferrari-Land auch gelingen. An den Fahrern soll es jedenfalls nicht liegen. "Das ist mein Heimrennen, und ich bin dadurch zusätzlich motiviert", sagte Jarno Trulli. Und Fernando Alonso ist überzeugt: "Wenn wir es schaffen, unser Auto optimal der Strecke anzupassen, werden wir sehr stark sein."
Das Team:
Fernando Alonso setzt auch für den Rest dieser für Renault F1 bisher so erfolgreichen Saison ganz auf Teamwork. Die Entscheidung, dass sein Teamkollege Jarno Trulli nur noch vier Rennen für Renault F1 fahren wird, hat daran nichts geändert. "Wir arbeiten immer noch sehr gut zusammen, und Jarno ist nach wie vor sehr wettbewerbsfähig", erklärte der Spanier. Die verpasste Chance in Spa war aus seiner Sicht nicht die Letzte für Renault F1 auf den zweiten Saisonsieg nach Monaco: "Wir werden auch in dieser Saison sicherlich noch Möglichkeiten haben, Rennen zu gewinnen."
Die Technik:
Die Motorenspezialisten von Renault F1 haben ihre Hausaufgaben mit der gewohnten Gründlichkeit erledigt. Bei den Tests vor dem Großen Preis von Italien spulten die Renault R24 über 2000 Kilometer ab, um sich auf die speziellen Belastungen des Traditionskurses einzustellen. "Monza ist ein Kurs voller Emotionen und die schnellste der aktuellen Strecken", sagt Rob White, der Technische Direktor der Motorenabteilung in Viry-Chatillon. "Die grundsätzlichen AnForderungen sind pure Leistung und absolute Zuverlässigkeit. Aber auch die aerodynamische Effizienz, die Bremsen und die Reifen spielen eine wichtige Rolle. Dieses Rennen ist eine enorme HerausForderung."
Die Fahrer:
Was für eine tolle Ausgangsposition für Fernando Alonso und Jarno Trulli: In der ersten Kurve nach dem Start des Großen Preises von Belgien lagen die Renault F1-Piloten an der Spitze – doch am Ende standen sie mit leeren Händen da. Der Spanier kreiselte nach einer Galavorstellung als Spitzenreiter auf seinem eigenen Öl von der Strecke, sein italienischer Teamkollege wurde von Handling-problemen gebremst und fiel Platz um Platz zurück. Der Trainingsschnellste kam schließlich als Neunter ins Ziel und landete damit knapp außerhalb der Punkteränge. "Das war eine große Chance, die wir da verpasst haben", meinte Fernando Alonso sichtlich enttäuscht. "Mein Auto fühlte sich wirklich perfekt an, wir waren absolut konkurrenzfähig. In Führung liegend auszufallen ist natürlich ganz besonders ärgerlich." Die Probleme von Jarno Trulli begannen nach seinem ersten Boxenstopp: "Danach verlor ich Grip an der Hinterachse und war in den Highspeed-Passagen nicht mehr schnell genug. Leider sind das in Spa die entscheidenden Stellen."
Die WM:
Im Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-weltmeisterschaft hat Renault F1 nach wie vor die besten Karten. Weil beim Großen Preis von Belgien auch die stärksten Verfolger ohne Punkte blieben, liegt die Equipe Jaune weiter auf dem zweiten Tabellenplatz hinter dem alten und neuen Champion Ferrari. Vier Rennen vor Saisonende beträgt der Vorsprung von Renault F1 vor BAR-Honda immer noch acht Punkte. Der Rest der Konkurrenz liegt noch weiter zurück: Von Williams-BMW konnte sich Renault F1 bereits 37 Punkte absetzen, von McLaren-Mercedes sogar 42 Punkte. In der Fahrerweltmeisterschaft ist Jarno Trulli weiterhin Vierter, hart bedrängt allerdings von Fernando Alonso, der als Fünfter nur einen Punkt weniger auf seinem Konto hat. Der dritte Platz ist sowohl für Trulli als auch für Alonso noch in Reichweite. Für Flavio Briatore war das nach der Enttäuschung von Spa wenigstens ein kleiner Trost. "In den restlichen Rennen", so der Geschäftsführer von Renault F1, "dürfen wir uns aber keine Schwächen mehr erlauben."