Der rein batterieelektrisch angetriebene Mercedes-Benz eActros bewährt sich seit Juli 2019 bei der Firma Logistik Schmitt im intensiven Praxistest. Insgesamt hat der eActros im Nordschwarzwald bislang rund 50.000 Kilometer zurückgelegt und 5.000 Touren mit insgesamt über 100.000 Ladungsträgern absolviert. Dabei hat er rund 30.000 Tonnen Fracht transportiert. Damit belegt der Einsatz des eActros bei Logistik Schmitt, dass der batterieelektrische Lkw die gleichen Aufgaben wie ein konventionelles Diesel-Fahrzeug erledigen kann.
Teil des mehrjährigen Tests des schweren E-Lkw im Murgtal bei Rastatt und Gaggenau ist ein für einen späteren Zeitpunkt vorgesehener Konzeptvergleich mit dem Oberleitungsprojekt eWayBW Daimler selbst plant keine Oberleitungs-Lkw. Der eActros fährt zudem bereits seit 2018 erfolgreich als Prototyp bei zahlreichen weiteren Kunden. Der Start der Serienproduktion des eActros im Werk in Wörth ist für dieses Jahr geplant.
Aufgrund der positiven Erfahrungen setzt Logistik Schmitt den eActros bereits seit Januar dieses Jahres zusätzlich auf einer neuen, anspruchsvolleren Route über die B462 ein, die weitgehend der geplanten Oberleitungs-Strecke von eWayBW entspricht. Der Start des eActros auf dieser Route war ursprünglich erst für Mitte 2021 mit einer weiterentwickelten Variante des E-Lkw vorgesehen. Die Experten von Mercedes-Benz wollen jedoch die Möglichkeit nutzen, den aktuellen Prototyp auch hier auf Herz und Nieren zu prüfen. Da der eActros allein von Batterien angetrieben wird, bietet er volle Flexibilität für kurzfristige Routenänderungen. Das neue Tagespensum liegt nun zwischen 250 und 300 Kilometer über 100 Kilometer mehr als bisher.
Während das Ladungsgewicht des eActros bislang in der Regel bei etwa vier Tonnen lag, transportiert er auf der Zusatzstrecke nun meist ein Mehrfaches davon. Der Einsatz des eActros auf der neuen Strecke stellt bereits einen ersten Schritt in Richtung des Konzeptvergleichs mit eWayBW dar. Mercedes-Benz Lkw plant die Übergabe des weiterentwickelten, seriennahen Prototyps des eActros an Logistik Schmitt für Sommer dieses Jahres. Dies haben Mercedes-Benz Lkw und Logistik Schmitt heute im Rahmen einer digitalen Veranstaltung im Unimog Museum in Gaggenau, das direkt an der B462 liegt, bekanntgegeben.
Batterie und wasserstoffbasierte Brennstoffzelle decken jeden Anwendungsfall unserer Kunden flexibel ab
Dr. Manfred Schuckert, Leiter Emissionen und Sicherheit, Daimler Nutzfahrzeuge im Bereich External Affairs: Wir fokussieren unsere Entwicklungsaktivitäten auf die beiden wirklich lokal CO2-neutralen, vollelektrischen Antriebstechnologien: Batterie und wasserstoffbasierte Brennstoffzelle. Mit diesen können wir jeden Anwendungsfall unserer Kunden mit voller Flexibilität bei den Routen abdecken. Unsere Praxistests mit dem eActros zeigen, dass der batterieelektrische Lkw hervorragend für den schweren, urbanen Lieferverkehr geeignet ist. Für Anwendungsfälle, bei denen höhere Reichweiten und Zuladungen erForderlich sind, planen wir ab 2024 den ebenfalls rein batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw eActros LongHaul in unser Serien-Angebot aufzunehmen. Für noch anspruchsvollere Einsätze wollen wir unser Portfolio in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zusätzlich um in Serie gefertigte Fernverkehrs-Lkw mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb ergänzen. Bei unserem Testprojekt im Nordschwarzwald sind wir mit dem Batterie-Antrieb bereits sehr gut unterwegs.
Mercedes-Benz eActros flexibel bei Logistik Schmitt für Just-in-time-Einsatz
Rainer Schmitt, geschäftsführender Gesellschafter von Logistik Schmitt: Wir beliefern unsere Kunden just-in-time. Im Falle von gesperrten Straßen, Baustellen oder sonstigen unvorhergesehenen Ereignissen sind wir darauf angewiesen, flexibel über Ausweichstrecken zu fahren und genau das ist mit dem eActros und seinem batterieelektrischen Antrieb möglich. So konnten wir ihn auch kurzfristig auf der neuen, zusätzlichen Strecke einsetzen. Für das Laden der Batterien können wir die bestehende Infrastruktur weiterhin nutzen der eActros benötigt lediglich eine Ladestation.
Der eActros ist bestens in unsere Flotte integriert und wir sind davon überzeugt, dass er sich auch in seinem neuen, deutlich herausFordernden Einsatzfeld beweisen wird. Der eActros ist absolut zuverlässig, hoch energieeffizient und auch unsere Fahrer sind von seinen Vorzügen gegenüber konventionellen Lkw begeistert. Dazu zählen vor allem die leise Fahrweise, das angenehme Fahrgefühl und die durchgängige Verfügbarkeit des Drehmoments bis hin zur Energierückgewinnung dank Rekuperation, so Schmitt weiter.
Anspruchsvolle Transportaufgabe auf der B462 Aufladung zwischen den Touren
Zusätzlich zu den Fahrten zwischen dem Logistikstandort in Ötigheim der Firma Logistik Schmitt und dem Werkteil Rastatt des Mercedes-Benz Werks Gaggenau, die seit 2019 laufen, fährt der eActros nun auch Touren von Ötigheim aus zum Mercedes-Benz Werk Gaggenau über die B462. Auch auf der neuen Route setzt Logistik Schmitt den eActros anstelle eines konventionellen Diesel-Lkw ein. Der eActros fährt nun täglich jeweils sechs Touren à 14 km nach Rastatt sowie sechs Touren à 28 km nach Gaggenau und damit weiterhin insgesamt zwölf Touren im Dreischicht-Betrieb. Die tatsächlich zurückgelegten Kilometer belaufen sich unter anderem aufgrund von Fahrten auf den Betriebsgeländen auf insgesamt bis zu 300 pro Tag.
Aufgeladen wird der eActros über eine mobile Ladestation zwischen den einzelnen Touren während den Be- und Entladungsvorgängen auf dem Gelände von Logistik Schmitt. Auf den Fahrten nach Rastatt transportiert der eActros Getriebegehäuse, nach Gaggenau befördert er Achskomponenten. Ab Sommer 2021 wird der weiterentwickelte, seriennahe eActros das aktuelle Fahrzeug ersetzen. Die Reichweite des bisherigen eActros-Prototyps mit einer Batterieaufladung liegt bei rund 200 Kilometer, die des neuen Fahrzeugs wird diese deutlich übertreffen.
Vergleich mit Oberleitungs-Lkw
Im Rahmen des Projekts eWayBW soll der Warentransport auf der B462 bei Rastatt mit dem Betrieb von Oberleitungs-Lkw testweise elektrifiziert werden. Hierbei sollen auch Vergleichstests des rein batterieelektrischen eActros mit den Oberleitungs-Lkw bzw. Brennstoffzellen-Lkw anderer Fahrzeughersteller stattfinden. Die Beteiligten wollen mit Fahrten auf ähnlichen Strecken wichtige Daten und Erkenntnisse für den Vergleich der jeweiligen Fahrzeugkonzepte sammeln, beispielsweise zu deren Einsatzeignung -- mit den Fahrten des eActros auf der neuen Route, die über die B462 führt, ist Mercedes-Benz Lkw hier schon jetzt aktiv.
Zusätzlich zu diesen Parallelfahrten ist auch ein Direktvergleich mit den anderen Lkw zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen. Dabei fährt der eActros für einen definierten Zeitraum die exakte Oberleitungs-Strecke im identischen Einsatz der Oberleitungs-Lkw. Dies dient der Validierung der Parallelfahrten. Beim Direktvergleich transportiert der eActros genau wie die Lkw von eWayBW Papierrollen auf der ca. 18 km langen Strecke von den Papiermühlen in Gernsbach-Obertsrot zum Logistik-Standort der Firma Fahrner in Kuppenheim.
Kein Oberleitungs-Lkw von Daimler geplant
Daimler Trucks arbeitet als globaler Hersteller an Zukunftslösungen, die weltweit schnell umsetzbar sind. Dies sieht das Unternehmen bei der Oberleitung nicht. Daimler Trucks hat mit vollelektrischen Lkw batterieelektrisch angetrieben oder von der wasserstoffbasierten Brennstoffzelle ein flexibles Konzept, bei dem die Entwicklung in großen Schritten vorangeht und mit dem die vollständige Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs gelingt.
Elektrifizierung des Daimler Truck-Portfolios mit Batterie und Brennstoffzelle
Daimler Trucks & Buses verfolgt eine nachhaltige Unternehmensstrategie und hat die Ambition, bis zum Jahr 2039 in Europa, Japan und Nordamerika nur noch Neufahrzeuge anzubieten, die im Fahrbetrieb (tank-to-wheel) CO2-neutral sind. Bereits bis zum Jahr 2022 soll das Fahrzeugportfolio von Daimler Trucks & Buses in den Hauptabsatzregionen Europa, USA und Japan Serienfahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb umfassen. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts will Daimler Trucks & Buses sein Fahrzeugangebot zusätzlich um Serienfahrzeuge mit wasserstoffbasiertem Brennstoffzellenantrieb ergänzen. Ein CO2-neutraler Transport auf den Straßen bis 2050 ist das ultimative Ziel.