Volvo hat einen Dummy zum Test seines neuesten aktiven Sicherheitssystems entwickelt. Der neue Dummy namens "Bob" repräsentiert einen Fußgänger und dient dazu, die Risiken eines Zusammenstoßes mit diesen besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern weiter zu
MINImieren. Eingesetzt wird "Bob" bei den Tests eines innovativen
Volvo Systems zum besseren Fußgängerschutz.
Dabei handelt es sich um eine weltweit einzigartige Technologie, die mittels Radar und Kamera automatisch Fußgänger erkennen kann, die plötzlich im Gefahrenbereich des Fahrzeugs erscheinen. In den aktuellen Tests werden Situationen simuliert, bei denen "Bob" beispielsweise unvermittelt hinter einem parkenden Fahrzeug oder an einer Kreuzung auftaucht. Das geschieht mit Hilfe eines Krans, der den Dummy plötzlich in das Sichtfeld des Fahrers bewegt. Aufgabe des neuen Sicherheitssystems ist es, sofort eine Notbremsung einzuleiten, falls der Fahrer nicht rechtzeitig reagiert.
Mit der Entwicklung des neuen Sicherheitssystems wollen die Volvo Experten Kollisionen mit Fußgängern vollständig verhindern oder zumindest deutlich reduzieren. "Wir haben viel Vertrauen in Bob bezüglich der Weiterentwicklung unserer aktiven Sicherheitssysteme, auch wenn es natürlich noch spannender wäre, einen Dummy zu haben, der sich selbst bewegen kann", sagt Anders Eugensson, Sicherheitsexperte bei Volvo Cars. "Bob" steht auch als Kinderdummy "Bob Junior" zur Verfügung. Demnächst wird die Dummy-Familie noch durch eine weibliche Variante erweitert. "Alle Fußgänger-Dummies dienen den Sicherheitsingenieuren dazu, neue Funktionen beim Kollisionsschutz zu entwickeln", erläutert Eugensson.
Crash-Test-Dummies spielen wichtige Rolle
Die Volvo Car Corporation setzt mehr als 100 der robusten Lebensretter ein, die immerhin bis zu 136.000 Euro pro Stück kosten. Crash-Test-Dummies spielen bei der Entwicklung automobiler Sicherheitseinrichtungen eine überaus wichtige Rolle, denn sie repräsentieren die Insassen eines Fahrzeugs. Bei ihren Untersuchungen können die Volvo Sicherheitsexperten dadurch erkennen, welche Auswirkungen Fahrzeugkollisionen auf den Menschen haben. "Die Entwicklung von neuen Dummies ist überaus komplex, denn sie sollen dem Menschen so weit wie möglich ähneln. Außerdem müssen sie sehr robust sein", sagt Lotta Jakobsson, Expertin für Biomechanik bei Volvo Cars. Zu den erfolgreichsten Dummies zählt ein Modell aus den 1990er Jahren, das schwedische Entwickler speziell für Heckkollisionen konstruierten. "Dieser Dummy verfügt über eine sehr detaillierte Wirbelsäule und wird heute weltweit eingesetzt, um Verletzungen der Halswirbelsäule zu untersuchen", erläutert Jakobsson.
19-köpfige Familie
Die Familie der Crash-Test-Dummies bei Volvo basiert auf 19 Grundtypen mit 8 Erwachsenen und 11 Kindern, von denen das kleinste nur 3 kg wiegt. Je nach Größe und Gewicht werden sie für verschiedene Crash-Test-Szenarien eingesetzt.
Die ersten Dummies wurden Mitte der 1960er Jahre entwickelt und verfügten über ein recht simples Design. Heute steht den Experten eine Vielzahl unterschiedlichster Varianten beispielsweise für Frontal-, Seiten- oder Heckkollisionen zur Verfügung. Aktuell arbeiten die Experten an der Entwicklung eines weltweiten Standard-Dummies. Im Mittelpunkt steht dabei ein Modell, das bei Seitenkollisionen eingesetzt werden soll. Die Entwicklungsarbeit dauert bereits mehr als 10 Jahre, und dies macht deutlich, welch hochkomplexes Messinstrument ein Dummy ist.
Regelmäßige Inspektion
Dummies sind täglich im Einsatz und können bis zu 5 Kollisionen absolvieren, bevor sie neu kalibriert werden müssen. Dabei durchlaufen sie eine eingehende Inspektion, beschädigte Teile werden ausgetauscht und die Modelle für die nächsten Tests vorbereitet. Für die Experten ist es wichtig, dass die durch die Dummies bei den Crashs gelieferten Werte reproduzierbar sind, sprich: Die Dummies müssen sich in den Testszenarien immer gleich verhalten. Da sie immer wieder repariert werden können, sind Dummies praktisch unzerstörbar, die Veteranen unter ihnen sind bei Volvo bereits seit über 30 Jahren im Einsatz und haben Hunderte schwerer Kollisionen absolviert.
Jeder Crashtest erFordert eine mehrtägige Vorbereitung, wobei die Dummies präzise auf ihre nächsten Aufgaben vorbereitet werden. Jedes Modell verfügt über rund 100 Messpunkte, mit deren Hilfe die Kräfte registriert werden können, die während einzelner Sequenzen eines Crash-verlaufs auf Kopf, Hals, Rückgrat, Brust, Hüfte und Beine einwirken. Diese Daten werden per Computer aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. So erhalten die Sicherheitsingenieure exakte Informationen darüber, welchen Kräften der Dummy in welcher Situation standhalten musste und wie diese Kräfte verteilt sind. Durch biomechanische Untersuchungen können die Experten zugleich erkennen, welchen Belastungen verschiedene Körperregionen standhalten, bevor es zu ernsthaften Verletzungen kommt.
Virtuelle Dummies
Heute verlassen sich die Ingenieure zunehmend auf virtuelle Dummies, die nur in Computerprogrammen existieren. Dadurch ist es einfacher, Alter, Gewicht und Größe zu variieren und so Menschen mit unterschiedlichster Statur nachzubilden. Gleichzeitig werden aber auch die Chrash-gestählten konventionellen Dummies noch lange im harten Einsatz bleiben. Gemeinsam mit ihren virtuellen Kollegen werden sie weiterhin die Entwicklung neuer Sicherheitstechnologien ermöglichen.