"Der Diesel-Partikelfilter kommt auch in der Nachrüstung", ist sich der GVA-Vorsitzende Hartmut Röhl sicher. "Der Druck der derzeit in Deutschland geführten Debatte wird früher oder später zu einer Lösung bei der steuerlichen Förderung führen." Aus Sicht des Branchenverbands des freien Kfz-Teilehandels sind einige aktuelle Beiträge zwar eher von Hysterie geprägt, doch überwiegen unter dem Strich die positiven Effekte für den freien Kfz-Service-Markt. Wenn die Förderung für 2006 und 2007 einsetzt, haben die freien Werkstätten - gestützt auf ihre leistungsfähigen Lieferanten aus dem freien Autoteilehandel und die Qualitätsprodukte der Teilehersteller - die große Chance, einen erheblichen Anteil des dann einsetzenden Geschäfts an sich zu binden. Hartmut Röhl schätzt, dass bis zu 7 Mio. Euro 2 bis 4 Diesel-Fahrzeuge für eine Nachrüstung interessant sind. Marktexperten gehen davon aus, dass sich bis zu 800.000 Kfz-Halter für die Nachrüstung eines Partikelfilters entscheiden.
Im freien Markt werden die Kosten für die Nachrüstung des Filters wohl zwischen 600 und 700 Euro liegen. Viele Fahrzeuge, deren Halter heute schon in den freien Markt abgewandert sind, werden nach Überzeugung des GVA-Vorsitzenden deshalb auch in ihrer freien Werkstatt nach Angeboten zur Nachrüstung fragen. Gerade angesichts der Erfahrungen mit der KAT-Nachrüstung in der Vergangenheit ist jedes Unternehmen im freien Kfz-Service-Markt schon heute gut beraten, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn kommt die Förderung, entsteht die Nachfrage schnell und muss bis zum Auslaufen der Förderung abgearbeitet werden. Röhl ist sich sicher: "Angesichts der derzeitigen Kaufzurückhaltung des Verbrauchers und des ohnehin erkennbaren Reparaturstaus auf den Straßen ist nicht damit zu rechnen, dass eine massenhafte Nachfrage nach dem Dieselpartikelfilter zur Nachrüstung ohne entsprechenden Vorteil bzw. Druck für den Autofahrer entsteht."
GVA-Mitglieder fertigen Dieselpartikelfilter
Die Nachrüstung von Dieselpartikelfiltern ist für den freien Markt insgesamt eine große Chance, seine umfassende Kompetenz bei der Versorgung des Verbrauchers mit hochwertigen Produkten zu absolut konkurrenzfähigen Preisen unter Beweis zu stellen. Und dies bei einem wichtigen Thema, das den zentralen Gedanken des Umweltschutzes mit technischen und wirtschaftlichen Erwägungen verbindet. Von den GVA-Industriemitgliedern halten die Unternehmen HJS in Menden und GAT in Gladbeck eigene Fertigungskapazitäten für die Nachrüstung von Dieselpartikelfiltern bereit. Beide gehören in Sachen Nachrüstung von Abgaskomponenten zu den Marktführern, HJS wurde überdies für seine innovative Technologie-Entwicklung auf dem Feld der Dieselpartikelfilter 2003 mit dem Bundesumweltpreis ausgezeichnet.
Beide Mitglieder können nach der notwendigen politischen Grundsatzentscheidung kurzfristig in die Massenproduktion der benötigten Nachrüstkomponenten einsteigen. Beide Firmen sehen zugleich ihren Schwerpunkt im freien Markt - das IAM-Geschäft überwiegt das OES-Geschäft. Die von den Unternehmen angebotene Technik unterscheidet sich allerdings voneinander. Die Abscheidung der Rußpartikel erfolgt beim Partikelfilter-System von HJS mit Hilfe des Werkstoffes "Sintermetall". GAT setzt zu diesem Zweck auf einen Keramikschaum aus Siliciumcarbid - dieser Werkstoff wird auch von den bekannten Partikelfilter-Lieferanten in der Erstausrüstung verwandt.
Als Alternative wird auch der Partikelfilter auf Sintermetall-Basis bald in der Erstausrüstung vorhanden sein: Das GVA-Mitglied Bosch hat das HJS-Know-how in Lizenz übernommen und wird ab 2006 solche Systeme anbieten.
In der Nachrüstung kommt der sog. "offene Filter"
Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Filtersystemen für Erstausrüstung und Nachrüstung besteht in ihrer Wirksamkeit. Die in der Erstausrüstung verbauten Systeme sind sog. "100-Prozent-Filter". Um weitgehend wartungsfrei zu arbeiten, müssen diese regelmäßig durch Abbrennen der ausgefilterten Rußpartikel regeneriert werden. Dieser Filtertyp sondert fast alle Partikel aus. Um aber den Vorgang der Regeneration zu steuern, ist eine separate Steuerelektronik nötig. Bei der Nachrüstung von bereits im Markt befindlichen Fahrzeugen führt dies zu deutlich höheren Kosten. Im Nachrüstgeschäft sind daher andere Toleranzen erForderlich als bei der Erstausrüstung, wobei hier der Gesetzgeber die technischen Normen bei Festlegung der steuerlichen Förderung setzen muss - deshalb "offener Filter". Bei Nachrüstung eines "geschlossenen" 100-Prozent-Filters ohne zusätzliche Steuerelektronik können vor allem im Kurzstreckenbetrieb Probleme auftreten.
Gemeinsam für ein positives Automobil-Image
Aus Sicht von Hartmut Röhl kommt es nun darauf an, die HerausForderungen anzunehmen, die die Öffentlichkeit und die MarkterFordernisse an die Unternehmen stellen. Ein wenig bedauerlich ist für den GVA-Vorsitzenden, dass durch die anfängliche Strategie der deutschen Automobilindustrie das Thema zu umgehen, die Automobilwirtschaft insgesamt einen Imageschaden erlitten hat. Röhl: "Ein rechtzeitiges Einlenken in der Debatte hätte verhindert, die Halter von Dieselfahrzeugen an den Pranger zu stellen und zu verunsichern."