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Auto News


Formel 1 Großer Preis von Australien 2018: Vorschau

Motorsport


Großer Preis von Australien 2018: Vorschau

F1 Tests 2018: Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Barcelona
Das Mercedes-AMG Petronas Motorsport Team reist zum Auftakt der neuen Formel 1-Saison. Es ist einer der beliebtesten Austragungsorte im Rennkalender.
F1 Tests 2018: Mercedes-AMG Petronas Motorsport, Barcelona

Das Mercedes-AMG Petronas Motorsport Team reist gespannt zum Auftakt der neuen Formel 1-Saison.

Toto Wolff

Wir sind heiß darauf, wieder Rennen zu fahren. Die Schritte der vergangenen Monate waren nur der Anfang auf dem Weg zum Saisonstart 2018 – vom Aufbau des Autos über das erste Anlassen bis zur Präsentation in Silverstone und den Testfahrten in Barcelona. Jetzt ist es an der Zeit, herauszufinden, was wir zu bieten haben: Wie heißt es so schön? „When the flag drops, the bullsh*t stops.”

Im vergangenen Jahr ging es sehr eng zu und es gab keinen Moment, in dem man es sich hätte leisten können, sich zurückzulehnen. Ferrari hat hart gekämpft und es gab ein echtes Duell zwischen Silber und Rot. Dieses Jahr verheißt einen vielversprechenden Dreikampf zwischen Ferrari, Red Bull und uns. Jeder in Brackley und Brixworth hat in den vergangenen Monaten extrem hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass wir mit dem bestmöglichen Boliden in diesen Kampf gehen.

Unsere beiden Fahrer scheinen mit dem neuen Auto relativ zufrieden zu sein, aber wir müssen erst noch herausfinden, wie es sich im Ernstfall schlägt. Die Verringerung bei der Anzahl der Power Unit-Komponenten bedeutet, dass die Zuverlässigkeit in der Saison 2018 erneut eine wichtige Rolle spielen wird. Bei den Testfahrten sah unsere Zuverlässigkeit gut aus, aber wir müssen vorsichtig sein, bevor wir daraus irgendwelche Rückschlüsse ziehen. Obwohl wir in Barcelona eine gute Kilometerzahl mit dem neuen Auto absolviert haben, kamen dabei viele Komponenten noch nicht einmal annähernd an die Lebensdauer heran, die sie während der Saison zurücklegen müssen.

Wir gehen die neue Saison mit der gleichen Entschlossenheit, dem gleichen Teamgeist und dem gleichen Schwung an, der uns in der Vergangenheit ausgezeichnet hat. Jeder von uns weiß, dass die letztjährigen Weltmeister-Titel Teil der Vergangenheit sind: Für die Erfolge von gestern können wir uns heute nichts mehr kaufen. Eine neue Saison fühlt sich wie die Besteigung des Mount Everest an: Wir haben es in der Vergangenheit schon erfolgreich geschafft, aber im Moment befinden wir uns zunächst nur im Basislager. Es wird ein steiniger Weg mit dem gleichen Ziel, aber unterschiedlichen HerausForderungen, die wir im Verlauf meistern müssen. Genauso wie unsere Gegner beginnen wir diese lange Saison mit null Punkten und wir müssen unser Bestes geben, um auch in diesem Jahr erfolgreich zu sein.

Feature der Woche: Die längste Reise

Es ist niemals einfach, mit dem Team von einem Land ins nächste zu reisen. Aber es ist umso schwieriger, wenn es sich dabei um eine Reise von knapp 17.000 Kilometern rund um die Welt handelt. Die beschwerliche 24-Stunden-Reise ist die längste im Formel 1-Renkalender 2018, aber sie sorgt auch für einen absolut einzigartigen Start in die neue Saison.

Die Reise in die pulsierende, umtriebige Stadt Melbourne hat sich zu einem vertrauten Auftakt für das F1-Fahrerlager entwickelt. Es ist einer der beliebtesten Austragungsorte im Rennkalender, was die Anreise ein wenig einfacher gestaltet, und es liegt stets ein gewisses Gefühl von Aufregung und Erwartung in der Luft.

Während Melbourne ein fantastischer Ort ist, um in die neue Saison zu starten, stellt der Transport eines Formel 1-Teams dorthin eine Mammutaufgabe dar. Mehr als 100 Teammitglieder aus unseren Werken in Brackley und Brixworth werden am ersten Rennwochenende in Australien vor Ort sein. Das bringt die gleiche Anzahl an Flügen mit Zwischenstopps in Abu Dhabi oder Singapur mit sich sowie eine Flotte von 25 Mercedes-Benz Fahrzeugen, die organisiert werden muss.

Der Formel 1-Reisezirkus besteht aber natürlich nicht nur aus Menschen. Damit ein Formel 1-Team ein Rennwochenende absolvieren kann, wird eine Vielzahl an Ausrüstungsgegenständen benötigt und dann gibt es selbstverständlich auch noch die kleine, aber feine Aufgabe, die neuen Autos von einer Seite der Welt auf die andere zu befördern...

Insgesamt müssen 40 Tonnen an Luftfracht und 23 Tonnen an Seefracht nach Melbourne transportiert werden. Angefangen bei Standardelementen wie Stühlen, Tischen, Boxenwänden und der Dekoration für die Hospitality bis hin zu komplizierteren Dingen wie Anlassern, dem Kommandostand und dem kompliziertesten Werk von allen: dem neuen F1 W09 EQ Power+. Die Autos und ihre Komponenten gehören zur Luftfracht, die vergangene Woche auf die Reise nach Melbourne geschickt wurde und die am Sonntag angekommen ist. Schwerere Gegenstände wie etwa Reifen oder Grid-Trollies gehören zur Seefracht, die einem ganz eigenen Zeitplan folgt...

Von der Seefracht gibt es verschiedene Sätze, so dass sie zur gleichen Zeit zu verschiedenen Zielorten in aller Welt versendet werden kann. Bei jedem Rennen gibt es drei 40-Fuß-Container mit Seefracht. Für Australien wurden diese bereits Mitte Januar verschifft, so dass sie am vergangenen Freitag rechtzeitig in Melbourne ankamen.

„Wir haben ein Aufbauteam in Melbourne, das die Seefracht, die schwere Ausrüstung und die Boxenwände bei ihrer Ankunft am Freitag ausgeladen hat“, erklärt der Leiter des Frachtteams Mark Shepherd.

„Sie bauen über das Wochenende das Gerüst der Box auf und sobald die gesamte Luftfracht angekommen ist, laden das Rennteam und die Boxentechniker alles aus und befüllen den Rest der Box mit all den Autos, Fahrzeugteilen und anderem Equipment.“

Für die Abteilung, die für die Anreise der Teammitglieder und den Transport der Fracht zuständig ist, ist Australien ein Rennen wie jedes andere – einmal davon abgesehen, dass es eben länger dauert, bis alles und jeder dort angekommen ist. Mark trifft es am besten, wenn er sagt, dass alle Rennen „ihre Eigenheiten“ besitzen, es aber „ein ähnlicher Ablauf ist, egal wo man sich auf der Welt befindet“.

So weite Reisen Fordern jedoch vom menschlichen Körper einen Tribut. Deshalb ist eine genaue Vorbereitung entscheidend. Wer die lange Reise nach Melbourne auf sich nimmt, muss sich in der bestmöglichen Verfassung befinden. Schließlich kann es die Leistung eines hochqualifizierten Rennteams beeinflussen, wenn man sich nicht an die überwältigende Zeitverschiebung von elf Stunden anpassen kann.

Es gibt eine Reihe an Vorgehensweisen und Techniken, um dabei zu helfen. Pro Stunde an Zeitunterschied gibt es eine Verschiebung um 24 Stunden, um sich an den neuen Ort anzupassen. Das bedeutet, für die Reise von Brackley nach Melbourne würde es elf Tage dauern, um sich ohne weitere Maßnahmen ordentlich an die neue Zeitzone anzupassen.

Die Teammitglieder erhalten einen Schlafplan, um ihre innere Uhr an die neue Zeitzone zu gewöhnen. Einige passen sich in den Tagen vor dem Flug schrittweise daran an und die Teammitglieder, die in Brackley bleiben, das Team aber nach australischer Zeit aus der Zentrale unterstützen, haben ebenfalls einen eigenen Plan, um sich anzupassen.

Anhand dieser Schlafpläne werden die Flüge nach Australien bestmöglich ausgewählt. Das perfekte Szenario ist dabei leider nicht immer möglich. Aber es wird davon ausgegangen, dass sie auf dem Flug mit der Anpassung an die australische Zeit beginnen können. Es gilt, zur nächtlichen Zeit in Australien zu schlafen und zur gleichen Zeit wie am Zielort zu essen.

Es wird empfohlen, nur leichtes Essen zu sich zu nehmen und viel zu trinken. Nach der Landung gilt es, die Zeit im Hellen und Dunkeln zu beachten, aber auch die Mahlzeiten, die Zeitpunkte dieser und das Maß an Training (das Team bringt auch einen Physiotherapeuten und Trainer mit nach Melbourne) im Auge zu behalten.

Die Fahrer folgen diesen Plänen natürlich ebenso und gehen dabei sogar noch einen Schritt weiter, um auf die sieben anstrengenden Stunden, die sie auf der Strecke erwarten, bestmöglich vorbereitet zu sein. Sie absolvieren nur leichtes Training, was dabei hilft, sich schneller zu akklimatisieren. All das notwendige Training wurde bereits abgeschlossen, bevor sie einen Fuß in den Flieger setzten.

Einige Teammitglieder würden die längste Reise des Jahres möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt bevorzugen. Aber der Auftakt beim Australien Grand Prix bedeutet auch, dass sich jeder noch etwas frischer und voller Energie fühlt, bevor im Laufe der Saison allmählich eine gewisse Ermüdung einsetzt.

Obwohl die Fahrzeugvorstellung und die Testfahrten im Vorfeld des Australien Grand Prix eine anstrengende Zeit darstellen, stehen die Leute dem positiv gegenüber, weil sie heiß darauf sind, wieder an die Strecke zu reisen und Rennen zu bestreiten – und sie müssen nicht mehr lange darauf warten.


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