Fahrer und Techniker von
Renault F1 blicken voraus auf den Grand Prix von Japan in Suzuka.
Jacques Villeneuve: "Wir stellen uns hoch motiviert dem Kampf um den zweiten Rang"
Jacques, dein Formel 1-Comeback am Steuer eines Renault R24 war ein Erfolg. Wie fühlst du dich nun vor Beginn des Großen Preises von Japan?
Jacques Villeneuve: Ich kenne die Strecke wirklich sehr gut. Während ich mich in China noch immer an das für mich ungewohnte Auto gewöhnen musste, können wir nun von Beginn an angreifen und am Set-up meines Renault R24 arbeiten. Während des Shanghai-Grand Prix sind mir schon zahlreiche Dinge eingefallen, die ich an meinem Rennwagen noch verbessern möchte. Und so viel kann ich versprechen: Ich werde nicht noch einmal kurz nach dem Start so viele Plätze durch Unerfahrenheit verlieren!
Wie würdest du die Strecke von Suzuka beschreiben?
Jacques Villeneuve:
Dieser Grand Prix-Kurs gehört ohne Zweifel zu den schwierigsten der gesamten Saison. Insbesondere die Art und Weise, wie die verschiedenen Kurven ineinander übergehen, stellt eine echte HerausForderung dar. Dennoch lässt sich diese Strecke sehr schön fahren – so lange du ein Auto hast, das präzise einlenkt und einen fließenden Rhythmus erlaubt. Der Asphaltbelag erweist sich an einigen Stellen immer wieder als ziemlich rutschig, dadurch kann es natürlich haarig werden. Piloten mit einem ebenso exakten wie sanften Fahrstil haben einen klaren Vorteil. Für eine schnelle "Chaos-Runde" musst du mental aggressiv, am Volant aber sehr vorsichtig agieren.
Welches Ziel habt ihr euch selbst gesetzt?
Jacques Villeneuve:
Ich persönlich will mir jene WM-Punkte zurückholen, die ich in Shanghai verschenkt habe. Der Grand Prix von Japan ist traditionell ein sehr anspruchsvolles Rennen. Jede einzelne Runde hält ein paar heiße Momente bereit, denn wir sind mit viel Abtrieb in den vielen schnellen Kurven ziemlich flott unterwegs, müssen aber oft zur gleichen Zeit Bremsen und Lenken. Um dabei das nötige Vertrauen ins Auto aufzubauen, bedarf es schon eines sehr stabilen und ruhigen Fahrverhaltens. Wenn wir das Handling perfekt abstimmen können, sollten wir auf jeden Fall WM-Zähler sammeln. Wir alle – das Team und ich – sind auf jeden Fall total motiviert, für Renault den zweiten Rang in der Konstrukteurs-Wertung zurückzuerobern.
Fernando Alonso: "Wir müssen unsere Performance perfekt auf den Punkt bringen"
Fernando, wie gefallen dir Formel 1-Rennen in Japan?
Fernando Alonso:
Gleich hinter Spa-Francorchamps ist der Grand Prix-Kurs von Suzuka für mich die zweitschönste Rennstrecke im gesamten Formel 1-Kalender. Wir Fahrer werden dort ziemlich herausgeFordert. Zugleich ist dieser Kurs eine sehr technische Angelegenheit: Nur wer sein Auto perfekt abstimmt, mit einer optimalen Lenkpräzision für die Vorderachse und einem stabilen Heck, der findet das notwendige Vertrauen, um wirklich schnell zu sein. Besonders in den flotten, oftmals nicht einsehbaren Kurven müssen wir Piloten Risiken eingehen – das macht Spaß. Wir wagen uns mehr ans Limit. Wer sich da nicht eins fühlt mit seinem Monoposto, der hat keine Chance.
Welcher Abschnitt stellt dich vor die größte HerausForderung?
Fernando Alonso:
Die komplette Strecke ist enorm anspruchsvoll, doch die "Esses" halte ich für die schwierigste Passage in der Formel 1 überhaupt. Zehn bis 15 Sekunden lang folgt ein schneller Richtungswechsel nach dem anderen – das strengt auch physisch enorm an, denn dir bleibt keine Zeit zur Erholung. Hier wird sich wieder zeigen, welche Fahrer wirklich fit sind und welche nicht. Es gibt nur eine einzige perfekte Ideallinie durch diesen Abschnitt. Du musst deinen Wagen vor jeder Kurve bereits perfekt für die darauffolgende ausrichten – nur so bist du wirklich schnell.
Welches Ergebnis rechnest du dir in Suzuka aus?
Fernando Alonso:
Bereits nach dem Grand Prix von China habe ich gesagt, dass die fünf WM-Punkte, die ich in Shanghai erringen konnte, am Saisonende noch einmal richtig wichtig werden – und dies meine ich speziell im Hinblick auf die beiden letzten Rennen. Sowohl der Große Preis von Japan in Suzuka als auch die Formel 1-Rennstrecke in Brasilien sollten unserem Renault R24 liegen. Wir haben bei der Entwicklung unseres Autos in den vergangenen Monaten große Fortschritte erzielt, es ist jetzt wesentlich konkurrenzfähiger und konstanter als noch zu Beginn des Jahres. Aber wir müssen die richtige Reifenmischung von Michelin finden, das Potenzial der Pneus dann optimal ausnutzen und uns perfekt vorbereiten, um bei der Musik zu sein. Wir stehen vor keiner leichten Aufgabe. Doch ich bin motiviert wie noch nie, BAR zu schlagen – speziell bei ihrem Heimspiel in Japan.
Bob Bell: "Unsere Motivation kennt keine Beispiele. Wir werden kämpfen bis zur Erschöpfung!"
Bob, Renault wurde in China von BAR klar geschlagen. Die Möglichkeiten, in der Schlussphase dieser Saison weitere Fortschritte bei der Entwicklung des Renault R24 zu machen, sind limitiert – habt Ihr gegen Eure Hauptrivalen überhaupt noch eine Chance?
Bob Bell:
Ich denke, wir werden bei den letzten beiden Formel 1-Läufen dieses Jahres wesentlich konkurrenzfähiger sein, als dies noch in Shanghai der Fall war. In China funktionierte das Fahrzeug unserer Konkurrenten besser, und wir mussten uns dem schnelleren Gesamtpaket geschlagen geben – obwohl beide Piloten des Renault F1-Teams wirklich ihr Bestes gegeben haben und speziell Fernando Alonso eine makellose Vorstellung ablieferte. Doch ich gehe davon aus, dass das Pendel des Erfolgs nun wieder zu unserer Seite herüberschwingt. Wir begehen nicht den Fehler, BAR zu unterschätzen. Aber wir werden ihnen ein hartes Rennen liefern.
Wie zufrieden waren Sie mit der Vorstellung, die Jacques Villeneuve in China abgeliefert hat?
Bob Bell:
Das war eine äußerst viel versprechende Darbietung, denn er attackierte von der Start- bis zur Schlusslinie – genau das, was wir von ihm erwartet haben und was unser Team in dieser Phase der Saison braucht. Jetzt versteht er auch, wie ein Grand Prix-Rennen im Jahr 2004 in punkto Strategie und Taktik aussieht. Ich bin mir sicher, dass wir von Villeneuve in den kommenden beiden Läufen noch viel erwarten dürfen – zumal nun Strecken bevorstehen, die er bestens kennt.
Sie sind also zuversichtlich, dass das Duell um den zweiten Rang in der Markenwertung noch nicht entschieden ist?
Bob Bell:
Wer uns kennt, der weiß, dass wir niemals aufgeben. BAR ist ein ernst zu nehmender Gegner, sehr engagiert. Es wird nicht leicht, dieses Team noch vom zweiten Platz in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft zu verdrängen. Doch das Duell geht erst jetzt in seine entscheidende Phase. Niemand bei Renault F1 hat den Kampf aufgegeben. Sollten wir BAR in Japan schlagen, liegen sie weiterhin knapp hinter uns. Unser Ziel ist einfach: Wir versuchen, so viele WM-Punkte wie nur irgend möglich zu sammeln. Unsere Motivation kennt in der Formel 1 keinen Vergleich. Wir werden angreifen bis zum Umfallen."
Denis Chevrier, Leiter der Motorenentwicklung
In Suzuka muss ein Formel 1-Triebwerk zwei AnForderungen zugleich erfüllen: Es sollte zum Einen reichlich Leistung und Drehmoment produzieren. Zum Anderen muss es von seiner Charakteristik so ausgelegt sein, dass es in den schnellen Kurven die Balance nicht beeinträchtigt und zu einem stabilen Handling beiträgt.
Typisch für Suzuka sind die durchgehend hohen Drehzahlen. In dieser Hinsicht gehört der Kurs zu den fünf härtesten der Saison. Das Auto befindet sich hier ständig entweder in einer schnellen Kurve oder beschleunigt aus einer langsamen Kehre heraus durch alle Gänge hoch. Das bedeutete, dass sich die Drehzahlen auch an solchen Stellen – etwa der "Spoon"-Haarnadel oder der Schikane – auf hohem Niveau bewegen. Diese Eigenart sorgt gemeinsam mit der 16-sekündigen Vollgaspassage zwischen "Spoon" und der Schikane für den zweithöchsten Spritverbrauch des Jahres.
Die lang gezogenen Kurven von Suzuka und ganz besonders die "Esses" auf der Rückseite des Fahrerlagers stellen die Balance des Chassis auf eine harte Probe. Der Motor spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle, da er zwischen den Richtungswechseln seine Kraft so sanft und progressiv wie möglich abgeben muss. Außerdem arbeiten wir daran, die Gangwechsel so glatt wie möglich zu gestalten, um die Balance nicht zu stören. Jeder Arbeitsvorgang rund um das Triebwerk muss so flüssig ablaufen, wie es geht. Jede Unruhe im Auto wird mit brutalem Zeitverlust bestraft.
Natürlich versuchen wir alles, den Fahrer bei dieser Aufgabe zu unterstützen, indem wir Motor und Getriebe entsprechend konfigurieren. So wählen wir für einen Sektor wie die "Esses" die Getriebeübersetzungen so aus, dass der Motor während der kurzen Beschleunigungsphasen zwischen den Kurven im optimalen Drehzahlbereich läuft. Dabei ist ein breites nutzbares Drehzahlband natürlich von Vorteil, da es vielleicht sogar die Möglichkeit eröffnet, diese Passage ohne Herunterschalten zu nehmen – was wiederum der Balance sehr zugute käme.
Zu guter Letzt richten wir auch immer einen Blick auf das Wetter, denn nicht selten regnet es in Suzuka. Auf einer rutschigen Fahrbahn gewinnt die gute Fahrbarkeit des Triebwerks – die hier ohnehin das A und O darstellt – nochmals an Bedeutung.