Das Schleudertrauma ist die häufigste Verletzungsart bei Verkehrsunfällen und verursacht EU-weit jährliche Behandlungskosten von mehr als 10 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren konnte der ADAC als Vorreiter mehrfach nachweisen, dass es erhebliche Qualitätsunterschiede bei Sitzsystemen gibt. Jetzt wurde beim Crashtest-Konsortium EuroNCAP unter Federführung des ADAC ein europaweit-einheitliches Testverfahren entwickelt. Die ersten Ergebnisse: Viele Sitzsysteme von Neufahrzeugen bieten nach wie vor keinen ausreichenden Schutz vor einem so genannten HWS- (Halswirbelsäulen) Schleudertrauma bei einem Auffahrunfall.
Dies hat ein aktueller Test ergeben, den EuroNCAP-Partner aus Schweden und England nach dem neuen Testverfahren mit verschiedenen Sitzsystemen von 28 Fahrzeugen durchgeführt haben. Mangelhafte Ergebnisse lieferten die Sitze von BMW 5er und VW Fox ab. Testsieger wurden die Systeme von Volvo (V50 und S80) und Saab 9-3.
Bemängelt wurde bei den beiden Testverlierern aus Deutschland vor allem die Position der Kopfstütze. Sowohl beim VW Fox als auch beim 5er BMW - geprüft wurde beim BMW die Grundausstattung ohne aktive Kopfstütze und Multifunktionssitz - ist die Kopfstütze viel zu weit vom Kopf entfernt. Dadurch, und weil die Kopfstütze zu nachgiebig ist, wird beim Heck-Crash der Kopf stark zurück und dann nach vorne gestoßen. Dabei findet eine starke Überdehnung der HWS statt. Auch die Sitze von Audi A4 und Mercedes C-Klasse enttäuschten mit dem Resultat "ausreichend". Am besten funktioniert das Whiplash Protection System (WHIPS) von Volvo: Hier steht die Kopfstütze dicht am Hinterkopf. Zusammen mit der Lehne fängt sie den Stoß über ein Energie-Absorbtionselement derart ab, dass keine Überdehnung der HWS stattfindet.
Dieses neue, umfangreiche Testverfahren soll bereits in einigen Monaten direkt in die Chrashtest-Bewertung von EuroNCAP einfließen. Geprüft wurde neben der Statik und Bedienbarkeit die Sicherheit beim Heckaufprall mit mehreren Geschwindigkeiten zwischen 30 und 50 km/h.