Die Bosch-Gruppe will ihr Engagement in China deutlich ausbauen. Das kündigte Franz Fehrenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, bei einer Pressekonferenz anlässlich der Eröffnung eines neuen Entwicklungs- und Fertigungsstandorts in Wuxi an. "Bosch setzt auf China. Wir sehen hier ein Kernland für unser Geschäft in der ganzen Region Asien/Pazifik", so Fehrenbach. Am rund 300.000 Quadratmeter großen Standort Wuxi, rund 200 Kilometer westlich von Shanghai, wird Bosch bis 2007 rund 200 Millionen Euro in die Produktion und Entwicklung modernster Diesel-Systeme investieren. Für die Volksrepublik China sind zwischen 2005 und 2007 Investitionen von insgesamt rund 650 Millionen Euro vorgesehen. Bis 2004 hatte Bosch bereits rund 550 Millionen Euro für den Auf- und Ausbau der chinesischen Aktivitäten ausgegeben. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich dort die Anzahl der Bosch-Fertigungsstandorte von 10 auf 20 verdoppelt.
Ziel ist es, das China-Geschäft weiter nachhaltig zu stärken: "In diesem Jahr wird der Umsatz unserer Gesellschaften in China voraussichtlich 1,2 Milliarden Euro übertreffen. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr, vergleichbar gerechnet, ein Plus von 20 Prozent", so Fehrenbach. Bis 2007 will Bosch den Umsatz der Gesellschaften in China auf dann 2,5 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Dies gilt auch für das Einkaufsvolumen, das derzeit bei rund 670 Millionen Euro liegt. Im selben Zeitraum soll auch die Anzahl der Mitarbeiter von aktuell rund 14 000 auf nahezu 18 000 steigen. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auch auf lokale Führungskräfte.
Ausbau in China unterstützt Wachstum in der Region Asien/Pazifik
Die China-Pläne sind ein wesentlicher Bestandteil der Asien/Pazifik-Strategie von Bosch. Fehrenbach: "In der Region Asien/Pazifik werden wir in diesem Jahr einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro erzielen - genau fünfmal so viel wie noch vor zehn Jahren." Zukünftig will Bosch die Präsenz in dieser Wachstumsregion weiter ausbauen: "Der Anteil der Region Asien/Pazifik an unserem weltweiten Umsatz liegt derzeit bei 14 Prozent. In zehn Jahren sollen es 25 Prozent sein." Bosch investiert beispielsweise in Indien bis 2007 rund 100 Millionen Euro in die Produktion von Common-Rail-Dieselsystemen. In Südkorea sind bis 2010 Ausgaben von rund 100 Millionen Euro für neue Dieseltechnik-Produkte vorgesehen.
Bosch ist im Bereich Kraftfahrzeugtechnik in China nun mit drei technischen Zentren in Shanghai, Suzhou und Wuxi vertreten und verfügt über ein flächendeckendes Vertriebs- und Kundendienstnetz mit acht Verkaufsniederlassungen und mehr als 430 Autoservice-Stationen. "Wie die meisten Branchenexperten erwarten wir, dass sich China in der Rangliste der Automobil produzierenden Länder weiter nach vorn schiebt - voraussichtlich schon in sechs Jahren auf Platz zwei hinter den USA, aber vor Japan und Deutschland", so Fehrenbach. Insbesondere will Bosch am überdurchschnittlichen Wachstum der chinesischen Hersteller teilhaben, die in den kommenden Jahren verstärkt auch in das internationale Geschäft einsteigen werden. "Wir wollen diese Entwicklung begleiten - mit 'Technik fürs Leben', wie unser Slogan heißt. Denn unsere Innovationspolitik ist ausgerichtet auf Ressourcen- sowie Umweltschonung und stimmt mit den erklärten Zielen der chinesischen Umweltbehörde überein." Bosch hat sich bereits seit den 70er Jahren mit dem so genannten "3-S-Programm" das Ziel gesetzt, das Autofahren noch sparsamer, noch sauberer und noch sicherer zu machen.
Dieselsysteme und ESP: für mehr Umweltschutz und Sicherheit
Deswegen sieht Fehrenbach bei der Einführung modernster Dieselsysteme in China gute Chancen. Für den "Clean Diesel" spreche vor allem der niedrige Verbrauch und die gute Umweltbilanz: "In Westeuropa ist bereits jeder zweite neue Personenwagen ein Selbstzünder. In China ist dieser Anteil derzeit noch sehr gering. Er könnte sich aber in den kommenden zehn Jahren auf rund 15 Prozent erhöhen." Mit einem zunehmenden Dieselanteil könne die Abhängigkeit Chinas von Rohölimporten deutlich verringert und der Kohlendioxid-Ausstoß gesenkt werden. Damit komme das Land zugleich den Zielen des Kyoto-Protokolls näher. Fehrenbach ist sich sicher, dass die elektronisch gesteuerte Dieseleinspritzung mehr und mehr den chinesischen Markt bestimmen wird: "Das ist eine Chance für den Umweltschutz, aber auch für unser neues Werk in Wuxi."
Neben modernsten Dieselsystemen erwartet Bosch in China vor allem auch beim Elektronischen Stabilitätsprogramm ein erhebliches Wachstum. Fehrenbach: "2004 waren in China erst zwei Prozent aller neu produzierten Personenwagen mit ESP ausgerüstet. 2009 könnten es schon zehn Prozent sein." Grund dafür ist das zunehmende Sicherheitsbedürfnis. Derzeit ist die Zahl der Verkehrstoten in China noch mehr als doppelt so hoch wie in Europa, und das bei einer wesentlich geringeren Verkehrsdichte. Mit Systemen wie dem ESP und dem Diesel helfe Bosch, den Unfall- und Umweltschutz in China deutlich zu verbessern.
Bereits 1909 gründete Bosch eine erste Handelsniederlassung in China. 1926 öffnete die erste Autoservice-Station in Shanghai. Bosch ist heute in China mit allen Unternehmensbereichen vertreten. Das Unternehmen steuert seine Aktivitäten über eine Holding in Shanghai, 13 Tochtergesellschaften, sechs Gemeinschaftsunternehmen und sechs Vertriebsgesellschaften.