Bio-Kraftstoffe können die Kraftstoffversorgung in Zukunft nicht alleine garantieren. Aber in den nächsten Jahrzehnten wird es ohne den Sprit aus Wald und Flur nicht gehen, sagt die Prüforganisation DEKRA. Sie hat in einer Studie die Nachhaltigkeit der einzelnen Bio-Sprit-Verfahren untersucht.
Die Bio-Kraftstoffe der so genannten 2. Generation, die nicht mehr direkt in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, werden erst in 5 bis 7 Jahren marktreif sein und dann für mehrere Jahrzehnte eine wichtige Rolle spielen. Für Deutschland wird vor allem den BtL-Verfahren (Biomass-to-Liquid) ein großes Potential bescheinigt, bei denen Biomasse zu flüssigem Kraftstoff umgewandelt wird. Das sind wesentliche Ergebnisse einer internen Studie der Prüforganisation DEKRA, in der sie die Nachhaltigkeit von Bio-Kraftstoffen untersucht. Im Vorfeld des World Mobility Forums in Stuttgart (28. Januar) veröffentlicht DEKRA Teilergebnisse.
Die Bio-Kraftstoffe der 1. Generation entstehen aus pflanzlichen Ölen oder Zuckern und konkurrieren deshalb direkt mit der Lebensmittelproduktion. Sie sind umstritten, aber momentan noch unverzichtbar: Ohne sie wird man kurzfristig den CO2-Ausstoß nicht wie politisch geFordert senken können. Die Bio-Kraftstoffe der 2. Generation hingegen werden aus Zellulose hergestellt, die aus Pflanzenresten oder Holz gewonnen wird. Sie stehen nicht unmittelbar in Konkurrenz zu Lebensmitteln, sie verwerten zudem die gesamte Pflanze, also auch die Abfälle.
Der Bio-Sprit der 2. Generation wird dennoch nicht dauerhaft den Kraftstoff-Durst der Autos stillen können. Biomasse aus Wald und Flur wird zum begehrten Rohstoff werden, denn die Kunststoff- und Chemieindustrie setzt ebenfalls auf den Grundstoff als Alternative zum Erdöl. "Dies wird langfristig den Preis für Biomasse und damit den Preis für die Kraftstoffe in die Höhe treiben", kommentiert Prof. Dr.-Ing. Christian Berg, der das Projekt bei der DEKRA Umwelt GmbH leitet. "Ein Einsatz des Grundstoffes in der Stromerzeugung und Kraft-Wärme-Kopplung verspricht zudem höhere Wirkungsgrade."
Die Verfahren der 2. Generation sind außerdem nicht pauschal als nachhaltig zu bezeichnen. DEKRA hat im Rahmen der Studie einen Kriterienkatalog entwickelt anhand dessen die Verträglichkeit von Bio-Sprit-Verfahren für Menschen, Umwelt und Wirtschaft geprüft werden. So gilt es, die Auswirkungen der Landnutzung beispielsweise auf Wasserhaushalt, Nahrungsmittelproduktion oder den Ausstoß von Treibhausgasen zu betrachten. Gemäß der DEKRA Studie wird mittelfristig ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für Bio-Kraftstoffe unverzichtbar sein.
Anlass für die Studie sind die weltweiten Forschungen zum Thema Bio-Kraftstoffe. Die Gründe dafür sind das wachsende Umwelt- und Klimabewusstsein, die Preisentwicklung des Erdöls sowie die Begrenztheit fossiler Ressourcen. Die DEKRA Umwelt GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Stuttgarter Prüfkonzerns DEKRA, hat es sich deshalb zum Ziel gesetzt, Bio-Kraftstoffe auf ihre Nachhaltigkeit hin zu untersuchen.