Gute Nachricht für alle Besitzer von
Mercedes-Benz Klassikern der 50er und frühen 60er Jahre: Das
Mercedes-Benz Classic Center bietet ab sofort neue Bremsgeräte des Typs ATE T50 und T50/12 für historische
Mercedes-Benz wie zum Beispiel den 190 SL (W121), den 300 SL (W198), den 300 Sc (W188) oder die Ponton-Modelle an. In einer der aufwändigsten Nachfertigungsaktionen hat der Original-Teilebereich des
Mercedes-Benz Classic Centers in enger Zusammenarbeit mit der Continental Teves AG & Co. oHG Bremsgeräte neu aufgelegt. "Komplette Bremsgeräte sowie die Einzelteile und Reparatursätze waren vom Hersteller seit mehreren Jahren nicht mehr erhältlich, deshalb wurde die Neukonstruktion notwendig", sagt Stephan Bornert, Produktmanager Technik für
Mercedes-Benz Original-Teile im
Mercedes-Benz Classic Center.
Das aus 96 Präzisionsteilen bestehende Bremsgerät T50 zählt zu den kompliziertesten Sicherheitsbauteilen historischer Mercedes-Benz Automobile. Es sorgt dafür, dass der Pedaldruck des Fahrers in den Hydraulikleitungen des Bremssystems so verstärkt wird, dass der Wagen rasch und sicher zum Stehen gebracht wird. Was jedoch nicht alle Klassiker-Besitzer wissen: Das Bremsgerät zählt zur Kategorie der sicherheitsrelevanten Verschleißteile, bei denen sich der Verschleiß schleichend einstellt. Nur den wenigsten Fahrern fällt auf, dass sie mit ihrem Bremsgerät nicht mehr optimal bremsen. Sie haben sich an den stetig und langsam gestiegenen Pedaldruck gewöhnt – ohne zu bemerken, dass sich dabei auch der Bremsweg verlängert und sie deutlich mehr Kraft für eine mögliche Vollbremsung benötigen.
Aufgrund von Erfahrungswerten geht das Mercedes-Benz Classic Center davon aus, dass rund 80% aller derzeit im Einsatz befindlichen Bremsgeräte in den Oldtimern der 1950er und 1960er Jahre verschlissen sind. Selbst wenn Ersatzteile, zum Beispiel eines der wichtigsten Bauteile, der so genannte Kolben, noch erhältlich wären, könnte durch einen Tausch die einwandfreie Funktionsfähigkeit und Sicherheit nicht gewährleistet werden. Der Grund ist die Vielzahl der unterschiedlichen und exakt aufeinander abgestimmten Teile. Dennoch ist gerade dieses zentrale Teil als abenteuerliche Eigenkonstruktion vor allem auf Oldtimer-Märkten zu finden: Angeboten werden Behelfskolben, bestehend aus Gummischeiben, die zwischen zwei Blechplatten verschraubt sind und selbst den Schriftzug A.T.E. tragen – wenn auch nur handschriftlich. Die Frage nach der Funktionsfähigkeit eines Bremsgerätes mit eingebautem "Behelfskolben" wurde beim Hersteller bereits im ersten Test beantwortet: Diese vermeintlichen Ersatzteile konnten der Qualitätsprüfung nicht standhalten.
Folgerichtig wurde im Mercedes-Benz Classic Center die Entscheidung getroffen, das komplette Bremsgerät als Neukonstruktion wieder aufzulegen, anstatt einzelne Komponenten nachzufertigen. Untermauert wurde diese Entscheidung durch die Beobachtung, dass auch ein beträchtlicher Teil der Bremsgerätgehäuse und eine Vielzahl weiterer Komponenten infolge Alterung ebenfalls nicht mehr den SicherheitsanForderungen genügten.
Die Neufertigung allerdings brachte weitaus mehr Arbeit und Organisationsaufwand als ursprünglich vermutet mit sich. Als im Jahr 2003 der Startschuss für die Neukonstruktion fiel, war klar, dass nur der Hersteller des historischen Originalaggregats die Kompetenz aufweist, den Neubau nach Originalspezifikation in die Hand zu nehmen. Ein beträchtlicher Teil der Konstruktionszeichnungen musste neu erstellt werden, um auch den A.T.E.-Zulieferern konkrete Vorgaben machen zu können. Die nächste Schwierigkeit auf dem Weg zum T50-Neubau ergab sich beim Thema Zulieferer: Ein Teil der Firmen existiert heute nicht mehr oder beschäftigt sich mittlerweile mit der Herstellung anderer Technikprodukte.
Es dauerte rund zwei Jahre, bis alle Zulieferfirmen an Bord waren, alle Konstruktionszeichnungen erstellt und alle Vorabtests gelaufen waren. Jedes kleine Teil – jede Schraube, jede Feder – muss schließlich den strengen Mercedes-Benz Qualitätsstandards genügen. Und jedes einzelne Teil muss in harten Testreihen seine Standfestigkeit beweisen.
Als die ersten Bremsgeräte Ende des Jahres 2005 fertig gestellt wurden, mussten sie gnadenlose Dauertests absolvieren. Dabei stellte sich heraus, dass sie den historischen Aggregaten qualitativ sogar noch deutlich überlegen waren. Der Grund: In den vergangenen Jahren sind viele Materialien bedeutend haltbarer geworden – was besonders für Gummidichtungen gilt. Sie widerstehen größeren Belastungen und bleiben viel länger elastisch und haltbar als ihre Vorläufer aus den 1950er und 1960er Jahren. Die ersten neu gefertigten Bremsgeräte wiesen nach rund 150.000 Testbremsungen auf dem Prüfstand praktisch keine Verschleißerscheinungen auf. Diese 150.000 Lastwechsel entsprechen einer Fahrleistung von rund 50.000 km. Selbst nach 300.000 simulierten Bremsungen gab es keinen Grund zur Beanstandung: Alle Einzelteile entsprachen den AnForderungen und waren ohne Einschränkungen auch nach dem Dauerlauf weiter verwendbar.
Den Bremskraftverstärker T50 bietet das Mercedes-Benz Classic Center in zwei Versionen für folgende Baureihen an:
- Bezeichnung: T50
- Teile-Nr.: A 000 430 21 30
- Baureihe: W105, W120, W121, W180*, W188, W198*, O319*
- (* abhängig von der Fahrzeug-Ident-Nr.)
- Bezeichnung: T50/12
- Teile-Nr.: A 000 430 19 30
- Baureihe: W180*, W128, W198*, O319*
- (* abhängig von der Fahrzeug-Ident-Nr.)
Die Preise für beide Bremsgeräte sind gleich: Der Nettopreis beträgt 2.500 Euro. Als Mercedes-Benz Original-Teil ist jeder der beiden Bremskraftverstärker mit zwei Jahren Garantie im Mercedes-Benz Classic Center oder über jeden Mercedes-Benz Partner erhältlich. Jedes der Bremsgeräte ist nummeriert und besitzt ein eigenes Zertifikat mit der Bestätigung über die durchgeführten und bestandenen Druck- und Funktionsprüfungen.