Mit dem Großen Preis der USA auf dem Indianapolis Motor Speedway startet die Formel 1 in die zweite Hälfte der Saison 2006. Nach zuletzt vier Siegen in Serie vertrauen
Renault F1 und Fernando Alonso auch im Mekka des US-Motorsports auf ihre Stärken. "Wir waren in jedem Rennen schnell und haben alle unsere Chancen genutzt", sagt
Renault F1-Motoreningenieur Denis Chevrier. "Genau das macht im Verlauf einer Meisterschaft den Unterschied aus."
Vor seinem Abflug nach Nordamerika hatte Fernando Alonso zwei offene Rechnungen im Gepäck: Montreal und Indianapolis waren die einzigen Grand-Prix-Kurse, auf denen er noch nie auf dem Podium stand. Das will er unbedingt ändern. Den ersten Teil dieser Aufgabe löste er mit Bravour: Beim Großen Preis von Kanada fuhr er mit seinem Renault R26 von der Pole Position zu seinem vierten Sieg in Serie. Insgesamt hat er in dieser Saison nun schon sechs Rennen gewonnen.
Souveränes Rennen
"Das war sicherlich nicht mein härtester Sieg, aber es war schwierig, auf dieser Strecke keine Fehler zu machen", sagte Fernando Alonso nach dem wohl ereignisreichsten Rennen des Jahres, in dem nur 14 der 22 gestarteten Autos das Ziel erreichten. Ganz ohne Schnitzer kam auch der Weltmeister nicht über die Runden, weil neben der Ideallinie sehr viel Schmutz von den Reifen lag. Trotzdem fuhr er erneut ein souveränes Rennen. "In Kanada hätten wir schon in der Vergangenheit gewinnen müssen, aber irgendwas passierte immer", freute er sich über seinen Erfolg. "Ich bin froh, dass wir es jetzt endlich geschafft haben."
Eine starke Vorstellung zeigten die Renault R26 schon im Qualifying: Fernando Alonso holte die Pole Position, sein Teamkollege Giancarlo Fisichella kam auf die zweitschnellste Zeit. Doch während sich der Spanier vom Start weg an die Spitze setzte, rollte der Italiener etwas zu früh los und wurde mit einer Durchfahrtsstrafe belegt, die wertvolle Zeit kostete. Trotzdem erkämpfte er als Vierter noch wichtige Punkte für die Equipe Jaune, deren Autos in Montreal mit einigen aerodynamischen Neuerungen wie Luftleitblechen an den Seitenkästen und kleinen Doppelflügeln an der Nase an den Start gingen.
Neue Aerodynamikteile
Diese Verbesserungen waren keine spezifische Montreal-Entwicklungen, sondern Teil des normalen Prozesses. Sie produzieren selbst zwar keinen Abtrieb, optimieren aber die Performance in anderen Bereichen des Autos. Dass weitere Aerodynamik-Entwicklungen am R26 für Außenstehende nicht so einfach zu erkennen waren, war ganz im Sinne von Bob Bell. "Das ist genau die Art Entwicklung, die wir mögen", schmunzelte der Technische Direktor von Renault F1. "Niemand sieht sie, niemand kopiert sie – aber uns helfen sie immens."
Für Renault F1-Teamchef Flavio Briatore war der Sieg von Fernando Alonso über seinen hartnäckigsten Verfolger Michael Schumacher ein erneuter Beleg dafür, "dass wir momentan die Schnellsten und Zuverlässigsten sind. Wenn Ferrari nicht irgendwie einen Reifenvorteil findet, dann werden sie uns nicht mehr einholen." Apropos Reifen: Der Sieg von Fernando Alonso in Montreal war der 100. Grand-Prix-Erfolg für Renault F1-Reifenpartner Michelin. Weil sein Team auch in diesem Punkt bestens aufgestellt ist, gibt sich Flavio Briatore von Rennen zu Rennen zuversichtlicher: "Wir sind ein sehr starkes Team, wir machen keine Fehler, unsere Strategien sind immer genau richtig. Wir fürchten keinen Gegner."
Gute Show für die Fans
Dieses Vertrauen in die Leistungsfähigkeit seiner Truppe bezieht der Mann an der Spitze nicht zuletzt aus der Punktetabelle. Die sieben Siege in den neun Rennen der ersten Saisonhälfte bescherten Renault F1 sensationelle 121 Konstrukteurspunkte. Ferrari als direkter Verfolger liegt nun schon 34 Punkte zurück, während McLaren-Mercedes als Dritter mit 56 Punkten Rückstand allenfalls noch rein theoretische Titelchancen hat. Bei den Fahrern hat Fernando Alonso nun schon 25 Punkte Vorsprung auf Michael Schumacher und 45 auf Kimi Räikkönen. Giancarlo Fisichella ist mit 47 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer Vierter.
Nach dem Skandalrennen vor einem Jahr mit nur sechs Autos am Start ist es Fernando Alonso ein besonderes Anliegen, dass sich die Formel 1 den vielen Fans in Indianapolis diesmal von ihrer besten Seite präsentiert. Dazu passt die Strategie, die er sich für den Rest der Saison zurechtgelegt hat: "Weiterhin attackieren und Rennen gewinnen."
Das Rennen auf einen Blick:
- Großer Preis der USA, 2. Juli 2006, Indianapolis, 10. von 18 Rennen zur Formel-1-Weltmeisterschaft, 73 Runden à 4,192 km = 306,015 km.
- Rundenrekord: Rubens Barrichello (Ferrari/2004) 1:10,399 Min. (214,366 km/h).
- Der Große Preis der USA wird seit 1959 ausgetragen, seit 2000 findet er in Indianapolis statt.
- Erster Sieger: Bruce McLaren am 12. Dezember 1959 in Sebring auf Cooper Climax.
- Die meisten Siege: Ayrton Senna mit fünf Siegen 1986 (Lotus-Renault), 1977 Lotus-Honda), 1988, 1990 und 1991 (McLaren-Honda).
- Erfolgreichstes Auto: Lotus und Ferrari mit je 11 Siegen.
Flashback 2005:
- Sieger: Michael Schumacher, Ferrari.
- Pole Position: Jarno Trulli, Toyota.
- Schnellste Rennrunde: Michael Schumacher, Ferrari.
- Platzierungen Renault F1: Fernando Alonso – nach Einführungsrunde nicht gestartet, Giancarlo Fisichella – nach Einführungsrunde nicht gestartet.