Fernando Alonso eroberte in Montreal seinen 6. Saisonsieg und 14. Triumph seiner Formel 1-Laufbahn. Der Spanier hatte bislang beim Großen Preis von Kanada nicht einmal einen Podestplatz erreicht und war fest entschlossen, seiner Sammlung die Trophäe vom Circuit Gilles Villeneuve hinzuzufügen. Das gelang ihm in eindrucksvoller Manier mit einem klaren Sieg von der Pole Position. Gegen einen in der Anfangsphase hart attackierenden Kimi Räikkönen fuhr er im zweiten Renndrittel einen Vorsprung heraus, der den Sieg am Schluss garantieren sollte. Eine Safety Car-Phase zehn Runden vor Schluss machte diesen Vorsprung allerdings zunichte, doch der Spanier verteidigte seine Führung auch gegen den am Schluss zweitplatzierten Michael Schumacher bis zur Zielflagge. "Todo es perfecto" lautete das unnötig zu übersetzende Fazit per Funk auf Fernandos Auslaufrunde. Schwer, dem WM-Leader zu widersprechen, denn 84 von möglichen 90 WM-Punkten in der ersten Saisonhälfte sind eine einmalige und fast perfekte Ausbeute.
Giancarlo Fisichella erlebte ein ereignisreiches Rennen. Der Italiener zuckte vor dem Verlöschen der Startampel etwas vor, verlor in der Folge am Start eine Position und erhielt eine Durchfahrtsstrafe. Danach kämpfte er an zwei Fronten: Er versuchte, den Abstand auf Michael Schumacher zu verkürzen und seinen Platz gegen den ihn verfolgenden Felipe Massa zu verteidigen. Der Deutsche blieb außer Reichweite, doch den zweiten Ferrari hielt „Fisco“ auf Distanz und trug so zum weiteren Ausbau der WM-Führung von Renault bei. Das Team liegt nun mit gesamt 121 Punkten 34 Zähler vor den Verfolgern.
Das Renault F1 Team ist stolz, durch diesen Erfolg seinem Reifenpartner Michelin den 100. Grand Prix-Sieg geschenkt zu haben. Die Reifen erwiesen sich auch heute als perfekte Kombination aus Speed über eine Qualifying-Runde und Konstanz im Rennen auf einer anspruchsvollen Strecke bei heißer Witterung. Der 100. Sieg für Michelin ereignete sich am Vortag eines anderen großen Jubiläums: Vor 100 Jahren, am 26. Juni 1906, siegten Renault und Michelin in Le Mans im ersten Grand Prix-Rennen der Geschichte.
Fernando Alonso, Sieger
"Das ist ein fantastischer Sieg. Alle Erfolge sind schön, aber nach den beiden Vorjahren, als wir in Montreal harte Lektionen lernten, wollten wir dieses Rennen endlich gewinnen – das haben wir nun geschafft. Es war schwierig, weil der Kurs abseits der Ideallinie wirklich sehr rutschig war. Wem da ein Fehler passierte, der verlor gleich ein, zwei Sekunden. Kimi machte in meinem ersten Stint viel Druck. In manchen Runden war er schneller, in manchen ich, und als ich einmal in Turn 10 eine etwas weite Linie fuhr, ging er fast vorbei. Nach dem ersten Stop funkte mir das Team, dass er im Mittelstint länger draußen bleiben würde als ich. Ich musste als hart angreifen, um einen Vorsprung rauszufahren. Dabei erlebte ich drei oder vier haarige Momente, weil ich am Limit pushte. Aber am Ende kam dabei ein komfortabler Vorsprung heraus. und nach dem zweiten Stop war ich eigentlich außer Reichweite. Dann kam die zweite Safety Car-Phase, der Vorsprung war weg, doch es lagen einige Autos zwischen mir und Kimi, so dass ich das Rennen in den letzten Runden gut kontrollieren konnte. Die zurückliegenden Rennen waren alle nicht einfach für uns, aber wir haben das Auto weiterentwickelt und die Ergebnisse geben uns recht. Wir hatten für Kanada ein neues Paket, das sich bestens bewährt hat, und wir haben noch mehr in der Pipeline. Wenn wir weiter Rennen gewinnen, ist das der beste Weg, unseren Vorsprung zu verteidigen."
Giancarlo Fisichella, Platz 4
"Ein schwieriger Nachmittag und ein hartes Rennen für alle Fahrer. Ich bin zu früh losgefahren und weil ich nochmals anhielt, ging Kimi vorbei. Durch die Durchfahrtsstrafe habe ich die Chancen auf einen Podestplatz eingebüßt. Danach pushte ich im ersten und zweiten Stint, so hart es ging. In Turn 10 war die Fahrbahn defekt und es gab viel Verkehr, so dass leicht Fehler passierten. Trotzdem blieb ich vor Massa und sorgte dafür, dass wir hier mehr Punkte einfuhren als Ferrari. Mein Rennen war also auch gut für die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft. Jetzt müssen wir in Indy noch besser abschneiden."
Flavio Briatore, Geschäftsführer
"Dies war ein weiteres großartiges Rennen für das Team, aber kein einfaches. Das Team managte das Rennen gut, genau wie Fernando. Dieser Kurs ist immer hart für Bremsen und Reifen. Es freut mich sehr, dass Fernando endlich seinen ersten Sieg auf dieser Strecke eingefahren hat. Giancarlo unterlief am Start ein Fehler, und ein Fehler reicht, um dir einen schwierigen Nachmittag zu bescheren, wenn der Wettbewerb so eng ist. Trotzdem brachte er das Auto in die Punkte, und das sogar vor Massa. Es war heute wichtig, mehr Punkte zu sammeln als Ferrari, und wir können jetzt voller Selbstvertrauen nach Indy reisen. Dort wollen wir alle eine gute Show liefern, um das vergangene Jahr vergessen zu machen."
Pat Symonds, Leitender Ingenieur
"Was war das für ein hartes Rennen! In den ersten beiden Renndritteln ganz sicher das härteste des Jahres. In dieser Rennphase hätte viel passieren können. Fernando stand bis zum zweiten Stopp unter ernsthaftem Druck von Kimi, bis McLaren beschloss, ihn etwas früher hereinzurufen. Das machte unser Leben etwas einfacher, und wir konnten das Rennen kontrollieren. Giancarlos Rennen litt unter seinem Frühstart. Er arbeitete sich wieder nach vorn und machte mit Platz vier noch das Beste aus der Situation. Die Bedingungen waren heute sehr schwierig. Wir müssen Michelin für ihre fantastischen Reifen danken. Die Temperaturen reichten bis 48°C und die Strategie verlangte nach langen Stints. Trotzdem zeigten die Reifen eine exzellente Konstanz, was den großartigen Qualifying-Speed von gestern noch beachtlicher erscheinen lässt. Es passt perfekt ins Bild, dass sie uns für ihren 100. Grand Prix-Sieg wieder einen so großartigen Reifen zur Verfügung stellten."