1 km auf der Nordschleife des Nürburgrings belastet ein Auto so stark wie 100 km im normalen Straßenverkehr. Die Männer, die diese Gleichung aufmachen, wissen, wovon sie reden. Sie sind Fahrwerksingenieure aus der Test- und Entwicklungsabteilung von
Fiat, die Jahr für Jahr mit Prototypen und Vorserienfahrzeugen Tausende von Runden auf der legendären Rennstrecke in der Eifel absolvieren. Dieser automobile Extremtest kennt nur noch eine Steigerung – die Teilnahme am 24-Stunden-Rennen, dem anerkannt härtesten Tourenwagen-Langstreckenrennen der Welt. Zwei fast serienmäßige
Fiat Grande Punto Sport stellten sich Mitte Juni dieser Heraus
Forderung.
Abgesehen von der vorgeschriebenen Sicherheitsausstattung (u. a. Stahl-Sicherheitszelle, Schalensitze, Sechspunkt-Sicherheitsgurte, Renntank, Feuerlöschanlage) wurden die beiden Fiat Grande Punto Sport ausschließlich mit Serientechnik vorbereitet auf die Jagd durch die "Grüne Hölle", wie der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart die über 25 Kilometer Rennstrecke rund um die Nürburg einst ehrfurchtsvoll nannte. Die Leistung des Vierzylinder-Turbodiesels, der im Fiat Grande Punto Sport 1.9 Multijet 8V serienmäßig 95 kW (130 PS) produziert, wurde mit Hilfe von Turbolader und Ladeluftkühler des 2.4-Liter-Multijet-Triebwerks aus dem Fiat Konzern auf rund 134 kW (180 PS) gesteigert. Zusätzlich erhielt die Multijet-Direkteinspritzung eine auf den Marathoneinsatz abgestimmte Steuerelektronik. Ein Diesel-Partikelfilter sorgte für größtmögliche Abgasreinigung.
Ebenfalls nahezu serienmäßig blieb das Fahrwerk. Abgesehen von einem handelsüblichen Tieferlegungssatz sorgten in beiden Fiat Grande Punto Sport Serienstoßdämpfer und Serienreifen von Entwicklungspartner Continental statt der sonst bei Rennen üblichen profillosen Rennslicks für optimale Bodenhaftung. Ein außergewöhnliches Projekt, das von den etwa 200.000 Zuschauern entlang der Strecke und den Fachleuten im Fahrerlager anerkennenden Applaus erhielt.
Die Serientechnik des Fiat Grande Punto Sport enttäuschte das in sie gesetzte Vertrauen nicht. Nur für Routinestopps zum Tanken, Fahrer- und Reifenwechsel sowie zum einmaligen Tausch von Bremsscheiben und -belägen standen die in der auffälligen Serienfarbe Caribbean Orange lackierten Renner an der Box. Runde um Runde spulten die insgesamt acht Piloten – Versuchsingenieure von Fiat und Continental – ohne das geringste Problem ab, trotz Außentemperaturen von zeitweise weit über 30 Grad. Sogar die Kommunikation zwischen Box und Cockpit wurde über eine Technik abgewickelt, die sich bereits in Serienfahrzeugen der Marke Fiat bewährt hat. Die Piloten standen mit der Teamleitung über die von Fiat zusammen mit Microsoft entwickelte Technologie "Blue&Me" in Verbindung. Dieses System, das Bluetooth-fähige Mobiltelefone drahtlos in die bordeigene Audioanlage integriert, erwies sich auf der Berg-und-Tal-Bahn in der Eifel einer herkömmlichen Funkverbindung weit überlegen.
Nach 24 Stunden hatte der etwas schnellere der beiden Fiat Grande Punto Sport exakt 2.664,69 Kilometer zurück gelegt. Berücksichtigt man den 100:1-Faktor in Sachen Belastung, entspricht das einer Distanz von über 266.000 Kilometer im normalen Alltag. Ein mehr als beeindruckender Wert für ein Kompaktfahrzeug.