Seit Jahren sucht BP intensiv nach langfristigen kommerziellen Alternativen zu Öl und Gas. Im Rahmen dieser Bemühungen wird BP grundlegende Forschungen im Bereich der Biowissenschaften fördern und diese für die Herstellung und Anwendung umweltfreundlicher Energien, vor allem im Bereich Kraftstoffe für den Straßenverkehr, einsetzen.
Das Unternehmen plant, in den nächsten zehn Jahren 500 Millionen Dollar für ein neues biowissenschaftliches Institut bereitzustellen – das weltweit erste seiner Art. Die Forschungseinrichtung wird an eine führende akademische Institution in den USA oder Großbritannien angegliedert sein.
Dazu hat BP Gespräche mit mehreren bedeutenden Universitäten aufgenommen, an die das neue "BP Energy Biosciences Institute" (EBI) angeschlossen sein könnte. Ziel ist es, die ersten Forschungsprogramme bis Ende 2007 auf den Weg zu bringen.
In London sagte der BP Vorstandsvorsitzende Lord Browne heute, dass das EBI sich zunächst auf drei Schlüsselbereiche der Energie-Biowissenschaften konzentrieren werde:
- Die Entwicklung neuer Biokraftstoff-Komponenten und die Verbesserung der Effizienz und Flexibilität der heute bereits dem Kraftstoff beigemischten Komponenten
- Die Entwicklung neuer Technologien, die eine erweiterte und beschleunigte Umwandlung von Biomasse in Biokraftstoff-Moleküle erlauben – damit soll der Anteil der Pflanzenteile erhöht werden, die insgesamt dafür eingesetzt werden können
- Den Einsatz moderner Biotechnologien zur Entwicklung von Sorten mit einer höheren Energieausbeute – sie sollen auch auf Flächen wachsen, auf denen keine Nutzpflanzen für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden können.
Das EBI wird mit Wissenschaftlern sowohl der gastgebenden Universität als auch anderer akademischer Einrichtungen sowie einer kleinen Anzahl von BP Spezialisten besetzt.
"Die Welt braucht neue Technologien, um eine angemessene Energieversorgung zu sichern", erklärte Browne. "Die Biowissenschaft verändert bereits jetzt die moderne Medizin. Wir sind überzeugt, dass sie auch dem Energiesektor bedeutenden Nutzen bringen kann. Mit der Gründung dieses integrierten, fokussierten Forschungszentrums wollen wir einen Bereich der Technik entwickeln, der ein enormes Potential für neue Energielösungen hat."
Das EBI wird Grundlagenforschung betreiben, die den Fachleuten weltweit zur Verfügung stehen soll, aber auch rechtlich geschützte Projekte für kommerzielle biowissenschaftliche Anwendungen durchführen.
Im rechtlich geschützten Bereich wird es das neue Biokraftstoff-Geschäft innerhalb des BP Geschäftsbereichs Refining & Marketing unterstützen. Dieser wurde geschaffen, um den zunehmenden AnForderungen Rechnung zu tragen, die eine Beimischung von Biokomponenten in traditionellen fossilen Kraftstoff verlangen.
Browne führte aus: "Wir erwarten, dass die Nachfrage nach Biokraftstoffen im Lauf des nächsten Jahrzehnts beträchtlich ansteigen wird, da Kunden sich umweltbewusste Produkte wünschen und Regierungen Fordern, dass mehr Energie im eigenen Land erzeugt wird.
Es ist abzusehen, dass die Nachfrage das Angebot überflügeln wird, wenn nicht in größerem Umfang in die Entwicklung neuer, verwandter Technologien investiert wird, die das Kosten-Nutzenverhältnis verbessern und die Bandbreite der weltweit verfügbaren Biokomponenten erweitern. Das BP Biokraftstoff-Geschäft wird all unsere bestehenden Aktivitäten in diesem Bereich zusammen führen. Darüber hinaus wird die neue Geschäftseinheit geeignete Demonstrationsprojekte auswählen, mit denen wir unser Wissen und unsere Erfahrung erhöhen. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um diese Produkte auf breiter Basis im Markt einzuführen."
Zusätzlich zu seinem Forschungsauftrag wird das EBI die interdisziplinäre Ausbildung einer neuen Generation junger Forscher fördern, die sich darauf konzentrieren, die Fachgebiete Biotechnologie und Energieerzeugung miteinander zu verbinden. Das EBI wird ein Zentrum für den Austausch zwischen Biotechnologie-Unternehmen sein, die die Entwicklung und Anwendung der Energie-Biowissenschaften anführen werden.
"Obwohl es schon einige sehr gute Arbeiten auf diesem Gebiet gibt glauben wir, dass diese noch nicht ausreichend in eine umfassende strategische Vision für kommerzielle Energieerzeugung integriert sind", meint Browne.
"Das EBI soll unserer Absicht nach eine breite wissenschaftliche Basis mit dem Wissen und dem Know-how der BP im Zusammenhang mit Verarbeitung, Vertrieb, Vermarktung und dem regulatorischen Umfeld von Energie verbinden und dazu beitragen, dass in einem nennenswerten Umfang neue Produkte entstehen, mit denen die weltweite Nachfrage nach Energie mit weniger CO2 gedeckt werden kann."
Zusätzlich zu seinem Fokus auf fortschrittliche Biokraftstoffe wird das Institut auch breiter gefasste Anwendungen der Biowissenschaften im Bereich der Energie abdecken, einschließlich der verbesserten Ölausbeute, der Gewinnung von Methan aus Kohleflözen und der CO2-Sequestration.
Hintergrundinformationen
Die Gründung des EBI ist ein bedeutender Schritt der BP bei der Umsetzung ihrer Selbstverpflichtung, CO2-arme Energie bereitzustellen, und folgt der Gründung von BP Alternative Energy im November 2005, dem Geschäftsbereich für CO2-armen Strom.
2005 kaufte BP zur Beimischung in Kraftstoffe 590 Millionen Gallonen Bioethanol (575 Millionen Gallonen in den USA) und 70 Millionen Gallonen Biodiesel.
BP steht kurz vor der Umsetzung von Plänen, einen E85-Kraftstoff in einem oder mehreren US-Märkten anzubieten. Dies soll bis Ende des Jahres erfolgen.
BP finanziert ein 9,4-Millionen Dollar-Projekt in Indien zur Untersuchung von Jatropha als Biokraftstoffkomponente. Diese Pflanze enthält ein für den Verzehr nicht geeignetes Öl und kann auf minderwertigen Böden angebaut werden.
Derzeit läuft ein Projekt zur Herstellung von Biodiesel über die Hydrierung von Talg in der BP Bulwer Island Raffinerie in Australien.
BP hat einen Vertrag und Memorandum of Understanding (MoU) mit zwei Ethanolherstellern in Australien unterschrieben, um ab 2008 einen ethanolhaltigen E10-Kraftstoff landesweit verkaufen zu können. Erste Mengen aus dem Vertrag werden zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr im Markt von Queensland verfügbar sein. Lieferungen aus dem MoU werden in 2008 erwartet.