Die Bosch-Gruppe baut ihre Präsenz in Indien weiter aus. Am Standort Bangalore eröffnete das Unternehmen die erste Hochdruckpumpen-Fertigung für Common-Rail-Dieseleinspritzsysteme im Land. Der Bau der neuen Produktionsstätte ist Teil eines umfassenden Investitionsprogramms: Zwischen 2005 und 2008 will Bosch in Indien rund 325 Millionen Euro für Sachanlagen ausgeben. Allein für den Auf- und Ausbau der Diesel-Komponenten-Produktion sind rund 100 Millionen Euro vorgesehen. In der neuen Anlage können täglich bis zu 1.000 Common-Rail-Dieselpumpen gefertigt werden. Seit Ende 2005 stellt Bosch am indischen Standort Nashik bereits Injektor-Komponenten für Dieselsysteme her. Im Jahr 2007 soll die Produktion von kompletten Common-Rail-Injektoren in Nashik aufgenommen werden. Bosch ist das größte deutsch-indische Unternehmen und der führende Automobilzulieferer im Land. Die Bosch-Gruppe beschäftigt mehr als 15.000 Mitarbeiter in Indien.
"Moderne Dieselantriebe sind sauber und sparsam. Sie werden sich auch in Indien nachhaltig durchsetzen", sagte Bosch-Geschäftsführer Dr. Bernd Bohr bei der Inbetriebnahme der neuen Hochdruckpumpen-Fertigung. Im Schnitt verbraucht der Selbstzünder rund 30 Prozent weniger Kraftstoff als ein vergleichbarer Benziner – bei deutlich weniger Kohlendioxid-Ausstoß. Zudem ist der Diesel in Indien um 30 Prozent preisgünstiger als Benzin. Bosch erwartet, dass der Dieselanteil auf dem indischen Markt für Personenkraftwagen bis 2010 von derzeit 30 Prozent auf mehr als 40 Prozent steigen wird. "Wir sind gut aufgestellt, um dieses Wachstum begleiten zu können. Unsere neuen Fertigungsstätten haben wir so ausgelegt, dass wir flexibel vor allem den Bedarf der Fahrzeughersteller in Indien bedienen können", so Bohr. Im Jahr 2005 hatte Bosch rund 40.000 Common-Rail-Systeme in Indien abgesetzt. Im Jahr 2010 sollen es bereits voraussichtlich 600.000 Systeme sein. "Fast alle Automobilhersteller in Indien haben mittlerweile angekündigt, Dieselautos mit Common-Rail-Technologie auf den Markt zu bringen", sagte Bohr.
Wachstumsmarkt Indien: Gute Chancen für sichere, saubere und sparsame Technologien
Der Wachstumstrend Indiens spiegelt sich auch in der Geschäftsentwicklung wider: Die Bosch-Gruppe erzielte im Jahr 2005 mit Kunden in Indien einen Umsatz von gut 570 Millionen Euro. In diesem Jahr werden es voraussichtlich rund 670 Millionen Euro sein. Dies entspricht einer Steigerung von 17 Prozent. Der Umsatz der indischen Gesellschaften inklusive Lieferungen innerhalb des Bosch-Firmenverbunds betrug 2005 sogar rund 730 Millionen Euro. Auch hier soll der Umsatz im laufenden Jahr um 17 Prozent auf dann 850 Millionen Euro zulegen. "Indien ist ein Wachstumsmotor unseres Geschäfts in der Region Asien-Pazifik", so Bohr.
Bereits heute ist Indien mit rund 1,3 Millionen hergestellten Autos im Jahr 2005 der viertgrößte Automobilmarkt Asiens. Seit 2002 steigen die Fahrzeugverkäufe im Land im Jahresschnitt um 20 Prozent. "Damit könnte Indien zu Beginn der nächsten Dekade unter die fünf wichtigsten Automobilmärkte der Welt aufrücken", so Bohr. Noch hat in Indien erst etwa jeder Zweihundertste ein Auto. "Aber ein Viertel der indischen Zweiradfahrer plant für die nächste Motorisierung den Kauf eines Autos. Allein daraus ergibt sich ein zusätzliches Absatzpotenzial von mehr als einer Million Personenwagen pro Jahr", sagte Bohr. Gleichzeitig sollen in Indien bis 2012 nahezu 50.000 Kilometer des Straßennetzes weiter ausgebaut werden. Das Land ist bereits der weltweit zweitgrößte Motorradmarkt sowie der größte Markt für Traktoren und Dreiradfahrzeuge. Starkes Wachstum erwartet Bosch auch bei den Niedrigpreisautos, den so genannten "Low Price Vehicles", deren Nettopreis bei weniger als 7.000 Euro liegt. In Indien fällt ihr Absatzplus mit jährlich rund zehn Prozent bis 2015 besonders stark aus.
Damit auch diese Fahrzeuge den immer strengeren Abgasnormen entsprechen, müssen sie innerhalb kurzer Entwicklungszeiten mit elektronisch gesteuerten Direkteinspritzern ausgestattet werden. "Wir werden deswegen neben der Fertigung auch die Entwicklung und Applikation für Common Rail in Indien ausbauen", sagte Bohr. Auch die Sicherheit der Autos soll in den kommenden Jahren deutlich verbessert werden. Mit Technologien wie dem Antiblockiersystem ABS und dem elektronischen Stabilitäts-Programm ESP kann die Anzahl der Schleuderunfälle mit Todesfolge deutlich reduziert werden. "Für Bosch gilt: Wir schauen nicht von außen auf die Entwicklung in Indien, wir sind längst mittendrin", so Bohr.
Bosch-Tochter Mico: Indiens führender Automobilzulieferer
Bosch ist bereits seit rund 80 Jahren in Indien aktiv – zunächst über eine erste Repräsentanz in Kalkutta, dann seit 1951 über die Tochtergesellschaft Mico (Motor Industries Company Limited) mit Sitz in Bangalore. Mico fertigt neben Dieselkomponenten- und Systemen unter anderem auch Starter und Generatoren sowie Steuergeräte für Benzinsysteme und ist mit einer Produktionsmenge von 19 Millionen Stück führender indischer Hersteller von Zündkerzen für Ottomotoren. Darüber hinaus betreibt Mico mit rund 4.000 Verkaufsstellen und 770 Werkstätten das größte Händlernetzwerk der indischen Automobilindustrie.
Auch im internationalen Entwicklungsverbund spielt Indien für Bosch eine zentrale Rolle. Die Tochtergesellschaft Robert Bosch India mit Sitz in Bangalore ist das größte Entwicklungszentrum des Unternehmens außerhalb Deutschlands. Bis Ende 2006 werden rund 3.000 Mitarbeiter an der Software-Entwicklung für intelligente Fahrzeug-Systeme arbeiten. Bosch wendet weltweit im Unternehmensbereich Kraftfahrzeugtechnik rund neun Prozent des Umsatzes für Forschung und Entwicklung auf – ein Wert weit über dem Durchschnitt in der Branche. Auch bei den Patentanmeldungen rund um das Auto ist das Unternehmen weltweit an der Spitze.