Die deutsche Erdgaswirtschaft hat durch eine freiwillige Selbstverpflichtungs-Erklärung angeboten, die Nutzung von Biogas im Kraftstoffsektor aktiv zu fördern. "Wir haben uns verpflichtet, dem Erdgas, das als Kraftstoff verwendet wird, bis zum Jahr 2010 bis zu 10 Prozent Biomethan beizumischen, sofern dieses auf Erdgasqualität aufbereitet ist", so Michael G. Feist, Präsident des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft e.V. in Berlin. Bis 2020 soll der Anteil auf bis zu 20 Prozent steigen. Voraussetzung dafür ist, dass die derzeit gültige Steuerermäßigung für Erdgas als Kraftstoff und die Steuerbefreiung für Biogas beibehalten werden.
Biomethan, auch Bioerdgas genannt, wird aus organischen Lebensmittelrest- und Abfallstoffen sowie aus nachwachsenden Energiepflanzen wie Mais oder Roggen gewonnen und setzt somit nicht mehr Kohlendioxid frei, als die Pflanzen während ihres Wachstums über die Fotosynthese aufgenommen haben. Bioerdgas ist uneingeschränkt als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge geeignet. Es kann als Beimischung oder in Reinform in Erdgasfahrzeugen genutzt werden. Sein Einsatz im Verkehrssektor kann die gesamten Treibhausgasemissionen eines Fahrzeugs um 55 bis 65 Prozent verringern, so das Fazit einer Anfang 2006 veröffentlichten Studie des Wuppertal Instituts. Auch aus ökonomischer Sicht bietet Bioerdgas in dieser Verwendung eine sinnvolle Alternative.
Die Erzeugungskosten für aufbereitetes Biogas zur Verwendung in Erdgasfahrzeugen entsprechen unter günstigen Bedingungen etwa dem Tankstellenpreis für Erdgas. Im Vergleich zu den flüssigen Biokraftstoffen der ersten Generation (insbesondere Biodiesel) weist Biogas den Vorteil auf, die landwirtschaftlichen Flächen deutlich besser auszunutzen. Aus einem Hektar lässt sich mehr als viermal soviel gasförmiger Kraftstoff herstellen als bei der bisherigen Produktion von Biodiesel.
Mit der Nutzung von Bioerdgas als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge ergeben sich für die Landwirtschaft neue interessante Absatzmöglichkeiten. Die Untersuchungen unter der Leitung des Wuppertal-Instituts haben ergeben, dass durch eine gezielte und effiziente Nutzung der landwirtschaftlichen Flächen die Produktion von 100.000 Gigawattstunden (GWh) Biogas im Jahr 2030 (40.000 GWh in 2020) realistisch ist. Dieser Wert entspricht acht Prozent des Kraftstoffbedarfs, den der Mineralölwirtschaftsverband für 2020 prognostiziert. Um diese Menge aufzunehmen, müssten dann über vier Millionen Erdgasfahrzeuge in Deutschland unterwegs sein. 2030 könnte durch den massiven Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen sogar ein Fünftel des gesamten deutschen Kraftstoffbedarfs durch heimisches Bioerdgas gedeckt werden.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, begrüßte die Selbstverpflichtung der Erdgaskraftstoffbranche. Damit werde der Biokraftstoffmix über Biodiesel, Pflanzenöl und Bioethanol hinaus mit Biogas als Kraftstoff spürbar erweitert. Die entsprechenden Verhandlungen seien Erfolg versprechend.