Eine neue Testanlage für die Elektro-Magnetische Verträglichkeit (EMV) von Fahrzeugen und Komponenten hat
Renault in seinem Technikzentrum Aubevoye (Normandie) eingeweiht. Die mit modernster Technologie ausgestattete Einrichtung dient dazu, Fahrzeuge zu entwickeln, die unempfindlich gegen Elektro-Magnetische Störeinflüsse aller Art sind. Dazu gehören etwa Radiosender, Radaranlagen und Mobiltelefone. Darüber hinaus prüfen die Experten in dem Hightech-Zentrum die Strahlung, die von den Automobilen selbst ausgeht, sowie die Sende- und Empfangsleistung von Funkantennen. Das Zentrum bündelt das EMV-Know-how von
Renault erstmals unter einem gemeinsamen Dach und nimmt im Mai 2006 die Arbeit auf. Künftig werden in der zehn Millionen Euro teuren Anlage alle neuen Modelle der beiden Allianzmarken
Renault und
Nissan getestet.
Gegen Störeinflüsse bestens abgeschirmt
Das 1.800 Quadratmeter große Prüfzentrum zählt zu den modernsten Einrichtungen seiner Art. Herzstück sind drei rings um einen Kontrollraum gruppierte Faradaysche Käfige, die sämtliche Elektro-Magnetische Störeinflüsse von außen fern halten. Jeder Käfig beherbergt einen anderen Prüfstand, darunter eine Radiofrequenzkammer für Funkantennen. Deren Mittelpunkt ist ein mit 31 Niederfrequenz- (75–500 Megahertz) und 132 Hochfrequenzsensoren (400–6.000 Megahertz) bestückter Bogen von zwölf Metern Durchmesser. Die Anlage ermöglicht es den Renault Technikern, in nur zwei Stunden ein dreidimensionales Sende- und Empfangsdiagramm zu erstellen. Zum Vergleich: Bislang nahm eine zweidimensionale Darstellung mehr als zwei Tage in Anspruch.
Tests unter Extrembedingungen
In dem zweiten Stand testet Renault unter Extrembedingungen die Unempfindlichkeit gegenüber Störeinflüssen. Dabei wird das Fahrzeug über vier Antennen elektrischen Feldstärken von über 100 Volt pro Meter (V/m) und Hochfrequenzstrahlungen zwischen 100 Kilohertz und drei Gigahertz (drei Milliarden Hertz) ausgesetzt. Um möglichst realitätsnahe Verhältnisse zu simulieren, befinden sich die Testwagen dabei auf einem Rollenprüfstand. Die Testprozedur geht weit über die gesetzlichen AnForderungen hinaus.
Umgekehrt testet Renault auf dem dritten Prüfstand auch die Elektro-Magnetische Strahlung, welche die Fahrzeuge selbst aussenden, insbesondere über die Mobilfunkantenne.
20 Jahre Erfahrung bei der EMV-Forschung
Die Erforschung der elektromagnetischen Verträglichkeit von Fahrzeugen und Komponenten hat bei Renault eine mehr als 20-jährige Tradition. Ab 1985 nutzte das Unternehmen zunächst die Einrichtungen von Luft- und Raumfahrtunternehmen wie Intespace und Aérospatiale. Von 1993 bis 2006 testete der Hersteller auf den Anlagen der unabhängigen Prüfstelle "Union Technique de l'Automobile, du Motocycle et du Cycle". Derzeit befassen sich bei Renault 30 Spezialisten mit der EMV-Optimierung von Fahrzeugen und Komponenten. Als erstes Fahrzeug wird Renault den Nachfolger des aktuellen Laguna in dem neuen EMV-Prüfzentrum testen.