Nach zwei Hitzerennen freut sich die Formel 1 jetzt auf ein Rennen bei kühlerer Witterung. Am 02. April wird in Melbourne der Große Preis von Australien ausgetragen. Diesmal nicht als Saisonauftakt, sondern als dritter von 18 WM-Läufen 2006.
Das BMW Sauber F1 Team hat sich nach dem GP Malaysia mit Testfahrten in Paul Ricard auf den Einsatz in Australien vorbereitet, arbeitet weiter an der Verbesserung der Zuverlässigkeit und will an die jüngst gezeigte Leistungsfähigkeit im Rennen anknüpfen.
Nick Heidfeld:
"Der Große Preis von Australien wird in diesem Jahr sicher ein anderes Ambiente haben als sonst. Erstens hat das Rennen diesmal nicht das zusätzliche Flair des Saisonauftaktes - das Rennen wurde wegen der Commonwealth Games verschoben. Und deshalb wird es zweitens kühler sein als sonst. Wir sind einen Monat später dran, da wird es in Melbourne schon richtig herbstlich sein. Die Rennstrecke im Albert Park ist schön und anspruchsvoll. Weil der Kurs keine permanente Strecke ist, bietet sie am Anfang immer sehr wenig Grip. Das verbessert sich mit jeder Runde und dem Gummiabrieb. Australien ist mein Lieblingsreiseland aus dem Formel-1-Kalender. Um mich an die Zeitzone zu gewöhnen, fliege ich auch schon ein paar Tage eher nach Melbourne."
Jacques Villeneuve:
"Ich reise immer wieder sehr gerne nach Melbourne. Speziell, wenn ich dort vor dem Rennen noch ein bisschen Zeit zum Relaxen habe. Ich fahre auch gern im Albert Park. Der Kurs gefällt mir, ich freue mich auf das Rennen. Rund um den Grand Prix gibt es eine Menge Aktivitäten von BMW, auch von daher wird es ein interessantes Wochenende für mich. Bezüglich unserer Performance denke ich, dass die zwei Punkte, die wir in Malaysia geholt haben, zeigen, dass wir ziemlich wettbewerbsfähig sein können. Das war auch psychologisch wichtig für das Team. Und BMW hat am Beispiel meines Motors bewiesen, dass sie sehr schnell reagieren können, wenn es ein Problem gibt. Es herrscht eine sehr konstruktive Atmosphäre. Dennoch: Auch die Strecke in Australien beansprucht die Motoren stark, und das wird mein zweites Rennen mit diesem Triebwerk. Diese Tatsache wird uns zwingen, mit der nötigen Umsicht an die Sache heranzugehen."
Robert Kubica:
"Melbourne ist die dritte Strecke in Folge, die für mich neu ist. Aber nachdem ich diese Situation in Bahrain und in Malaysia gemeistert habe, denke ich, dass ich das grundsätzlich auf jedem Kurs schaffen kann. Ich bin in Sepang bei extremen klimatischen Bedingungen am Freitag fast eine GP-Distanz gefahren und hatte dabei nicht die geringsten Probleme. Bisher ist das Team mit meiner Arbeit zufrieden, und mein oberstes Ziel ist es natürlich, auch in Melbourne so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um Jacques und Nick bei der Rennvorbereitung zu unterstützen. Ich war noch nie in Australien, habe aber über Melbourne sehr viel Gutes gehört, so dass ich mich auf die dritte Station im Kalender sehr freue."
Mario Theissen, BMW Motorsport Direktor:
"Wir werden Melbourne in diesem Jahr anders erleben: Der Grand Prix ist nicht Saisonauftakt, und der Termin ist um einen Monat weiter in den australischen Herbst gerückt. Die Stadt empfängt die Formel 1 immer mit einer überschwänglichen Freude auf die Veranstaltung. Das wird auch 2006 wieder alle anstecken.
Hinsichtlich der Motorbelastung dürften die Streckenführung im Albert Park und das zu erwartende Wetter für recht ausgewogene Verhältnisse sorgen. Es sind nach den beiden Hitzerennen in Bahrain und Malaysia nun keine Extreme zu erwarten, die eine spezielle Vorbereitung der Triebwerke erFordern. Die hohe Zahl der bisherigen Motorwechsel bei den Teams zeigt, dass die Entwicklungszeit für die neuen V8-Motoren einfach zu kurz war. Wir arbeiten jetzt mit Hochdruck an der Zuverlässigkeit. Was das Tempo angeht, sind wir im Plan. Wir möchten in Melbourne an die gute Leistungsfähigkeit von Malaysia anknüpfen.
Mit dem GP Australien endet der erste Überseeblock der Saison. Danach folgt die erste längere Pause der Formel 1, ehe am 23. April in Imola die Europasaison beginnt."
Willy Rampf, Technischer Direktor Chassis:
"Nach unserer guten Renn-Performance in Malaysia sind wir zuversichtlich, dass wir in Melbourne ähnlich konkurrenzfähig sein werden. Die Strecke im Albert Park unterscheidet sich in ihrer Charakteristik recht stark von Bahrain und Sepang. In Melbourne erwartet uns ein Stop-and-Go-Kurs. Der Streckenverlauf ähnelt dem Kurs von Imola, weshalb wir dort auch unseren letzten vorsaisonalen Test absolviert haben. Aufgrund des Layout werden die Bremsen in Melbourne sehr stark beansprucht, deshalb legen wir bei der Fahrzeugabstimmung hohe Priorität auf die Bremsstabilität. Typisch für Melbourne ist auch, dass die Strecke freitags noch recht schmutzig ist und sich das Grip-Niveau erst nach vielen Runden verbessert.
Das letzte Rennen hat gezeigt, wie unheimlich eng das Feld zusammen liegt. Entsprechend wichtig wird es sein, im Qualifying das Optimum aus den Autos herauszuholen."
Historie und Hintergrund: Am Montagvormittag (27. März) vor dem Grand Prix ist Jacques Villeneuve bereits auf dem Sandown International Raceway in Melbourne im Einsatz. Allein und gemeinsam mit BMW Chefinstruktor Geoff Brabham wird er die Fahrer der BMW Celebritiy Challenge, die im Rahmen des GP ein Rennen austragen, treffen und sich als Taxifahrer im BMW M6 betätigen.
Am Mittwoch (29. März) treffen sich im Kooyong Lawn Tennis Club einige Formel-1-Piloten mit den australischen Tennis-Größen John Fitzgerald, Wally Masur und Jason Stoltenberg zum Wohltätigkeitsturnier "Pit Stop Tennis Pro-Am". Auch Heidfeld und Villeneuve spielen mit Initiator Mark Webber von 18:00 bis 20:00 Uhr Tennis für den guten Zweck. Alle Einnahmen kommen Stiftungen für kranke Kinder und der Krebshilfe zugute.
Im vergangenen Jahr feierte Melbourne den zehnten Grand Prix. Bis einschließlich 1995 wurde der Große Preis von Australien in Adelaide ausgetragen. Melbourne ist mit gut 3,2 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Australiens. Sie liegt an der östlichen Südküste des Kontinents und ist die Hauptstadt des Staates Victoria. Die Stadt hat viele Gesichter: Moderne und historische Architektur wechseln sich ab, Studentenviertel und Business District bilden Kontraste. Der Yarra River mündet hier ins Meer, in St. Kilda herrscht buntes Strand- und Nachtleben.
Sport- und Grünanlagen sind üppig. Die Formel-1-Rennstrecke führt mitten in der Stadt durch den idyllischen Albert Park mit seinem gleichnamigen See. Die Boxenanlage fällt, gemessen an modernen F1-Kursen, klein aus. Im Gegensatz zu den großzügigen Anlagen von Bahrain und Malaysia müssen die Formel-1-Teams, die in Übersee generell auf ihre Motorhomes verzichten, ihre Kantinen ins Freie verlagern - und hoffen, dass das Wetter mitspielt.
Für BMW bleibt der erste Einsatz beim Wiedereinstieg in die Formel 1 unvergesslich. Damals, beim Saisonauftakt 2000, fuhr Ralf Schumacher in Melbourne auf Rang drei. Auf Anhieb ein Podiumsplatz - das war der erfolgreichste Einstieg eines Motorenherstellers seit 1967.