Im Streit um das Ausmaß von Schäden an Brücken hat die international tätige Prüforganisation DEKRA nachgelegt und die Kosten für er
Forderliche Instandhaltungsmaßnahmen auf jährlich "mehrere Milliarden Euro" beziffert.
Dieses Geld müsse investiert werden, um drohenden Schaden abzuwenden. In einem am Freitag in Stuttgart veröffentlichten Gespräch mit dem ACE Auto Club Europa, sagte der Vize-Chef der DEKRA Real Estate Expertise, Rainer Kunterding: "Wir sollten nicht länger zuwarten." Auf dem Gebiet der Inspektion und Sanierung wachse der Handlungsbedarf schneller den je. Die immer knapper werdenden Mittel dürften daher nicht weiter zusammen gestrichen, sondern müssten erhöht werden. "Dann geht es darum, zu erfassen, zu klassifizieren und zu sanieren und zwar zu allererst die gefährdeten Brücken."
Der Experte bezeichnet die einschlägige Norm (DIN 1076) für regelmäßige Brückenprüfungen als praxisgerecht. "Leider wird in Deutschland aber längst nicht jede Brücke nach dieser bauaufsichtlich eingeführten Norm überprüft und genau hier liegt der Knackpunkt." Der ACE seinerseits erneuerte unterdessen die bereits Anfang des Jahres erhobene Forderung, eine "flächendeckende bundesweite Erfassung des Zustandes von Verkehrswegen und Brücken" vorzunehmen. Der Club wies zudem auf eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) hin, derzufolge viele Straßen von vornherein "schlampig" geplant und gebaut worden seien.
Nach Kunterdings Überzeugung unterliegen Brücken einer enormen Beanspruchung. "Der Verschleiß wächst bei Zunahme des Verkehrsaufkommens und insbesondere aufgrund von Belastungen durch höhere Geschwindigkeiten und einer höheren Tonnage im Schwerlastverkehr." Hinzu komme der mitunter extensive Einsatz von Frosttaumittel. Dies greife den Baustoff besonders aggressiv an. Der in der Branche auch als Brücken-Papst bezeichnete DEKRA-Experte sieht in den so genannten Microelektromechanischen Systemen (MEMS) "eine sehr interessante und auch kostengünstige Prüfmethode" zur Feststellung des Brückenzustandes. Solche neu entwickelten MINIatursensoren kosten laut ACE nur wenige Euro. Bis zum flächendeckenden Einsatz dieser Systeme werden aufgrund unzureichender Erfahrungen nach Einschätzung Kunterdings aber noch Jahre vergehen.