Im Jahre 2005 haben sich in Niedersachsen deutlich weniger Verkehrsunfälle mit Personenschäden ereignet als im Vorjahr. Das teilte der Niedersächsische Innen
MINIster Uwe Schünemann am Montag in Hannover bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2005 mit. Die Anzahl der Verkehrstoten ist erneut um über fünf Prozent von 738 auf nunmehr 700 Getötete gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit der ersten Erhebung einer niedersächsischen Verkehrsunfallstatistik im Jahre 1950. Die bisher höchste Zahl in Niedersachsen wurde 1972 mit 3.039 getöteten Verkehrsteilnehmern verzeichnet.
Besonders hohe Rückgänge der Verkehrstoten hat es mit ca. 10,5 Prozent auf den Bundes-, Landes- und Kreisstraßen gegeben. Auch die Anzahl der Schwerverletzten ist im vergangenen Jahr um 3,65 Prozent von 7.457 auf 7.185 zurückgegangen.
Erfolge konnte die Polizei besonders bei der Unfallrate der Jungen Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren verzeichnen. Im Jahr 2005 ist die Zahl der getöteten Jungen Fahrer auf 142 zurückgegangen. Im Jahr 2000 waren in Niedersachsen noch 227 Unfalltote in dieser Altersgruppe zu verzeichnen. Das entspricht einem Rückgang gegenüber dem Jahr 2000 um ca. 37,5 Prozent. Auch der Anteil der Jungen Fahrer an der Summe aller Unfalltoten ist zurückgegangen und zwar von ca. 25 Prozent im Jahre 2000 auf nunmehr ca. 20 Prozent. Wie Schünemann hervorhob, ist das Risiko, im Straßenverkehr tödlich oder schwer verletzt zu verunglücken, in den sieben Jahren ab dem 18. Lebensjahr besonders hoch. An der Spitze der Unfallursachen liegen "nicht angepasste Geschwindigkeit" und Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss. Für die Schwere der Unfallfolgen ist auch das vergleichsweise hohe Alter der von dieser Zielgruppe benutzen Fahrzeuge verantwortlich. In den vergangenen Jahren waren fast ein Drittelt der Jungen Kraftfahrer mit einem mehr als 10 Jahre alten Pkw unterwegs.
Die Polizei geht davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in Zukunft als stabil erweist. In diesem Zusammenhang wies Schünemann auf das Programm des "Begleiteten Fahrens mit 17" hin. Nach Worten des MINIsters besteht damit in Niedersachsen ein Maßnahmenansatz, von dem in den nächsten Jahren weitere positive Entwicklungsimpulse erwartet werden können. Dennoch hob der Mister auch die Eigenverantwortung der Jungen Fahrer hervor: "Sie kennen zwischenzeitlich ihr besonderes Risiko im Straßenverkehr und müssen durch ihr Verhalten und die Übernahme von Verantwortung auch selbst dazu beitragen, dass sich die schreckliche Unfallbilanz positiv verändert", so der MINIster.
Schünemann Fordert bauliche Maßnahmen gegen Baumunfälle
Obwohl auch die Zahl der bei Baumunfällen tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer um ca. 5,5 Prozent auf 221 Getötete zurückgegangen ist, bezeichnete Schünemann die Situation als immer noch unbefriedigend. Es sei nicht hinnehmbar, dass immer noch nahezu ein Drittel (31,5 Prozent) aller Verkehrstoten einem Baumunfall zum Opfer fielen. Der MINIster wies auf Untersuchungen des Verkehrstechnischen Institutes des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft hin, nach denen die Mehrzahl aller Fahrer aufgrund einer unzureichenden Gefahrenwahrnehmung auf Straßen mit Baumbestand zu schnell fährt. Bei der Untersuchung seien Überschreitungen der vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen von 48 bis 74 Prozent festgestellt worden. Auch die Überschreitungshöhen fielen mit bis zu 50 Prozent über dem Limit erheblich aus.
Wie Schünemann ausdrücklich hervorhob, gehe es ihm keinesfalls um das Entfernen von Straßenbäumen. Mit baulichen und verkehrstechnischen Maßnahmen könnten jedoch schwere und schwerste Verletzungen von Unfallopfern verhindert werden. Der MINIster nannte in diesem Zusammenhang die Verbesserung der Griffigkeit von Fahrbahnbelägen, eine Vergrößerung von Kurvenradien an Unfallbrennpunkten und den Bau passiver Schutzeinrichtungen, wie beispielsweise Schutzplanken. Diese minderten das Risiko, auf Landstraßen getötet zu werden, bereits um etwa 60 Prozent.
Schünemann kündigte an, dass die Polizei der Bekämpfung der Hauptunfallursache "Geschwindigkeit" in Alleen weiterhin eine hohe Priorität einräumen werde. "Wir können es nicht hinnehmen, dass jährlich wiederkehrend über 200 Menschen auf niedersächsischen Alleen ums Leben kommen", so der MINIster. Polizeiliche Maßnahmen allein reichten dazu aber nicht aus. Wirksame Maßnahmen seien insbesondere im straßenbaulichen und verkehrsbehördlichen Bereich möglich. Auch der polizeiliche Einsatz sei dann besonders wirkungsvoll, wenn er in enger Abstimmung mit den zuständigen Straßenbau- und Verkehrsbehörden erfolge. Schünemann kündigte in diesem Zusammenhang eine gemeinsame Initiative von InnenMINIsterium und VerkehrsMINIsterium an. Wie Schünemann weiter ausführte setze sich der rückläufige Trend bei den alkoholbedingten Unfällen fort. Im vergangenen Jahr sei der Anteil der Unfälle unter Alkoholeinfluss um ca. 3,3 Prozent von 4.888 auf 4.729 zurückgegangen. Demgegenüber waren im Jahre 2000 noch 5.927 Unfälle unter Alkoholeinfluss zu verzeichnen. In diesen fünf Jahren sind die alkoholbedingten Verkehrsunfälle um insgesamt 20,2 Prozent zurückgegangen.
Demgegenüber sind die Feststellungszahlen bei den folgenlosen Fahrten unter Drogen- und Medikamenteneinfluss weiter steigend. Schünemann begründete diese Entwicklung mit dem nach wie vor erheblichen Dunkelfeld, dass durch polizeiliche Kontrollmaßnahmen nunmehr verstärkt aufgehellt werde. Während die Polizei im Jahr 2000 noch 635 folgenlose Fahrten unter Drogeneinfluss feststellte, waren dies im vergangenen Jahr bereits 2.518 Fälle. Diese Steigerung um fast 400 Prozent macht nach Schünemanns Worten deutlich, dass die Polizei hier erfolgreich einen Kontrollschwerpunkt entwickelt hat, den sie mit der Kampagne "Don't drug and drive" bis zum September 2008 fortsetzen wird.
Kaum verändert hat sich die Situation auf den Niedersächsischen Autobahnen. Während die Zahl der Verkehrstoten im Vergleich zum Vorjahr mit 76 Opfern unverändert geblieben ist, nahmen die Unfälle mit Schwerverletzten von 554 auf 564 leicht zu. Die Zahl der Leichtverletzten ist um ca. 1 Prozent auf 2.777 gesunken. Wie Schünemann herausstellte, sind lediglich ca. 10,9 Prozent der Verkehrstoten in Niedersachen Verkehrsunfällen auf den Autobahnen zuzuordnen. Die Autobah-nen stellten damit nach wie vor die mit Abstand sichersten Straßen dar.
Die Verkehrsunfälle unter Beteilung von Kindern stagnieren weiterhin auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Während im Jahr 1999 noch 49 Kinder bei Verkehrunfällen getötet wurden, ging diese Zahl in den Folgejahren deutlich zurück. Im vergangenen Jahr starben 27 Kinder im Straßenverkehr. Der niedrigste Wert der vergangenen Jahre lag bei 26 getöteten Kindern. Schünemann wies darauf hin, dass Kinder in der überwiegenden Zahl der Fälle als Mitfahrer in Autos verunglückten. Dementsprechend werde die Polizei auch weiterhin die Benutzung altersgerechter Kinderrückhaltesysteme durch Aufklärung aber auch gezielte Überwachungsmaßnahmen fördern.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen. Insgesamt wurden der Polizei im Jahr 2005 190.503 Unfälle gemeldet. Das sind ca. 1,8 Prozent mehr als im Jahr 2004.
Der InnenMINIster appellierte an die Verkehrsteilnehmer, auf risikoerhöhende Verhaltensweisen wie Geschwindigkeitsüberschreitung oder Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss zu verzichten und den Sicherheitsgurt auf allen Fahrten zu nutzen. "Letztlich haben es die Kraftfahrerinnen und Kraftfahrer selbst in der Hand, durch ein vernünftiges und partnerschaftliches Verhalten die Verkehrssicherheit in Niedersachsen weiter zu erhöhen".