Auf einem zugefrorenen See in Rovaniemi, Finnland, präsentiert die damalige Daimler-Benz AG vom 03. bis 08. Februar 1986 die Antriebs-Schlupf-Regelung (ASR) für Personenwagen und Nutzfahrzeuge, den automatisch schaltenden Allradantrieb (4MATIC) für Personenwagen sowie das automatische Sperrdifferenzial (ASD). Es sind wichtige Bausteine der Fahrzeugsicherheit.
Daimler-Benz setzt immer wieder Maßstäbe, was sicheres Autofahren angeht. Die Liste der Innovationen ist lang. Dazu gehören die gestaltfeste Sicherheitsfahrgastzelle (1951), der Airbag (1981) und das Elektronische Stabilitäts Programm (ESP®, 1995) – alles Meilensteine, die das Unternehmen entwickelt hat und die sich seitdem in der gesamten Automobilindustrie durchgesetzt haben.
Auch das Anti-Blockier-System (ABS, 1978) stammt von Daimler-Benz. Es erhält die volle Lenkfähigkeit bei einer Vollbremsung – und ist der Anfang einer ganzen Reihe von Fahrdynamikregelsystemen, die aufeinander aufbauen und miteinander arbeiten. Dazu gehören die Antriebs-Schlupf-Regelung ASR und der Allradantrieb 4MATIC, aber auch das ESP®: Sie nutzen die ABS-Sensorik und dessen Daten, um ihre zusätzlichen Funktionen zu entfalten. Übrigens gilt: Ist ESP® an Bord, hat man gleichzeitig auch ABS, ASR und den Brems-Assistenten (BAS), der einen Notbrems-Situation erkennt und in solchen Fällen automatisch die maximale Bremswirkung aktiviert.
ASR verhindert das Durchdrehen der angetriebenen Räder beim Beschleunigen. Das geschieht mit Hilfe kurzzeitiger, automatischer Brems-Impulse, dosiert aufgrund der Sensordaten über die Drehzahlen der Räder, den Lenkeinschlag sowie die Drehbewegung und die Querbeschleunigung des Wagens; auch das Motor-Drehmoment wird bei Bedarf verringert. Das verbessert die Traktion auf rutschigem Untergrund und erhöht bei kritischen Fahrmanövern die Stabilität. ASR ist von 1985 an zunächst für die Modelle der Mercedes-Benz S-Klasse (Baureihe W 126) erhältlich.
Der Allradantrieb 4MATIC verbessert Traktion und Dynamik auf Eis, Schnee oder Nässe, ebenso beim Anfahren und Beschleunigen oder auf schlechter Fahrbahn. Das Kernstück der 4MATIC ist ein einstufiges Verteilergetriebe mit offenem Zentraldifferenzial, das den Drehzahlausgleich zwischen den Achsen übernimmt. Es ist direkt mit dem Automatikgetriebe verbunden und bildet zusammen mit Motor, Drehmomentwandler und Vorderachsantrieb eine komplette Antriebseinheit. Die 4MATIC schaltet den Vorderradantrieb und die Differentialsperren in Situationen zu, in denen der normale Antrieb allein nicht mehr ausreicht. Die Mercedes-Benz Baureihe 124 bietet als erste von 1985 an Fahrzeuge mit dem Allradantrieb 4MATIC, und zwar in den Modellen 300 D, 260 E, 300 E, 300 TD und 300 TE.
Das automatische Sperrdifferenzial (ASD), gleichfalls in Finnland vorgestellt, ist von 1985 an als Zusatzausstattung für zahlreiche hinterradangetriebenen Pkw-Modelle der Baureihen W 201 und W 124 lieferbar. Es sorgt dafür, dass beim Durchdrehen eines Rades das haftende Rad ein erhöhtes Antriebsmoment bekommt – mit dem Komfort, dass der Fahrer das System nicht selbst zuschalten muss.