Um 09:15 Uhr fuhr Testfahrer Pedro de la Rosa für die erste Installationsrunde des MP4-21 aus der Box. Juan Pablo Montoya wird den Test am Dienstag und Mittwoch, 24. und 25. Januar fortsetzen. Kimi Räikkönen fährt das neue Auto am Donnerstag und Freitag, 26. und 27. Januar. Daneben arbeiten Pedro und sein Testfahrer-Kollege Gary Paffett mit einem Interimsmodell des MP4-20 weiter an der Entwicklung der Michelin-Reifen. Ein zweites Chassis des neuen Autos wird in der siebten Kalenderwoche, ab dem 13. Februar, beim Test in Valencia erstmals eingesetzt.
"Ich bin stolz, dass ich den allerersten Test mit dem neuen MP4-21 gefahren bin", sagte Pedro. "Ich hatte schon nach ein paar Runden ein gutes Gefühl, aber natürlich ist es noch zu früh, um das ganze Potenzial des Autos zu erkennen. Dafür müssen wir zunächst eine ganze Menge Kilometer zurücklegen. Bis zum 03. März, wenn die Autos in Richtung Bahrain zum ersten Grand Prix verfrachtet werden, haben wir rund 20 Testtage eingeplant. Heute, beim ersten Test, wollen wir uns zunächst mit dem neuen Auto und dem neuen Mercedes-Benz Achtzylinder vertraut machen und die verschiedenen Funktionen überprüfen."
"Jeder im Team McLaren Mercedes freut sich auf die neue Saison. Mit dem heutigen Testbeginn des neuen MP4-21 sind wir in unseren Vorbereitungen einen großen Schritt vorwärts gekommen", erklärte Martin Whitmarsh, CEO Formula One, Team McLaren Mercedes. "Alle im Team haben große Erwartungen an die Wettbewerbsfähigkeit des neuen Autos, zumal unser letztjähriges Fahrzeug sehr schnell war und wir eine Menge Arbeit in Entwicklung und Bau des MP4-21 gesteckt haben. Aber zunächst müssen wir mit dem Auto in den nächsten Wochen ein umfangreiches Testprogramm absolvieren. Das ganze Team wird hart und konzentriert arbeiten. Dabei wird es von unseren Technologie-Partnern und Offiziellen Ausrüstern unterstützt. Vor dem WM-Auftakt in Bahrain wollen wir mehrere Entwicklungsschritte realisieren."
Die gesamte Konstruktion des MP4-21 wurde maßgeblich durch das neue Motorenreglement mit dem Wechsel von V10- zu V8-Motoren beeinflusst. Die Arbeit am neuen Auto begann im August 2004, als auch die ersten Konzepte für den V8-Motor mit 2,4 Litern Hubraum entworfen wurden. Das neue Aggregat muss, ebenso wie die Motoren 2005, an zwei aufeinander folgenden Grand-Prix-Wochenenden eingesetzt werden. Der Mercedes-Benz Motor FO 108S V8 wurde von Grund auf neu konstruiert und gebaut. Am 15. Juni 2005 lief er erstmals auf dem Prüfstand, drei Monate später, am 13. September wurde er in Silverstone erstmals auf der Rennstrecke getestet.
Für den Bau des Motors sind unter anderen folgende Punkte durch das neue Reglement vorgeschrieben:
- ein Zylinderwinkel von 90 Grad
- maximal jeweils zwei Ein- und Auslassventile (zuvor waren nur die Anzahl der Zylinder und eine Höchstzahl von jeweils fünf Ventilen vorgegeben)
- Mindestgewicht von 95 Kilogramm
- maximale Zylinderbohrung von 98 Millimeter
- die Schwerpunktlage des Motors
- die Metalllegierungen für den Bau von Motorkomponenten
"Die HerausForderung bei einem nagelneuen Formel 1-Fahrzeug ist jedes Jahr die gleiche, aber trotzdem gab es in diesem Jahr noch intensivere Aufgabenstellungen als sonst", erklärte Mercedes-Benz Motorsportchef Norbert Haug. "Das Reglement schreibt neue V8 Motoren mit 2,4 Litern Hubraum vor und die von der FIA vorgeschriebene weitere Beschneidung der Aerodynamik hat viel Zeit und Einsatz gekostet. Die über 150 PS weniger Leistung der neuen Motoren brachte zusätzliche Anspannung beim Aerodynamik-Konzept mit sich, es galt, den Luftwiderstand weiter zu verringern und den Abtrieb möglichst beizubehalten oder gar zu steigern - was die Techniker bei den vorgegebenen neuen Limitierungen an die Quadratur des Kreises erinnerte. Als Folge dieser komplexen Aufgabenstellungen war es sehr wichtig, genügend Zeit zu investieren, bevor die letzten Festlegungen gemacht wurden. Wir sind deshalb sehr zufrieden, dass unser neuer MP 4-21 heute sein Debüt erfolgreich absolviert hat. Seine Kenndaten versprechen, dass wir mit ihm eine gute Basis haben. Unser neuer Motor hat rund 6500 Testkilometer auf der Rennstrecke absolviert und mehr als doppelt so viele auf den Prüfständen in Brixworth und Stuttgart. Unsere Aufgabe ist jetzt, bei sechs weiteren Tests nach Barcelona und insgesamt über 20 Testtagen, die wir größtenteils mit zwei MP4-21 bestreiten werden, das Auto so für Bahrain vorzubereiten, dass wir an die Leistungen des letzten Jahres anknüpfen können."
Im Oktober 2004 begann das Konstruktionsteam mit der Entwicklung des neuen Motorenkonzeptes. Das neue Reglement ließ vor allem bei der Kühlung, der Luft- und Kraftstoffzufuhr sowie beim Ölverbrauch Spielraum.
"Bei der Entwicklung des neuen Mercedes-Benz V8-Motors und seiner Peripherie hat McLaren Racing eng mit Mercedes-Benz High Performance Engines kooperiert und die Werke in Woking, Brixworth und Stuttgart haben koordiniert zusammen gearbeitet", ergänzte Martin Whitmarsh.
Die Entwicklung der Aerodynamik begann im April 2005; die genaue Spezifikation wurde zwischen Ende Oktober und Anfang November 2005 festgelegt. Auf Grund des kleineren Motors wurde das Heck des Wagens, eine Schlüsselstelle der Aerodynamik, neu gestaltet. Die vom neuen Reglement geForderte Anhebung der vorderen Windabweiser vor der Referenzebene um 50 Millimeter beeinflusste die Aerodynamik des MP4-21 deutlich und stellte die Konstrukteure bei McLaren Mercedes vor eine anspruchsvolle Aufgabe.
Im April 2005 begann die Entwicklung der Kraftübertragung und des Antriebs und im Mai gab das Konstruktionsteam erste Daten des MP4-21 bekannt. Im September startete die Produktion und im Oktober die Herstellung des Chassis.
Für das Wagenheck hat McLaren Mercedes eine neue, komplexe Struktur aus Verbundmaterial entwickelt. Damit kann deutlich mehr Energie absorbiert werden, denn das neue technische Reglement verlangt im hinteren Teil des Wagens eine um 50 Prozent höhere Belastbarkeit beim Crashtest. Ende Dezember hat der MP4-21 den ersten FIA Crashtest absolviert und bestanden.
In der Saison 2006 werden die Regeln für das Qualifying geändert, außerdem dürfen bei den Boxenstopps im Rennen wieder Reifen gewechselt werden. Bei den ausgiebigen Testfahrten im Dezember und Januar hat das Team gemeinsam mit Michelin an der Entwicklung neuer Reifenmischungen und –konstruktionen für 2006 gearbeitet. Bis zum Ende der Tests im Dezember hat McLaren Mercedes über 6000 Kilometer mit dem Mercedes-Benz V8-Motor zurückgelegt.
"Auf den ersten Blick ähnelt der MP4-21 sehr seinem Vorgänger MP4-20", sagte Jonathan Neale, Geschäftsführer von McLaren Racing. "Modifikationen gab es nicht nur bei dem schmaleren Heck, auch die niedrigere Fahrzeugnase und geänderte Aerodynamikteile wie Barge Boards und Windabweiser fallen ins Auge. Da der V8-Motor weniger Kühlung benötigt, haben wir die Lufteinlässe und damit die Öffnungen im Chassis verkleinert; das kommt der gesamten Aerodynamik zu Gute. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit der letzten 16 Monate hat zu mehreren wesentlichen Änderungen in der Struktur, Geometrie und Aerodynamik des Autos geführt. Bei McLaren Racing arbeiten 135 Ingenieure und alle haben einen großen Beitrag zum neuen Auto geleistet. Jetzt, nach dem ersten Test, liegt unser Schwerpunkt beim Testen zunächst auf der Haltbarkeit der Software, der Systeme und der 11500 einzelnen Bestandteile. 90 Prozent davon haben sich gegenüber dem MP4-20 geändert. Außerdem wollen wir bis zum Saisonbeginn weitere Entwicklungsstufen realisieren."