Schneesturm auf der Autobahn, kilometerlange Staus, Auffahrunfälle in Serie - es ist jedes Jahr das gleiche Dilemma: Kaum fällt der erste Schnee auf Deutschlands Straßen, kommt es zum Verkehrs-Chaos. In vielen Fällen liegt es an der unzureichenden Winterausstattung wie falsche oder abgefahrene Reifen. Damit soll künftig Schluss sein. Die im Dezember vom Bundesrat verabschiedete Novellierung der Straßenverkehrsordnung (StVO), die Mitte des Jahres in Kraft treten soll, schreibt unter anderem eine den Witterungsverhältnissen angepasste Bereifung vor. Eine Neuregelung, die ausnahmsweise auf viel Zustimmung trifft.
Rund 70 Prozent der Auto fahrenden Bundesbürger begrüßt die so genannte "Winterreifenpflicht". Das ergab eine repräsentative Sensor-Umfrage der Düsseldorfer Kommunikationsagentur Mediaedge:cia. Dem Sensor zufolge geben nur elf Prozent an, dass sie wenig von der neuen "Winterreifenpflicht" halten. In punkto Winterreifen selbst sind die Meinungen allerdings differenzierter: Knapp ein Fünftel der Autofahrer meint, jeder solle selbst entscheiden, ob seine Reifen für die geplante Fahrt ausreichen. Jeder Vierte ist der Ansicht, die meisten Unfälle würden durch unvernünftige Fahrweise und nicht durch falsche Bereifung zustande kommen. Die Hälfte ist jedoch davon überzeugt, dass Winterreifen das Brems- und Fahrverhalten bei Eis und Schnee erheblich verbessern. Nur sechs Prozent der Autofahrer trauen Ganzjahresreifen die gleichen Qualitäten zu.
Gesetzes-Novelle hin oder her - die positive Einstellung der PKW-Besitzer zu Winterreifen wird schon jetzt deutlich: Knapp 60 Prozent haben für ihr Auto sowohl einen Satz Sommer- als auch Winterreifen. Für die Mehrheit der Befragten ändert sich durch die StVO-Novelle also nichts, zumindest was die Reifen betrifft. Und tatsächlich planen über die Hälfte der Fahrer, auch zukünftig Sommer- und Winterreifen zu kaufen wie bisher. Rund 30 Prozent wollen sich aufgrund der neuen Regelung zusätzlich einen Satz Winterreifen kaufen. Jeder zehnte Autofahrer ist noch unschlüssig und fünf Prozent wollen ihr Fahrzeug bei Eis und Schnee einfach stehen lassen. Nur vier Prozent sind uneinsichtig: Sie geben an, auch in Zukunft bei jedem Wetter mit Sommer- oder Ganzjahresreifen zu fahren - und gegebenenfalls ein Bußgeld in Kauf zu nehmen. Eine Einstellung, die angesichts der Umfrageergebnisse bedauerlich ist, vor allem für die übrigen Verkehrsteilnehmer. Denn immerhin war nach eigener Aussage jeder fünfte Befragte schon einmal direkt in einen witterungsbedingten Unfall verwickelt.
Routiniers setzen auf Winterreifen
Wer hingegen jeden Winter mit Eis und Schnee zu kämpfen hat, weiß den Vorteil der witterungsadäquaten Bereifung sehr wohl zu schätzen. Wie die Studie belegt, sind in Bayern 90 Prozent der Autos mit Sommer- und Winterreifen ausgestattet, in Ostdeutschland sind es 70 Prozent. Im Norden und Westen der Republik haben dagegen weit weniger PKW zweierlei Reifensätze. Fast jeder Fünfte in Westdeutschland lebende Autofahrer begnügt sich das ganze Jahr über mit Sommerreifen. Unter den Norddeutschen ist es sogar jeder Vierte. Die größten Winterreifenmuffel sind die Niedersachsen: Hier sind 40 Prozent der Autofahrer ganzjährig mit Sommerpneus unterwegs.
Die Deutschen sind bekannt dafür, viel Wert auf ihr eigenes Auto zu legen. Dies gilt erst recht für Neuwagenbesitzer: Damit das gute Stück heil durch den Winter kommt, wechseln schon heute 66 Prozent der Neuwagenbesitzer zu Beginn der kalten Jahreszeit von Sommer- auf Winterbereifung. Gebrauchtwagenfahrer scheinen dagegen generell eine pragmatischere Einstellung zu ihrem Gefährt zu haben. Nur knapp 50 Prozent sind zurzeit im Besitz von Sommer- und Winterreifen. Jeder Fünfte fährt dagegen ganzjährig mit Sommerreifen. Das könnte sich angesichts der neuen Regelung in Zukunft ändern. Welcher Winterreifen dann aufgezogen wird, überlassen viele Autofahrer dem Reifenhändler. 37 Prozent verlassen sich beim Reifenkauf in erster Linie auf seine Empfehlung. Ein Viertel der Fahrer bleibt einfach bei der bisherigen Reifemarke. Für jeden dritten PKW-Besitzer spielt der Preis eine wesentliche Rolle, 13 Prozent achten beim Kauf auf den Hersteller und 15 Prozent informieren sich vorher durch Testberichte in Fachzeitschriften. Gut ausgerüstet kann der nächste Wintereinbruch also kommen.
Der Sensor ist eine monatliche Repräsentativbefragung zu aktuellen Themen der Markt- und Medienforschung. Sie wird im Auftrag von Mediaedge:cia vom TNS Emnid-Institut, Bielefeld, persönlich bei zirka 1.300 Personen im Alter ab 14 Jahren durchgeführt.