Das Michelin Werk Bad Kreuznach hat eine neue Fertigungsanlage in Betrieb genommen. Mehr als sechs Millionen Euro werden in den neuen "Drei-Produkt-Kalander" in der Halbfabrikateherstellung investiert. Landrat Karl-Otto Velten und Oberbürgermeister Andreas Ludwig beglückwünschten Werkleiter Dieter Freitag gestern beim gemeinsamen Knopfdruck zum Anfahren der Anlage. "Wir sind stolz darauf, dass uns die Unternehmensleitung diese bedeutende Investition zugesprochen hat. Das spricht zum einen für die kompetente Mannschaft hier vor Ort. Zum anderen ist diese moderne Anlage und die Tatsache, dass wir eine für uns neue Technologie fertigen können, natürlich auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherung unseres Standortes", freute sich Werkleiter Freitag.
Mit der neuen Anlage kann die Produktionskapazität im Werk um 30 Prozent gesteigert werden. Der Prozess ist darüber hinaus um ebenfalls 30 Prozent wirtschaftlicher als zuvor. Im internen Wettbewerb liegt das Michelin Werk Bad Kreuznach damit mindestens auf gleicher Höhe mit anderen europäischen Produktionsstätten.
Drei verschiedene Cordprodukte
Bei der neuen Fertigungsanlage handelt es sich um eine Materialversorgung für einen großen Kalander. Auf drei Etagen können drei verschiedene Produkte vorbereitet werden: Textilcord in zwei Varianten und neuerdings auch Metallcord. Bei beiden Cordarten werden dünne Textil- bzw. Metallseile von beiden Seiten mit einer Gummibahn beschichtet. Die Produkte sind bis zu 1,40 Meter breit und setzen sich aus bis zu 2100 Einzelfäden zusammen.
Komplexes Projekt in Rekordzeit umgesetzt
Nach einer längeren Planungsphase wurde im Juni 2004 schließlich mit der Umsetzung des ehrgeizigen Projektes begonnen. Mehr als zehn Fremdfirmen waren in einzelnen Projektabschnitten beteiligt. Den Großteil der Konzeption und Umsetzung leistete jedoch die hauseigene Maschinenbauabteilung aus Frankreich und das technische Büro des Kreuznacher Werkes. Fast zwei Jahre waren beide Mannschaften ununterbrochen am Projekt tätig, das sowohl bezüglich der Komplexität als auch der Investitionssumme eines der größten Einzelprojekte für die Cordherstellung in Westeuropa in den letzten Jahren darstellt. Darüber hinaus waren auch der komplette Instandhaltungsbereich der Abteilung und die Produktionsmitarbeiter der Cordherstellung in die Projektarbeiten einbezogen.
Fazit des Projektleiters Klaus Philipp: "Wir haben einen Umbau geschafft, der zu Projektbeginn fast unmöglich erschien. In der letzten Phase haben wir in weniger als einem Jahr drei komplette Produktkreisläufe umgestaltet bzw. neu gebaut. Das war vorher noch nie da. Und wir haben es termingerecht umsetzen können."
Um das Projekt noch produktiver zu gestalten, wird im nächsten Jahr eine automatische Erkennung von sichtbaren Fehlern und eine neue Palettenanlage für große Produktrollen ergänzt.
Funktion von Metall- und von Textilcord
Die Halbfabrikateherstellung liefert Vorprodukte für die Reifenherstellung. Ein Reifen wird aus verschiedenen Produktstreifen nach und nach aufgebaut. Jedes Produkt übernimmt im fertigen Reifen eine ganz bestimmte Aufgabe. Sowohl der Metallcord als auch der Textilcord werden als Verstärkungslagen in den Reifen eingebaut.
Bad Kreuznach liefert diese Produkte zum einen natürlich an die Reifenherstellung vor Ort und ins Schwesterwerk Bamberg. Darüber hinaus geht der Textilcord "made in Bad Kreuznach" auch nach Spanien, Frankreich, Italien, Großbritannien, Polen und Russland.
Das Michelin Werk in Bad Kreuznach
Insgesamt wird derzeit mit rund 1.650 Mitarbeitern in Bad Kreuznach eine Jahresproduktion von 5,8 Millionen Pkw-Reifen, 1,3 Millionen Leicht-Lkw-Reifen, über 108.000 Tonnen Mischungen und 24 Millionen Quadratmeter Textilcord erbracht. Darüber hinaus konnte das Werk nach Fertigstellung einer neuen Produktionsanlage Ende 2005 die Produktion von Metallcord aufnehmen. 2006 feiert das Werk sein 40-jähriges Bestehen.