Das Begleitete Fahren, auch Führerschein mit 17 genannt, kann auch in Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur Verkehrssicherheit leisten. Dieses Fazit zog Verkehrs
MINIster Walter Hirche bei der Vorstellung der ersten wissenschaftlichen Ergebnisse der Begleituntersuchung am Montag in Berlin. "Damit ist auch für Deutschland das bestätigt, was in anderen Ländern bereits seit langem erfolgreich funktioniert", sagte Hirche. "Die Ergebnisse sind ein Beweis für die Richtigkeit des Alleingangs Niedersachsens im vergangenen Jahr. Unsere vorsichtigen Erwartungen wurden weit übertroffen." Die Teilnehmer am Modellprojekt haben, nachdem sie allein fuhren, 40% weniger Unfälle verursacht, als die Vergleichsgruppe. "Selbst wenn sich diese Zahl langfristig bei 30% einpendelt, kann mit diesem Modell eine deutliche Reduzierung der Unfälle bei Fahranfängern erreicht werden", so Hirche.
Jedes Jahr sind 22.000 Tote und Schwerverletzte in der Altergruppe von 18 bis 24 Jahren in Deutschland zu beklagen. Der Beitrag zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr wird auch durch den Vergleich der verhängten Bußgelder deutlich. Nach Abschluss der Begleitphase wurden 60% weniger Bußgelder verhängt, als in der Kontrollgruppe. "Wer begleitet fährt, fährt auch anschließend sicherer", sagte Hirche. Die Ergebnisse wurden auf einem internationalen Symposium in Berlin vorgestellt.
Die bisherigen Teilnehmerzahlen übertrafen alle Erwartungen. Bis Ende Oktober wurden über 20.000 Genehmigungen erteilt. 5.000 Jugendliche fahren in Begleitung, 4.500 haben das Projekt abgeschlossen und ihren normalen Kartenführerschein. Trotz der scharfen niedersächsischen Regelung, bei der nur die Erziehungsberechtigten begleiten dürfen, entscheiden sich über ein Drittel der Jugendlichen für das Fahren in Begleitung ihrer Eltern. "Die bisherigen Ergebnisse in der Begleitphase waren bereits ausgesprochen positiv", sagte Hirche. Die Unfallzahlen lagen bei unter 10, wobei keine schweren Personenschäden vorlagen. Bei sechs Personen wurde ein falscher Begleiter festgestellt und die Genehmigungen widerrufen. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse beweisen erstmals für Deutschland die Wirksamkeit dieses Modells. Die Studie wird weitergeführt, um auch die langfristigen Wirkungen zu untersuchen.
Hintergrund:
Fahranfänger sind seit Jahren die Hochrisikogruppe im Straßenverkehr. Alle Versuche, die hohen Unfallzahlen in dieser Altersgruppe signifikant zu reduzieren, blieben erfolglos. Niedersachsen Forderte seit Jahren die Möglichkeit in einem Modellversuch die positiven Erfahrungen anderer Länder mit dem "Begleiteten Fahren mit 17" in Deutschland erproben zu können. Auch der Verkehrsgerichtstag in Goslar schloss sich bereits im Januar 2003 dieser Forderung an und Forderte vom Bund die schnelle Einführung eines Modellprojektes. Trotz einer ebenfalls eindeutigen positiven Empfehlung einer übergreifenden Projektgruppe von Verkehrsexperten bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaST) im Herbst 2003, wurde die Einführung einer bundesweiten Regelung immer wieder verzögert. Niedersachsen führte nach einer weiteren Verschiebung am 19. April 2004 im Alleingang das Modellprojekt ein.
Die enorme Resonanz und die positiven Erfahrungen überzeugten andere Länder sich im Frühjahr 2005 ebenfalls dem Alleingang Niedersachsens anzuschließen. Seit Sommer 2005 gibt es nun endlich eine bundesgesetzliche Grundlage, nach der den Bundesländern die Einführung eines Modellprojekts des so genannten Führerscheins mit 17 ermöglicht wird. Die Länder entscheiden hierbei in eigener Verantwortung, ob sie dieses Angebot für mehr Verkehrssicherheit einführen.