Die wichtigste Entscheidung der Formel-1-Saison 2005 ist gefallen: Fernando Alonso sicherte sich im
Renault R25 vorzeitig den Weltmeistertitel. Trotzdem schaltet das Team von
Renault F1 keinen Gang zurück, sondern will beim Großen Preis von Japan auch in der Konstrukteurswertung wieder die Führung übernehmen. "Jetzt können wir noch einmal voll angreifen", sagt Chefingenieur Pat Symonds. "Noch sind zwei Rennen zu fahren, da kann noch alles passieren."
Der Triumph von Fernando Alonso, dem ein dritter Platz beim Großen Preis von Brasilien zum vorzeitigen Titelgewinn reichte, ist für die Mannschaft von Renault F1 nicht nur der verdiente Lohn für harte Arbeit, sondern auch eine große Motivation für die Zukunft. Das wurde auch bei einem Besuch des Spaniers im Renault F1-Werk im britischen Enstone deutlich, wo der mit 24 Jahren jüngste Formel-1-Weltmeister aller Zeiten von der Belegschaft stürmisch gefeiert wurde.
Ein Platz in der Geschichte
"Was wir in dieser Saison erreicht haben, grenzt an ein Wunder", sagte Teamchef Flavio Briatore, der erst kurz zuvor von einem Blitzbesuch in der Renault F1-Motorenabteilung im französischen Viry-Châtillon zurückgekehrt war. "Wir begannen das Abenteuer Formel 1 in der Saison 2001. Und bereits heute ist uns ein fester Platz in der Geschichte sicher." Danach griff Fernando Alonso zum Mikrofon. "Ich bin sehr stolz, dass ich mit diesem Team gewonnen habe", sprach er zu den Mitarbeitern. "Ich bin 2002 als Testfahrer zu Renault gekommen. Zusammen sind wir groß geworden. Heute sind wir alle Champions."
Im Autodromo José Carlos Pace in Sao Paulo ging Fernando Alonso auf Nummer sicher. Mit seinem Renault R25 hielt er sich aus allen Rangeleien heraus und fuhr einen sicheren dritten Platz nach Hause, der zum vorzeitigen Titelgewinn reichte. Einer der ersten Gratulanten war der entthronte Titelverteidiger Michael Schumacher. Wie er unterstützt auch Fernando Alonso als Sonderbotschafter der Unicef Kinderhilfsprojekte in aller Welt, und dass sein Horizont weit über das Ende der Boxengasse hinausreicht, zeigte der neue Weltmeister mit seinem Besuch in einem Kinderheim in einem Armenviertel am Rande der Millionenmetropole – drei Tage vor dem wichtigsten Rennen seiner Karriere.
Lob von allen Seiten
Als er mit seinem Renault R25 über die Ziellinie fuhr und mit ausgestreckter Faust seine hinter dem Boxenzaun jubelnden Mechaniker grüßte, wich die Anspannung im Lager von Renault F1 großer Erleichterung und ausgelassener Freude. "Das waren die längsten 90 Minuten meines Lebens", atmete Renault F1-Präsident Patrick Faure erst einmal tief durch. "Ich bin sehr glücklich, weil es der erste WM-Titel für einen reinrassigen Renault ist. Noch dazu haben wir uns gegen sehr starke Konkurrenz durchgesetzt. Dass Fernando der jüngste Weltmeister aller Zeiten ist, passt zum Image von Renault, in dem es in erster Linie um menschliche Wärme und Jugend geht."
Das Lob prasselte von allen Seiten auf den ersten Formel-1-Weltmeister aus Spanien herein. "Er ist ein absolut perfekter Rennfahrer. Er macht fast alles richtig und weiß, dass er auch im richtigen Moment vom Gas gehen muss", meinte Niki Lauda. Renault F1-Chefingenieur Pat Symonds verglich ihn sogar mit Michael Schumacher und Ayrton Senna: "Sie alle teilen die Fähigkeit, das Maximum aus den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln heraus zu holen. Wir gaben Fernando ein sehr gutes Auto und er hat das auf eine Art und Weise genutzt, wie es alle großen Sportler tun. Sie setzen sich ein Ziel und schaffen es."
Knapper Rückstand
Trotz des Titelgewinns sieht sich Renault F1 noch nicht am Ziel. In Brasilien musste die Equipe Jaune erstmals in dieser Saison die Führung in der Konstrukteurswertung abgeben, und die will sie sich möglichst schon in Japan zurückholen. Vor dem vorletzten Rennen des Jahres auf dem 5,807 Kilometer langen Kurs von Suzuka, einem der anspruchsvollsten in der Formel 1, liegt Renault F1 nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter McLaren-Mercedes. Ein Rückstand, der aufzuholen ist. Das neue Aerodynamik- und Motorenpaket machte den Renault R25 schon in Brasilien schneller, was nicht zuletzt an der Pole Position von Fernando Alonso abzulesen war. Für Japan haben die Renault F1-Ingenieure noch einmal nachgelegt, sehr zur Freude des Weltmeisters, der seinen sechs Saisonsiegen nur zu gerne einen siebten hinzufügen würde.
"Wir haben in den letzten Rennen einige konservative Entscheidungen getroffen, um kein Risiko einzugehen", meinte er vor dem Abflug nach Japan. "Das wird in Suzuka anders sein. Da werde ich viel aggressiver fahren und noch einmal voll angreifen."