Trotz der Marktschwäche im Inland und eines erheblich verschärften Preisdrucks in der internationalen Zulieferindustrie entwickelt sich die Brose Gruppe weiter positiv. Der Umsatz wird 2005 voraussichtlich um sieben Prozent auf über 2,1 Mrd. Euro steigen und erstmals zu mehr als 50 Prozent außerhalb Deutschlands erwirtschaftet. Die Zahl der Beschäftigten nimmt gegenüber dem Vorjahr um sechs Prozent zu und erreicht cirka 8.600. Wie der Vorsitzende der Geschäftsführung und Gesellschafter der Brose Gruppe, Michael Stoschek, am Mittwoch vor Journalisten auf der IAA in Frankfurt mitteilte, will das Familienunternehmen bis 2010 sein Geschäftsvolumen auf rund 3 Mrd. Euro ausdehnen.
Das Wachstum basiert auf dem Ausbau der Position als Innovations- und Qualitätsführer in den beiden Produktgebieten Tür und Sitz mit entsprechenden Investitionen und Vorleistungen. Jeder neunte Mitarbeiter von Brose entwickelt neue Produkte oder Fertigungsverfahren. Insgesamt sechs Prozent des Umsatzes wendet Brose für Innovationen in Forschung und Entwicklung auf. Mit dem Aufbau der Kapazitäten in den Bereichen Elektronikentwicklung und -fertigung sowie bei Schließsystemen positioniert sich das Unternehmen heute als einziger Anbieter mit durchgängiger Entwicklungs- und Fertigungskompetenz sämtlicher mechanischer, elektrischer und elektronischer Komponenten in Fahrzeugtür und -sitz.
Diese technologisch führende Position und ein Skaleneffekt von fast 40 Mio. Einheiten an elektrischen Antrieben will Brose nutzen, um weitere Verstellsysteme in der Fahrzeugkarosserie anzubieten. Auf der IAA 2005 werden erstmals Antriebssysteme für Heckklappen, Kofferraumdeckel und Schiebetüren gezeigt.
Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit wurden bei Brose vor allem an den deutschen Standorten Vereinbarungen getroffen, um die Arbeitskosten zu senken. Längere Arbeitszeiten und Kürzungen bei Lohn und Gehalt von bis zu 10 Prozent waren notwendig, um dem steigenden Kostendruck zu begegnen.
Expansion in Nordamerika und Asien
"Angesichts des enormen Preisdrucks und des Konzentrationsprozesses in der Zulieferbranche müssen wir weiter wachsen, um Kostenvorteile zu erreichen," beschreibt Stoschek die internationale Wachstumsstrategie des Unternehmens. 2004 und 2005 hat Brose sechs neue Standorte in Nordamerika, Tschechien und Deutschland in Betrieb genommen: In Auburn Hills/Michigan (USA) eröffnete die Brose North America Inc. ein neues Headquarter mit Entwicklungszentrum. In zwei neuen Werken in Chicago/Illinois und Tuscaloosa/Alabama werden seit 2004 Türsysteme für Ford und DaimlerChrysler hergestellt. In Ostrava (Tschechien) startete 2005 die Produktion von Sitzverstellungen und Türschlössern. In Deutschland hat der Automobilzulieferer die Just-in-sequence-Produktion von Türsystemen an den Standorten Sindelfingen und Rastatt aufgenommen.
2006 wird Brose vier weitere Werke in Betrieb nehmen: Im kanadischen London/Ontario entsteht eine Produktionsstätte für Sitzverstellungen. Das Investitionsvolumen dafür beträgt fast 60 Mio. US Dollar. In China wird bereits die dritte Fertigungsstätte errichtet: Im Werk Changchun sollen ab kommendem Jahr Sitzverstellungen, Türsysteme, Fensterheber und Schließsysteme hergestellt werden. Zwei Werke zur Produktion von Türsystemen in Göteborg (Schweden) und Holzgerlingen (Deutschland) sind derzeit im Aufbau.
Von der Komponente zum System: Brose-Neuheiten auf der IAA 2005
Auf der Internationalen Automobilausstellung 2005 in Frankfurt stellt Brose eine Reihe von Innovationen für Automobiltüren und –sitze vor, die den Automobilherstellern wirtschaftliche und technische Vorteile bieten und die Benutzung des Fahrzeugs sicherer und komfortabler machen.
Für die Fahrzeugtür präsentiert Brose folgende Neuheiten: Elektrische Antriebe für Seitentüren und Heckklappen, das "Soft-Open-Schloss", den "Direct-Drive-Fensterheber" sowie ein hochintegriertes Türsystem mit Kunststoff-Funktionsträger. Auf dem Gebiet Sitz ergänzt Brose seine Produktpalette mit zwei neuen Schnellverstellungen für Lehnen sowie manuell und elektrisch verstellbaren Lordosenstützen.
Elektrische Antriebe für Seitentüren und Heckklappen
Brose erweitert sein Produktprogramm mit Antrieben für Seitentüren und Heckklappen und greift damit die steigende Nachfrage nach Komfortfunktionen im Automobil auf.
Zum Öffnen und Schließen von Heckdeckeln und -klappen hat Brose zwei mechatronische Systeme entwickelt: den Spindelantrieb, der die konventionelle Gasdruckfeder ersetzt sowie eine Schubstangenlösung, die unter dem Fahrzeugdach integrierbar und um 20 Prozent kleiner und leichter als vergleichbare Produkte ist.
Beide Varianten bieten hohen Komfort und Sicherheit: Die Fahrzeugklappe lässt sich per Fernbedienung öffnen, die Schließgeräusche sind ca. 30 Prozent geringer als bei vergleichbaren Produkten. Die Türantriebe verfügen über einen Einklemmschutz, der Verletzungen vorbeugt. Zusätzlich wirkt eine Sensorik, die beim Öffnen und Schließen Hindernisse erkennt und gegen Beschädigung schützt.
Für den wachsenden Markt der Schiebetüren hat Brose einen intelligenten Antrieb entwickelt. Er ist in die Fahrzeugtür integriert und enthält zwei Sicherheitssysteme zum Schutz vor Verletzungen: Eine drehzahlabhängige elektromotorische Steuerung und eine Sensorleiste in der Türkante, die bei Kontakt den Schließvorgang sofort stoppt. Ein integriertes Türsystem mit Fensterheber ermöglicht zudem die Scheibenöffnung auch in der Schiebetür.
Soft-Open-Schloss
Soft Open–Soft Close® nennt Brose ein neues Schließsystem, mit dem sich Seitentüren und Klappen akustisch und mechanisch gedämpft, leichter und leiser öffnen und schließen lassen. Darüber hinaus sind Dichtungskräfte von 1.000 Newton – mehr als das Doppelte heutiger Systeme – möglich. Die Folge: Windgeräusche werden reduziert, die Crashsicherheit wird erhöht.
Direct Drive Fensterheber
Erstmals präsentiert Brose auf der IAA 2005 den "Direkt Drive" Fensterheber: Er ist überwiegend aus Kunststoffteilen hergestellt, um 20 Prozent leichter und bietet Bauraumvorteile. Scheibenführung und Antrieb bilden eine Einheit, wodurch der Wirkungsgrad des Gesamtsystems soweit steigt, dass kleinere und leichtere Elektromotoren eingesetzt werden können.
Türsystem mit Kunststoff-Funktionsträger
Neu ist auch ein Türsystem mit glasfaserverstärktem Kunststoff-Funktionsträger, bei dem Fensterheberschienen, Lautsprecherkorb, Innengriff, Befestigungselemente für Kabel und andere Komponenten integriert sind. Bei annähernd gleicher Crashfestigkeit wie bei Stahlträgern wird durch weniger Bauteile eine Gewichts- und Kostenreduzierung erreicht.
Innovationen für Fahrzeugsitze: Lehnenverstellungen und Komfortantriebe
Für die Einstellung der Sitzlehne hat Brose neue Produkte entwickelt. Die Lehnenverstellungen lassen sich – je nach Kundenwunsch – per Hebel oder Handrad betätigen. Für höheren Komfortanspruch bietet Brose auch eine elektrische Variante an. Alle Systeme zeichnen sich durch geringeres Gewicht, optimierte Funktionsweise und höhere Festigkeit aus. Brose wird mit der Ergänzung des Produktprogramms der zunehmenden Nachfrage nach kompletten Metallstrukturen, bestehend aus Lehne und Sitzgestell einschließlich aller mechatronischen Komponenten, gerecht.
Dem steigenden Komfortbedürfnis durch erweiterte Einstellmöglichkeiten für Vordersitze entsprechen manuelle und elektrische Lordosenstützen mit elektronischer Massagefunktion sowie Verstellungen für Seitenwangen und Lehnenoberteil. Der aus einzelnen Modulen konfigurierbare "Sitz nach Maß" leistet einen wichtigen Beitrag zum sicheren und komfortablen Fahren.