Die Erfolgsserie der Michelin-Partnerteams fand auch im Königlichen Park von Monza seine Fortsetzung: McLaren-Mercedes-Pilot Juan Pablo Montoya sicherte im 15. Saisonrennen den 14. Sieg und die 14. Pole Position für den Reifenspezialisten aus Clermont-Ferrand. WM-Tabellenführer Fernando Alonso beendete den Grand Prix von Italien in einem dramatischen Finale vor seinem
Renault F1-Teamkollegen Giancarlo Fisichella auf dem zweiten Rang, während sich mit Kimi Räikkönen sein Kontrahent um den Fahrer-Titel mit Platz vier begnügen musste. Da der (noch) amtierende Weltmeister Michael Schumacher als bester Nicht-Michelin-Pilot in Monza punktelos blieb, ist das Duell der beiden in der Formel 1 vertretenen Reifenhersteller um den Fahrertitel zugunsten der französischen Marke entschieden.
Auch wenn die rennbegeisterten Tifosi im Königlichen Park von Monza auf einen Sieg der von ihnen favorisierten Ferrari in diesem Jahr verzichten mussten: Ein an Dramatik und Spannung überaus reicher Grand Prix von Italien dürfte sie für das enttäuschende Abschneiden der Scuderia mehr als entschädigt haben. Denn die Entscheidung über Sieg und Niederlage fiel - und so soll es sein - erst in der letzten Kurve. Dass er einem schwierigen Rennen entgegen gehen würde, dies wusste Kimi Räikkönen bereits vor Beginn des Qualifyings: Er wurde trotz souveräner Bestzeit nach einem unplanmäßigen Motorenwechsel auf den elften Startplatz zurückgestuft. Die Pole Position - die 14. im 15. Saisonlauf für Michelin - musste der Finne seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya überlassen. Der Kolumbianer hatte sich gegen dem amtierenden Spitzenreiter in der Fahrerwertung, Renault F1-Pilot Fernando Alonso, durchgesetzt.
Kimi Räikkönen setzte auf eine mutige Einstopp-Strategie
Auch beim Start ließ der Kolumbianer nichts anbrennen, übernahm gleich die Führung und erarbeitete sich einen kleinen Vorsprung auf Alonso. Dahinter reihten sich weitere Michelin-Partner ein: Jenson Button quetschte seinen BAR auf den dritten Rang, gefolgt von Jarno Trulli im Toyota und Takuma Sato im zweiten BAR. Räikkönen konnte anfänglich kaum Boden gutmachen und biss sich am ebenfalls Michelin-bereiften Sauber-Petronas von Jacques Villeneuve bis zu dessen ersten Boxenstopp die Zähne aus - warum, dies wurde erst später klar.
Zur Enttäuschung der engagierten Tifosi bogen ausgerechnet die Ferrari als Erste zum Tankstopp ab. Fernando Alonso eilte in Runde 19 an die Box und kehrte genau vor seinem Titelrivalen Kimi Räikkönen auf die Strecke zurück. Obwohl der Spanier jetzt mit dem schwereren Rennwagen unterwegs war, lieferte er sich mit dem "Iceman" über zwei Runden ein spannendes Ausbremsduell. Fast zeitgleich fasste mit Montoya der Führende neuen Treibstoff aus. Jetzt lag Ralf Schumacher im Michelin-bereiften Toyota bis zu seinem eigenen Service-Halt an der Spitze, die er dann an Räikkönen aushändigte. Allmählich wurde deutlich, warum der Silberpfeil-Pilot zu Beginn des Grand Prix so verhalten unterwegs war: Er verfolgte eine Einstopp-Strategie und stattete seinen Mechanikern erst in der 25. von 53 Runden einen Besuch ab. Hinter ihm und Alonso hatte sich Giancarlo Fisichella im zweiten Renault R25 dank einer ähnlichen Renntaktik bereits von Startposition acht bis auf Rang drei vorgekämpft.
Doch der ehrgeizige Plan Räikkönens scheiterte in Runde 28, als der linke Hinterreifen seines McLaren der hohen Gewichtsbelastung nicht mehr standhielt und einen weiteren Boxenstopp nötig machte. "Der Schnitt in Kimis Pneu stellt uns im Moment vor ein Rätsel", erläuterte Pierre Dupasquier, der Motorsportdirektor von Michelin. "Extremer Verschleiß auf der Außenseite der Karkasse ist auf dieser Strecke sehr ungewöhnlich, hier in Monza ist es eher die Innenseite, die auf den schnellen Geraden die Hauptlast tragen muss." Der Skandinavier fiel auf Rang zwölf zurück - erneut hinter den Sauber von Jacques Villeneuve. Somit übernahm Montoya wieder die Führung, gefolgt von Alonso, Fisichella, Trulli und Button.
Zwischen Umlauf 40 und 45 absolvierte das Gros der Starter den zweiten Tankhalt, wodurch Räikkönen erneut Platz um Platz aufholte und bis auf die vierte Position vorrückte. Durch einen Dreher in der zweiten Schikane ließ der 25-Jährige jedoch den Toyota von Trulli wieder durch - ein Lapsus, den er nur wenig später mit einem beherzten Überholmanöver eingangs der "Parabolica" ausbügelte.
Ein spannendes Finale erlebte einen nervenstarken Juan Pablo Montoya
Damit sollte das Rennen um den Sieg jedoch erst beginnen: Acht Runden vor Ende wurde Montoya plötzlich langsamer - auch an seinem McLaren drohte sich der linke Hinterreifen zu verabschieden. Fernando Alonso startete eine furiose Aufholjagd auf den Kolumbianer und rückte ihm immer näher. In der letzten Runde schien es, als könne der Renault F1-Pilot die Führung noch übernehmen. Juan Pablo ließ sich jedoch nicht beirren, gewährte seinem Pneu insbesondere in Rechtskurven maximale Schonung und rettete so einen 2,5-Sekunden-Vorsprung sicher über die Ziellinie - es war der 14. Saisonsieg für den französischen Reifen-Spezialisten im 15. Rennen. "Das Problem geht ganz offensichtlich auf das Setup unserer Wagen und nicht auf die Pneus zurück", räumte McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis später ein. "Michelin hat uns perfekte Reifen für dieses Rennen zur Verfügung gestellt. Trotz der Schwierigkeiten konnten wir einen hervorragendes Ergebnis herausfahren."
Platz drei ging an Giancarlo Fisichella vor Kimi Räikkönen. Dahinter belegten mit Jarno Trulli, Ralf Schumacher, Nick-Heidfeld-Vertreter und BMW WilliamsF1-Pilot Antonio Pizzonia und Jenson Button weitere Michelin-Partner alle Punkte-Plätze. Felipe Massa schrammte auf Rang neun knapp an WM-Zählern für Sauber-Petronas vorbei, als bester Red Bull Racing-Pilot erreichte Christian Klien das Ziel.
Der neue Fahrer-Weltmeister ist ein Michelin-Pilot
Dafür ist aus Reifensicht die erste Vorentscheidung der Saison gefallen: Da Michael Schumacher nun auch mathematisch aus dem Kampf um den Fahrertitel ausgeschieden ist, heißt der neue Fahrer-Weltmeister entweder Fernando Alonso oder Kimi Räikkönen - beide vertrauen auf Rennpneus von Michelin. In der Konstrukteurswertung konnte Renault F1 (144 Punkte) seine Führung in Monza verteidigen, büßte jedoch einen WM-Punkt auf McLaren-Mercedes (136) ein und behauptet damit noch einen Vorsprung von acht Zählern. Bei vier noch ausstehenden Grands Prix besitzt Ferrari (86) als bestplatziertes Nicht-Michelin-Team allenfalls noch eine rechnerische Chance auf den Markentitel.
Statistisches
- Großer Preis von Italien, Autodromo Nazionale di Monza, 15. Lauf zur FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2005 (4. September 2005);
- Renndistanz: 53 Runden à 5,793 km = 306,720 km.