Der Titelkampf in Europas populärster Tourenwagen-Serie bleibt spannend: Auch nach dem achten Lauf der DTM im niederländischen Zandvoort trennt die beiden aussichtsreichsten Titelkandidaten nur ein einziger Punkt. Nachdem
Audi Pilot Mattias Ekström mit einem Sieg auf dem Nürburgring die Tabellenspitze übernommen hatte, liegt er nun wieder knapp hinter Zandvoort-Sieger Gary Paffett. In der Herstellerwertung konnte
Audi seinen Vorsprung auf
Mercedes-Benz weiter ausbauen.
Nach einem nicht optimal verlaufenen Qualifying zeigten die Audi Piloten bei Aufholjagden ihren Kampfgeist. Von Platz fünf ins Rennen gegangen, verbesserte sich Mattias Ekström schon am Start auf Rang drei. Kurz vor Halbzeit kam er immer näher an den späteren Sieger Gary Paffett heran, ehe sein Audi A4 DTM bei einer leichten Berührung mit dem Fahrzeug von Christian Abt die Zusatzflügel ("Flics") vorne links verlor. Mit dem aerodynamisch aus der Balance geratenen Fahrzeug rettete der amtierende DTM-Champion den zweiten Platz ins Ziel.
Le Mans-Rekordsieger Tom Kristensen festigte mit Rang vier seinen dritten Tabellenrang, obwohl er nur aus der fünften Reihe gestartet war und ebenfalls mit einem im Bereich der Frontpartie beschädigten A4 DTM zu kämpfen hatte. Die 77.000 Zuschauer begeisterte der Däne vor allem mit einem spektakulären Überholmanöver in der vorletzten Kurve, mit dem er sich an Marcel Fässler (Opel) vorbei schob.
Fast hätte auch noch Martin Tomczyk den Schweizer im Fotofinish auf der Ziellinie abfangen können. Von Position 15 gestartet, fehlten dem Bayern am Ende lediglich 247 Tausendstelsekunden zum fünften Platz.
Pierre Kaffer zeigte ebenfalls eine sehenswerte Aufholjagd: Vom 18. Startplatz arbeitete er sich im Vorjahres-A4 des Audi Sport Team Joest bis auf Rang elf nach vorne und fuhr schließlich direkt hinter seinem grippegeschwächten Teamkollegen Christian Abt ins Ziel, dessen Fahrzeug bei einer Startkollision beschädigt worden war. Rinaldo Capello und Frank Stippler wurden von Konkurrenten von der Strecke gerempelt und mussten genauso vorzeitig aufgeben wie Allan McNish.
Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline #1)
"Ich hatte einen guten Start, konnte Marcel Fässler und Gary Paffett überholen. Das Auto fühlte sich schnell an. Auch die Boxenstopps klappten super. Nach einer Berührung mit dem Auto von Christian habe ich dann aber die kleinen Zusatzflügel vorne links eingebüßt. Von da an konnte ich Gary nicht mehr folgen. Die Meisterschaft bleibt weiter spannend. Ich bin mir sicher, dass die Entscheidung in diesem Jahr erst beim Finale in Hockenheim fällt."
Tom Kristensen (Audi Sport Team Abt #5)
"Nachdem es – von der Super Pole abgesehen – das ganze Wochenende richtig gut lief, habe ich mich auf das Rennen gefreut. In den ersten Runden haben mir Frank und Allan geholfen, nach vorne zu kommen. Danke dafür. Auch die Boxenstopps waren super. Der Kampf mit Marcel (Fässler) war sehr gut, jedoch habe ich mir mein Auto beschädigt. Neben einem starken Untersteuern gab es auch Vibrationen. Später habe ich erneut mit Marcel gekämpft, jedoch war der Schnellste in unserem Trio Martin, der dicht hinter mir lag. Weil er mich nicht attackiert hat, konnte ich in der vorletzten Kurve an Fässler vorbei gehen. Es ist ein besonders schönes Gefühl, so kurz vor der Ziellinie eine Position gut zu machen."
Martin Tomczyk (Audi Sport Team Abt Sportsline #2)
"Unsere Strategie war gut, die Boxenstopps haben gepasst, und mit meiner Performance bin ich zufrieden. Zu dem Dreikampf mit Tom (Kristensen) und Marcel Fässler: Ich war schneller, bin aber brav hinter Tom geblieben."
Christian Abt (Audi Sport Team Joest Racing #14)
"Im Warm-up hat alles noch richtig gut ausgesehen, aber im Rennen haben die Reifen nicht hundertprozentig funktioniert. Das hatte wohl was mit einer Kollision nach dem Start zu tun – dabei ist etwas an der Hinterachse verbogen worden. Jeder Reifensatz hat ungefähr sechs Runden lang gehalten, dann gingen die Zeiten in den Keller. Am Ende habe ich auch meine Grippe gespürt. Ich war total schlapp. Die Berührung mit Mattias tut mir leid – ich habe ihn nicht gesehen und wurde auch nicht über Funk gewarnt."
Pierre Kaffer (Audi Sport Team Joest Racing #15)
"Wie schon in den letzten Rennen war meine Renn-Performance gut, wir müssen es nur endlich einmal auch im Qualifying hinkriegen. In der DTM ist der Startplatz extrem wichtig. Die erste Runde lief gut, ich konnte gleich einige Konkurrenten überholen. Ich bin dann auf Christian aufgelaufen, hatte aber kurze Zeit später so viel Untersteuern, so dass eine Attacke nicht möglich war."
Allan McNish (Audi Sport Team Abt #6)
"Jamie (Green) kam am Start nicht vom Fleck. Ich bin ausgewichen, wurde aber an der Seite getroffen. Das hat die Aerodynamik und auch die Lenkung beschädigt. Ich musste deshalb früh zum Boxenstopp. Später gab es einen Vorfall mit Mika (Häkkinen), dem ich Platz gelassen habe – er mir aber leider nicht, das brachte mir einen Plattfuß ein. Dazu gab es am Ende noch Probleme mit der Bremse, weil eine Plastiktüte den Kühler verstopft hat. Schade: Das war ein katastrophales Rennen nach einem guten Qualifying."
Rinaldo Capello (Audi Sport Team Joest #18)
"Nach dem Warm-up haben wir das Setup komplett verändert. Und siehe da: Im Rennen hat mein Audi A4 DTM gut funktioniert. Das Untersteuern war kuriert, und die Rundenzeiten – speziell, als ich alleine gefahren bin – haben gepasst. Ich bin mir sicher, dass ein so routinierter Fahrer wie Bernd (Schneider) mich nicht absichtlich abgeschossen hat, als ich meine Position gegen ihn verteidigte. Nun schaue ich nach vorne zum Rennen auf dem EuroSpeedway."
Frank Stippler (Audi Sport Team Joest #19)
"Nach 200 Metern war wegen einiger Berührungen die aerodynamische Balance hinüber, und das Auto ließ sich nicht mehr so gut fahren wie im Training. Beim Boxenstopp haben wir ein paar kaputte Teile entfernen müssen, das kostete Zeit und den Rhythmus. Ich hing dann hinter Manuel Reuter fest, fuhr mir einen Reifen kaputt und wurde dann von Laurent Aiello hart getroffen. Damit war mein Rennen zu Ende."
Hans-Jürgen Abt (Teamchef Audi Sport Team Abt Sportsline): "Natürlich hätten wir lieber gewonnen. Aber wir können mit dem Mannschaftsergebnis zufrieden sein. Wir haben das Beste aus den Startpositionen gemacht. Aber man muss auch zugestehen, dass es heute sehr schwierig gewesen wäre, das Rennen gegen Gary Paffett zu gewinnen – seine Performance war sehr gut. Wir haben trotzdem den Vorsprung in der Herstellerwertung ausgebaut. Und den einen Punkt in der Fahrermeisterschaft, den holen wir auch wieder zurück."
Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Es bleibt dabei: Wenn wir in der Super Pole sind, holen wir einfach keine Punkte, obwohl es mit Christian ganz gut angefangen hat. Aber die Performance seiner Reifen war jeweils nach kurzer Zeit hinüber. Pierre hat sich ganz gut aus der Affäre gezogen, besonders wenn man bedenkt, von welcher Position aus er gestartet ist. Frank und ‚Dindo’ sind umgedreht worden, wofür die Schuldigen ja auch jeweils eine Durchfahrtsstrafe kassiert haben. Ihre Rennen waren ab da auch gelaufen."
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef): "Insgesamt war das eine gute Team-Performance. Dass Mattias hier gegen Gary Paffett um den Sieg fahren würde, hätte man nach dem Zeittraining nicht gedacht. Das zeigt, wie eng es in der DTM zugeht. Mattias war im letzten Renndrittel nicht mehr in der Lage dran zu bleiben, weil an seinem Auto die Zusatzflügel nach der Kollision mit Christian fehlten. Er musste sich darauf beschränken, das Auto nach Hause zu bringen, ohne sich die Reifen zu ruinieren. Die Meisterschaft bleibt spannend, es geht immer um einen Punkt hin und her. Für die Zuschauer ist es das Schönste, was es im Motorsport geben kann."