Der "Iceman" behielt in der Hitze Ungarns einen kühlen Kopf: Bei Lufttemperaturen von rund 35 Grad steuerte Kimi Räikkönen seinen Michelin-bereiften McLaren MP4/20 in einem turbulenten Grand Prix von Ungarn zu einem letztendlich souveränen Sieg. Damit verkürzte der junge Finne den Rückstand auf WM-Leader Fernando Alonso, der als Elftplatzierter ohne Punkte blieb, auf 26 Zähler. Hinter Räikkönen und
Ferrari-Ass Michael Schumacher kletterte mit Ralf Schumacher in seinem
Toyota TF105 ein weiterer Partner des französischen Reifenherstellers auf das Siegerpodest am Hungaroring. Insgesamt sieben der acht Fahrer in den Punkterängen vertrauten auf Rillenslicks aus Clermont-Ferrand.
Kimi Räikkönen meldete sich eindrucksvoll zurück: Nach seinem technisch bedingten Ausfall beim Großen Preis von Deutschland am vergangenen Wochenende fuhr der finnische McLaren-Pilot beim Ungarn-Grand Prix zu seinem vierten Saisonsieg. Damit hält der finnische Michelin-Partner die Titelentscheidung in der Fahrer-WM weiter offen, da der WM-Führende Fernando Alonso am Steuer seines Renault R25 beim Rennen auf dem Hungaroring als Elftplatzierter ohne Punkte blieb. Der spanische Michelin-Partner besitzt nach 13 von 19 Saisonläufen allerdings immer noch einen recht komfortablen Vorsprung von 26 Zählern auf Räikkönen. In der Konstrukteurs-Meisterschaft kam das McLaren-Team durch das Ergebnis beim Großen Preis von Ungarn bis auf zwölf Zähler an Renault F1 heran.
Unerwartetes Qualifying-Ergebnis sorgte für spannende Ausgangslage
Dass sich die Zuschauer auf ein besonders unterhaltsames Rennen freuen durften, wurde spätestens nach dem Qualifikationstraining klar: Wohl nur die wenigsten Beobachter hatten auf der Rechnung, dass sich nicht einer der "üblichen Verdächtigen", sondern Ferrari-Pilot Michael Schumacher die Bestzeit sicherte. Die beiden Hauptdarsteller des Titelkampfes, Räikkönen und Alonso, kamen lediglich auf die Plätze vier und sechs. "Ich werde am Start einige Risiken eingehen müssen", verkündete Alonso angesichts der für ihn denkbar ungünstigen Ausgangslage. "Es macht einfach keinen Sinn, von Position sechs aus vorsichtig zu agieren."
Doch seine Risikobereitschaft sollte sich nicht auszahlen: Beim Versuch, bereits am Start möglichst viele Positionen gut zu machen, touchierte der junge Spanier in der ersten Kurve den Toyota von Ralf Schumacher und beschädigte sich den Frontflügel seines Renault R25. Noch ärger erwischte es allerdings Michelin-Pilot Christian Klien: Nach einem Schubser während des Startgerangels hob der Red Bull-Monoposto des jungen Österreicher ab und überschlug sich. Klien entstieg seinem Wagen anschließend unverletzt. Auch sein Teamkollege David Coulthard musste sich noch in der ersten Runde aus dem Renngeschehen verabschieden: Der Schotte trudelte ins Aus, nachdem er den Frontflügel überfuhr, den Alonso unmittelbar zuvor auf dem Weg zurück zur Boxengasse verloren hatte.
An der Spitze setzten sich derweil Michael Schumacher und Räikkönen etwas von ihren Verfolgern ab, die Juan Pablo Montoya anführte. Dahinter folgte das Michelin-Sextett Jarno Trulli, Ralf Schumacher, Jarno Trulli, Nick Heidfeld, Felipe Massa und Jenson Button.
Clevere Boxenstopp-Strategie brachte die Entscheidung für Räikkönen
In der ersten Runde der Boxenstopps veränderte sich die Reihenfolge an der Spitze nicht - Schumacher führte weiterhin vor dem McLaren-Duo. Im 36. von 70 Umläufen bog der Ferrari-Fahrer dann zum zweiten Mal in Richtung Boxengasse ab. Räikkönen blieb eine Runde länger draußen und legte dabei eine Fabelzeit auf den glühendheißen Asphalt. Da er zusätzlich auch weniger Treibstoff nachfasste, kehrte er vor Schumacher auf die Strecke zurück. Die Führung hatte zu diesem Zeitpunkt Montoya übernommen, der auf eine Zwei-Stopp-Strategie vertraute. Kurz darauf musste der Kolumbianer jedoch aufgrund eines Antriebswellen-Problems das Rennen vorzeitig beenden. Räikkönen übernahm die Führung, die er auch nach seinem dritten Boxenstopp nicht mehr abgeben sollte.
Mit einem Vorsprung von über 30 Sekunden auf Michael Schumacher überquerte der Michelin-Partner schließlich die Ziellinie des Grand Prix von Ungarn. "Das ist einfach ein großartiges Ergebnis für das gesamte Team, das in den vergangenen Wochen so hart gearbeitet hat", freute sich der "Iceman". "Nachdem ich zunächst hinter Michael feststeckte, änderten wir kurzerhand die Strategie. Dadurch konnte ich mir schließlich eine komfortable Führung erarbeiten. Das Auto funktionierte heute hervorragend, und die Michelin-Reifen waren von der ersten bis zur letzten Runde absolut perfekt."
Ferrari-Pilot Michael Schumacher musste sich im Schlussdrittel des Rennens gegen seinen näherrückenden Bruder Ralf erwehren. Bis auf 0,5 Sekunden kam der Toyota-Fahrer an den (noch) amtierenden Weltmeister heran, fand aber keinen Weg an ihm vorbei. "Ich wartete die ganze Zeit auf einen Fehler von Michael, den ich hätte nutzen können", schilderte "Schumi II" seine Taktik. "Aber diesen Gefallen wollte er mir einfach nicht erweisen. "Schade, aber ich bin mit meinem ersten Podestplatz in dieser Saison natürlich trotzdem sehr zufrieden." Komplettiert wurde das gute Teamergebnis des Michelin-Partners Toyota durch Jarno Trulli auf Rang vier. Die weiteren Punktepositionen teilten mit Jenson Button, Nick Heidfeld, Mark Webber und Takuma Sato die Michelin-Partnerteams BAR-Honda und BMW WilliamsF1 unter sich auf.
"Erneut ein fantastisches Ergebnis", freute sich Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier. "Unsere Reifen überzeugten über die gesamte Renndistanz mit einer starken und konstanten Leistung. Jenson Button zum Beispiel erzielte seine persönlich beste Rundenzeit kurz vor Ende des Grand Prix. Dies unterstreicht die Haltbarkeit unserer Pneus auch bei diesen extrem heißen und anspruchsvollen Bedingungen."
Statistisches
- Großer Preis von Ungarn, Hungaroring, Budapest (HUN), 13. von 19 Läufen zur FIA-Formel 1-Weltmeisterschaft 2005 (31. Juli 2005);
- Renndistanz: 70 Runden à 4,381 km = 306,663 km.