Die "neue" Hauptuntersuchung (HU) für Motorräder und Personenwagen wird unabhängig von einem möglichen Regierungswechsel aller Voraussicht nach zum 01. Januar 2006 in Kraft treten. Davon geht der größte deutsche Auto-TÜV, der TÜV SÜD in München, aus. Die wichtigsten Modifikationen sind die Abgasuntersuchung für Krafträder und die Einbeziehung elektronisch geregelter Systeme wie Airbags, ABS oder ESP in die Untersuchung. Nach Angaben der Kraftfahrzeug-Experten von TÜV SÜD ändert sich für den Autofahrer durch die Neuregelungen nichts: Die Hauptuntersuchung dauert weder länger, noch kostet sie mehr. Allerdings gehen die Fachleute davon aus, dass viele Krafträder die Abgasuntersuchung nicht auf Anhieb bestehen werden. Als Grund nennen sie zu hohe Emissionswerte durch unsachgemäße Reparaturen oder Wartung sowie den Einbau nicht genehmigter Auspuffanlagen.
"Die Autofahrer bekommen mit Beginn des neuen Jahres mehr Sicherheit zum alten Preis." Mit diesen Worten kommentiert TÜV SÜD-Fahrzeugspezialist Johann Meyer die veränderte HU. In den vergangenen Jahren hätten zahlreiche unabhängige Untersuchungen, darunter auch eine von der EU-Kommission geförderte Studie des Comité International de l’Inspection Technique Automobile (CITA), belegt, dass die Fehlerrate elektronischer Steuerungen in Personenwagen ähnlich hoch ist wie bei mechanischen beziehungsweise hydraulischen Systemen. Airbagausfälle und Fahrzeugpannen auf Grund defekter Steuergeräte sind keine Seltenheit. Pannenstatistiken zu Folge hat sich die Zahl der Elektronikfehler im Auto in den vergangenen Jahren etwa verdoppelt. Auch die Bundesanstalt für Straßenwesen stellte fest, dass die Fahrzeugelektronik in viel höherem Maße als vermutet Störungen unterliegt. So diagnostizierte sie zum Beispiel bei 17 Prozent der von ihr untersuchten Pkw und bei 52 Prozent der Lkw ABS-Störungen. "Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass elektronisch geregelte Systeme wie zum Beispiel das ESP einen enorm wichtigen Beitrag zur Unfallvermeidung leisten, aber sie müssen im Alltagsbetrieb stets funktionieren", sagt Johann Meyer.
Vor diesem Hintergrund begrüßt TÜV SÜD die HU 2006 als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, hält aber deren konsequente Weiterentwicklung für unabdingbar. Denn die Prüfer werden sich zunächst auf eine Sichtkontrolle der Systeme und der Fehlfunktionsanzeige im Instrumententräger konzentrieren. "Man sollte diese Art der Prüfung aber nicht unterschätzen", sagt Meyer. Zum Beispiel kehrten viele Unfallautos nach Billigreparaturen im Ausland ohne Airbags nach Deutschland zurück. Wann im Rahmen der Hauptuntersuchung eine Kontrolle elektronischer Steuergeräte durch Auslesen der Fahrzeugfehlerspeicher stattfinden wird, steht zur Zeit noch nicht fest. Aber auch dann gilt die EU-Vorgabe, dass Hauptuntersuchungen möglichst einfach, schnell und kostengünstig durchgeführt werden müssen.