Der Betriebsratsvorsitzende Uwe Fritsch erklärte, dass der Gesamtbetriebsrat eine lückenlose Aufklärung ohne Ansehen von Amt und Person aller Korruptionsvorwürfe bei
Volkswagen Fordert. Im Zentrum stehen die Vorwürfe gegen zwei leitende Mitarbeiter von
Volkswagen, die dem Unternehmen in betrügerischer Absicht Schaden zugefügt haben sollen.
Das mögliche Fehlverhalten einzelner Interessenvertreter, insbesondere des ehemaligen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert, sollte nicht Anlass sein, die „gute Arbeit von Betriebsräten und Vertrauensleuten pauschal zu verurteilen“. Fritsch wies entschieden Medienspekulationen zurück, der Betriebsrat sei gekauft, zum Beispiel bei dem Tarifabschluss 2004. "Dies ist ein absolut unpolitisches Argument. Die Tarifverhandlungen standen unter dem Druck von fünf Millionen Arbeitslosen, von Angst um den Arbeitsplatz und Sozialabbau. Diese wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen waren entscheidend für den Tarifabschluss. Und da haben wir mit einer Beschäftigungsgarantie bis 2011 viel erreicht."
Ziel des Betriebsrats ist es, Standort und Beschäftigung nachhaltig zu sichern. "Durch die starke Stellung der Mitbestimmung bei Volkswagen ist es auch gelungen, das Werk Braunschweig in den letzten Jahren wettbewerbsfähig zu halten und so die regionale Beschäftigung zu sichern", führte Fritsch aus.
Ganz offensichtlich gebe es jedoch ein politisches Interesse, die Mitbestimmung bei Volkswagen zu schwächen und das VW-Gesetz abzuschaffen, betonte Fritsch und ergänzte: "Manche Medien sprechen davon, die starke Stellung der Mitbestimmung bei Volkswagen zu schleifen." Leidtragende wären die Beschäftigten. Ihr Arbeitsplatz werde unsicherer, die sozialen Leistungen von Volkswagen würden eingeschränkt, die soziale Verantwortung für die Region würde verloren gehen.
Uwe Fritsch nahm auch Stellung zu dem geplanten Sparprogramm des Volkswagen Vorstands. "Die Belegschaft hat immer wieder bewiesen, dass sie Kosten- und Prozessoptimierungen engagiert mitträgt. Aber Einsparungen, die an den Grundlagen der Beschäftigung rütteln, werden wir nicht akzeptieren. Denn unsere Arbeitsplätze sind im Tarifvertrag bis 2011 garantiert. Und wir werden gemeinsam um jeden Arbeitsplatz kämpfen."
Fritsch Forderte weiter den Ausbau der Komponentenstrategie des Konzerns: "Die Business Unit Braunschweig ist das Fahrwerk-Kompetenzzentrum des Konzerns. Wenn bei der Neustrukturierung der Zulieferbeziehungen von Volkswagen ein Modullieferant Fahrwerk gesucht wird, ist nach Ansicht des Betriebsrats klar, wer diese Aufgabe übernimmt - die Business Unit Braunschweig."
Heinrich Betz, Geschäftsführer des Betriebsrats, ergänzte den Bericht von Uwe Fritsch und stellte die betrieblichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung dar. Diese reichen von Gesundheitsworkshops zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bis zu personalpolitischen Instrumenten zur Integration leistungsgewandelter Beschäftigter in den Arbeitsprozess. "Dadurch werden auch erkrankte Kolleginnen und Kollegen vor dem Verlust von Arbeitsplatz und Einkommen geschützt", erklärte Betz. Dem demographischen Wandel müsse durch bessere Arbeitsplatzgestaltung Rechnung getragen werden. "Das Durchschnittsalter der Belegschaft wird steigen. Durch gesundheitsfördernde Maßnahmen sind die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie keine gesundheitlichen Langzeitschäden zur Folge haben."
Der Bericht des Betriebsrats wurde mit lange anhaltendem Beifall von der Belegschaft bedacht. In den Beiträgen zur freien Aussprache Forderten Beschäftigte die Aufklärung aller Korruptionsvorwürfe bei Volkswagen, sprachen dem Betriebsrat und der IG Metall aber ihr Vertrauen aus.
"Wichtig ist, dass wir in der schwierigen Situation unser Tagesgeschäft nicht vernachlässigen, sondern unsere Kraft dazu einsetzen, die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts nachhaltig zu sichern", betonte Werkleiter Frank Fischer. Die Erarbeitung einer Komponentenstrategie laufe auf Hochtouren. Wichtig sei es dabei, über CSC-Vergaben abgegebene Preisversprechungen einzuhalten.
Erste positive Effekte aus den Gesprächen zur Komponentenstrategie, so Fischer, zeigten sich für den Maschinen- und Werkzeugbau. Lieferanten, die zum Beispiel Innenverkleidungsteile für Fahrzeuge liefern sollen, werde es jetzt zur Pflicht gemacht, die Business Unit Braunschweig nach Angeboten für notwenige Spritzgusswerkzeuge zu fragen.
Der Werkleiter stellte fünf Bausteine vor, die zur Bewältigung künftiger HerausForderungen aufgestellt wurden. Im Einzelnen nannte er die operative Steuerung, Kommunikation und Transparenz, Standards und ständige Verbesserung, Organisation entlang der Prozesskette und den Baustein Menschen Fordern und fördern. Alles orientiere sich an den Faktoren Qualität, Kosten und Liefertreue.
"In den kommenden Monaten stehen einige für uns sehr wichtige Termine an, wie zum Beispiel eine Klausur des Werkmanagements und des Betriebsausschusses über die zukünftige Ausrichtung des Standorts sowie die Abschlussbewertung der Komponentenstrategie", sagte Fischer. Komponentenlieferant zu sein, bedeute nicht nur Nachteile, sondern biete auch Chancen. Die im ersten Halbjahr gestiegenen Fahrzeugauslieferungen bei Volkswagen Nutzfahrzeugen, Audi und Skoda haben zur Programmstabilisierung im Werk Braunschweig beigetragen.
Fischer stellte zwei neue Leiter des Werkmanagements vor. Reinhard de Vries hat die Leitung der Logistik von Dr. Christof Spathelf übernommen, der in das Kooperationsprojekt mit dem malaysischen Fahrzeugbauer Proton gewechselt hat. Thomas Stollhof ist jetzt für den gesamten Produktentstehungsprozess im Werk Braunschweig verantwortlich.