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Sport Fernando Alonso im Interview

Motorsport


Fernando Alonso im Interview

Fernando AlonsoMit drei Wochen Abstand zum Finale der Saison 2003 nimmt der spanische Renault F1-Star einen sehr persönlichen Rückblick vor – nicht, ohne bereits über seine Ziele für das kommende Jahr zu sprechen.

Es ist gerade mal ein Jahr her, da warst Du ein Neuling, der ein paar Rennen für ein Hinterbänkler-Team gefahren war. Kannst Du Dich noch erinnern, was Du bei Deinem Debüt für Renault F1 empfunden hast?

Fernando Alonso: Ehrlich gesagt habe ich mir schon ein paar Sorgen gemacht. Sicher, ich hatte als Testfahrer das ganze Jahr über an den technischen Briefings teilgenommen und war bei allen Rennen in der Renault-Box. Aber ein kleiner Zweifel blieb eben doch. Ich konnte nur schwer einschätzen, wie schnell ich im Vergleich zu den Konkurrenten auf der Strecke sein würde. Zwar wusste ich, was ich kann, doch Du weißt nie, wie sich das Auto verhält, bis Du das erste Mal rausfährst. Ich schätze, das geht jedem von uns so.

Wann wusstest Du erstmals, wo Du stehst?

FA:

Gleich mit dem Beginn des Trainings in Melbourne. Das Auto fühlte sich auf Anhieb gut an und reagierte auf jede Set-up-Änderung, so dass ich schnell Vertrauen aufbaute. Von da an habe ich meiner Ansicht nach immer gute Leistungen gezeigt. Allerdings musste ich mich ja noch an die neuen Regeln gewöhnen und mehr über die optimale Wahl der Reifen lernen.

Was hast Du beim Start Deines ersten Grand Prix für Renault gefühlt?

FA:

Eigentlich nichts Besonderes. Die Streckenverhältnisse waren ziemlich schwierig einzuschätzen: Wir starteten auf Trockenreifen, obwohl der Asphalt stellenweise noch nass war. Ich hatte so viel zu bedenken, dass ich die Bedeutung dieses Moments gar nicht richtig würdigen konnte.

Welche Rennen siehst Du als Schlüsselstellen der Saison?

FA:

Für den Verlauf der Weltmeisterschaft war Barcelona sicher das wichtigste Rennen. Ich konnte beweisen, dass der Podiumsplatz in Brasilien nicht glücklich zustande kam, sondern verdient war. Dass wir mit dem neuen Ferrari mithalten konnten, hat die ohnehin gute Moral im Team unheimlich gestärkt. Budapest ist für mich natürlich unvergesslich: Der erste Sieg wird für jeden Rennfahrer stets ein einzigartiger Moment bleiben. Zu diesem Zeitpunkt lagen gerade zwei sehr schwierige Grands Prix hinter mir. In Silverstone versagte die Traktionskontrolle an meinem Auto, und in Hockenheim litt ich unter Reifenproblemen. Und dann kam Ungarn – dort war es fast schon zu einfach! Schließlich muss ich auch Suzuka nennen: In der zweiten Saisonhälfte funktionierte der R23B auf jeder Art von Rennstrecke. In Japan lag ich locker an zweiter Stelle, bloß zwei Sekunden hinter Rubens Barrichello, der noch einen Boxenstopp mehr vor sich hatte als ich...

Wie lautet Dein Saisonfazit?

FA:

Aus Sicht des Teams lief es einfach fantastisch – aber wir haben auch alle extrem hart dafür arbeiten müssen, um den Anschluss an die Top-Drei herzustellen. Wir mussten einfach in jedem Bereich 100 Prozent geben. Ferrari, Williams und McLaren kamen in bestimmten Momenten auch mal mit einer kleinen Schwäche davon – wir konnten uns diesen Luxus nicht erlauben. Aber wir sind an dieser HerausForderung gewachsen und haben sehr viel für das kommende Jahr gelernt. Wir sind es jetzt gewöhnt, permanent am Limit zu arbeiten.

Die Reifen spielten auch eine entscheidende Rolle...

FA:

Ja, ohne jeden Zweifel. Die Rillenslicks, die Michelin uns zur Verfügung stellte, eröffneten uns in vielen Fällen die Option einer aggressiveren Strategie. Dabei kam uns natürlich auch die Reifen schonende Auslegung des R23 sehr entgegen.

Verstehst Du Dich immer noch so gut mit Jarno Trulli?

FA:

Zum Glück, ja! Wir kommen blendend miteinander aus. Jarno ist ein netter Kerl, er spielt keine Spielchen und ist voll aufs Rennfahren konzentriert. Ich habe viel von ihm gelernt – er beantwortet mir jede Frage völlig offen. Ich schulde ihm viel. Unsere Leistungen im Auto liegen etwa auf einem Niveau und unser gutes Verhältnis trägt sicherlich dazu bei, dass wir uns beide weiter steigern können.

Du bist vom Schattendasein eines Testfahrers plötzlich ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gerückt. Presse, Politik und Gerüchteküche stürmten auf Dich ein. Wie bist Du mit diesem Teil Deines Berufs fertig geworden?

FA:

Es stimmt, dass mit jedem guten Ergebnis auch der öffentliche Druck stieg. Ich musste lernen, jedes einzelne Wort vorher abzuwägen. Allzu schwierig fand ich das jedoch nicht. Und entscheidend ist immer noch, wie schnell Du auf der Strecke bist.

Wirst Du vor dem Saisonstart in Melbourne noch Urlaub machen?

FA:

Im Moment ist nichts geplant. Ich werde bis zum Beginn der Wintertests Ende November zu Hause in OxFord bleiben und öfters in der Fabrik in Enstone vorbeischauen.


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