Die Zielflagge beim Großen Preis von Frankreich ist gerade gefallen, und schon machen sich die Teams auf den Weg nach Silverstone. Der Britische Grand Prix am 10. Juli ist der elfte von 19 Läufen zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2005. Dieses Rennen steht naturgemäß ganz oben auf der Beliebtheitsskala von WilliamsF1. Auf der Strecke in Northamptonshire erzielte das Team von Frank Williams 1979 seinen ersten und 1997 seinen 100. GP-Sieg. Außerdem liegt der Kurs der Fabrik in Grove so nahe, dass er vielen Mitarbeitern die ersehnte Gelegenheit bietet, ihre Rennwagen vor Ort in Aktion zu erleben.
In Silverstone geht Rennsportlern das Herz auf. Die Strecke verlangt Mut von den Fahrern und Präzision von den Fahrzeugen. Mit erneuten Weiterentwicklungen am FW27 hofft das Team auf einen Aufwärtstrend und will den Fans im "Home of British motor racing" einen guten Grand Prix bieten.
Nick Heidfeld: "Silverstone ist, ähnlich wie Barcelona, eine Rennstrecke, die alle Fahrer und Teams sehr gut kennen, weil dort relativ viel getestet wird. Ich finde den Kurs auch anspruchsvoll. Er hat ein paar schnelle Kurven, und vor allem Becketts macht einem als Fahrer viel Spaß. Was mir außerdem an diesem Rennen gefällt, sind die sehr gut informierten Fans. In England gibt es viele echte Motorsport-Enthusiasten, die sind weniger auf Personen bezogen, sondern vom puren Sport begeistert.
In Silverstone kann das Wetter gelegentlich noch schlechter als auf dem Nürburgring sein. Ich fahre grundsätzlich recht gern im Regen, eine nasse Strecke kann für zusätzliche Spannung sorgen."
Mark Webber: "Nachdem ich schon eine ganze Weile in England lebe, mag ich das Rennen in Silverstone besonders gern. Ich habe dort viele Freunde, die immer zu den Rennen kamen und mich in den verschiedenen Teams angefeuert haben. Auch sportlich habe ich gute Erinnerungen an die Strecke. 1997 bin ich in der Formel 3 für Alan Docking Racing gefahren, das Team ist in Silverstone zuhause. In der Formel 3000 habe ich in Silverstone einen Sieg geholt, und beim GP 2004 bin ich im Jaguar Achter geworden. Außerdem wohne ich nur 40 Minuten von der Rennstrecke entfernt. Ich fahre in der Gegend viel mit dem Fahrrad herum und kenne mich gut aus.
Der Kurs ist extrem Fordernd. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke, vergleichbar mit Barcelona. Bekanntlich kann das Wetter in Silverstone eine entscheidende Rolle spielen. Ich hoffe, am Rennwochenende wird es schön sein, und ich wünsche mir sehr, dass wir konkurrenzfähiger sind."
Sam Michael (Technischer Direktor WilliamsF1): "Direkt nach dem GP Frankreich steht jetzt als zweiter Teil des Doppelpacks unser Heimrennen auf dem Programm. Silverstone ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke mit schnellen Richtungswechseln und drei Geraden, auf denen Motorleistung geFordert ist. Am Ende jeder Runde geht es noch durch einen langsamen Abschnitt. Aerodynamische Effizienz ist in Silverstone entscheidend. Die Autos brauchen Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten, ohne zu viel Grip in dem engeren Streckenabschnitt zu verlieren.
Um unseren Fahrern die größtmöglichen Chancen zu geben, haben wir weitere aerodynamische und mechanische Verbesserungen parat. Wir haben nie zuvor während einer Saison ein solch intensives Weiterentwicklungsprogramm absolviert wie 2005. In Silverstone gibt es auch Überholmöglichkeiten, die für einen guten Grand Prix sorgen können. Nach der Umstellung auf das neue Qualifyingformat zeichnen sich die Rennstrategien der Teams jetzt wieder etwas klarer ab."
Mario Theissen (BMW Motorsport Direktor): "Silverstone ist ein Klassiker im Rennkalender. Immer wieder umstritten, aber traditionsbeladen. Beim Heimspiel von WilliamsF1 wollen wir natürlich eine gute Figur machen.
Mit vier Grands Prix in einem Monat ist der Juli eine enorme Belastungsprobe für alle Beteiligten. Zumal schon unmittelbar davor zweimal zwei Rennen im Doppelpack ausgetragen wurden, inklusive Überseeeinsatz. Trotz dieser Beanspruchung Weiterentwicklung zu betreiben, verdient Respekt. Das in Magny-Cours erstmals eingesetzte Aerodynamikpaket des FW27 sollte in Silverstone Früchte tragen.
Auf den drei Geraden zahlt sich Motorleistung aus. Mit 58 Prozent liegt der Volllastanteil leicht über dem Durchschnitt der Formel-1-Rennstrecken. Nick und Mark werden den britischen Grand Prix turnusgemäß mit frischen BMW P84/5 Motoren in Angriff nehmen."
Zahlen und Fakten:
- Strecke/Datum: Silverstone Circuit/10. Juli 2005
- Startzeit (lokal/GMT): 13:00 Uhr/12:00 Uhr (14:00 Uhr in Deutschland)
- Runde/Renndistanz: 5,141 km/308,355 km (60 Runden)
- Sieger 2004: Michael Schumacher (Scuderia Ferrari Marlboro)
- Pole 2004: Kimi Räikkönen (West McLaren Mercedes),1.18,233 min
- Rundenrekord: Michael Schumacher (Scuderia Ferrari Marlboro), 1.18,739 min (2004)
- F1-Statistik:
- BMW WilliamsF1 Team: 95 Starts, 10 Siege, 17 Polepositions
- WilliamsF1 vor 2000: 356 Starts, 103 Siege, 108 Polepositions
- BMW vor 2000: 97 Starts, 9 Siege, 15 Polepositions
Historie und Hintergrund:
Für WilliamsF1 hat Silverstone nicht nur deswegen eine besondere Bedeutung, weil die Strecke nur einen Steinwurf vom Firmensitz in Grove entfernt liegt. Am 14. Juli 1979 feierte das Team dort seinen ersten Sieg, es gewann Clay Regazzoni. Am 13. Juli 1997 erzielte Jacques Villeneuve auf dem Kurs den 100. GP-Sieg für WilliamsF1. Insgesamt siegte WilliamsF1 acht Mal in Silverstone.
Die Rennstrecke in Silverstone wurde seit dem ersten Grand Prix im Jahr 1950 mehrfach umgebaut. Der diesjährige GP ist der 39., der auf dem Kurs in Northamptonshire ausgetragen wird. Weitere GP von Großbritannien fanden in Aintree (fünf) und Brands Hatch (zwölf) statt. Außerdem wurden in England drei Grands Prix von Europa ausgetragen, 1983 und 1985 in Brands Hatch sowie 1993 in Donington Park.
In den zurückliegenden Jahren wurde die den Kurs umgebende Infrastruktur ausgebaut. Vor allem nach dem GP 2000 waren Parkplätze und Zufahrtswege in die Diskussion geraten. Damals war das Rennen vom traditionellen Juli-Termin auf April vorverlegt worden. Wolkenbruchartige Regenfälle hatten die unbefestigten Parkplätze derart aufgeweicht, dass am Samstag die Zuschauer gebeten werden mussten, zu Hause zu bleiben.