Von den Straßen Monte Carlos wechselt der Formel-1-Tross innerhalb nur einer Woche in die weitläufige Arena auf dem Nürburgring. Es ist der Auftakt zu einer besonders heißen Phase der Formel-1-Saison, mit acht Rennen in lediglich elf Wochen. Das Team von
Renault F1 reist als Tabellenführer in beiden WM-Wertungen zum Großen Preis von Europa am kommenden Sonntag. Für
Renault Deutschland ist der europäische Grand Prix ein Heimspiel, der Nürburgring liegt nur ein Autostündchen entfernt vom Hauptsitz in Brühl.
Das Motto von der Cote d’Azur kann ansatzlos auf die 60 Runden in der Eifel übertragen werden: Kampfgeist ist gefragt. Fernando Alonso hat auf diese Art trotz eines unerwartet heftigen Reifenverschleißes am R 25 den vierten Platz beim Großen Preis von Monaco ins Ziel gebracht. "Das war ein ganz schön hartes Rennen für mich", bilanziert der Spanier, der vom zweiten Startplatz hinter dem späteren Sieger Kimi Räikkönen in die Hafenrundfahrt gegangen war. "Ich habe die ganze Zeit versucht, meine Reifen zu schonen. Aber in den letzten 20 Runden wurde das immer schwieriger." Sein Kampfgeist wurde besser belohnt als der seines Teamkollegen Giancarlo Fisichella, der ohne richtigen Grip im letzten Rennviertel von einem Podiumsplatz auf Rang zwölf abrutschte. "Nach einem Tag wie diesem sollten wir die positiven Aspekte sehen" gibt Alonso für das zweite Rennen innerhalb einer Woche vor, "wir haben Punkte geholt, obwohl damit aufgrund der Umstände am Ende eigentlich gar nicht mehr zu rechnen war." Gar eine "magische Leistung" attestierte Renault F1-Teamchef Flavio Briatore seinem Schützling.
Druck-Sache
Der Start in das zweite Saisondrittel der Formel-1-Weltmeisterschaft beginnt mit einer in strahlendem Hellblau angestrichenen Tabellenspitze. Fernando Alonso doMINIert die Fahrer-Wertung nach sechs Rennen weiterhin mit 49 Punkten, Zweiter ist Kimi Räikkönen (27) vor Jarno Trulli (26). Giancarlo Fisichella ist Siebter der Gesamtwertung (14 Punkte), immer noch vor Titelverteidiger Michael Schumacher (12). In der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft hat das Renault F1-Team zwölf Punkte Vorsprung auf den Verfolger McLaren-Mercedes. Für Flavio Briatore ist das immer noch eine ausgezeichnete Ausgangsposition: "Man muss die Dinge nach einem Rennen wie dem Großen Preis von Monaco in Ruhe analysieren. Wir müssen herausfinden, warum unser Auto diesmal so große Probleme mit den Hinterreifen bekam. Aber dieses Ergebnis setzt uns nicht zusätzlich unter Druck. Den Druck machen wir uns immer selbst. Es ist eine lange Saison, und wir werden hart daran arbeiten, unsere Position zu verteidigen."
Höhen-Rausch
Das Gastspiel auf dem Nürburgring hält neue technische HerausForderungen für die Formel-1-Rennställe bereit. "Allein die Höhe der Strecke von etwa 500 Metern über dem Meeresspiegel hat einen großen Einfluss auf die Motorleistung", weiß Denis Chevrier, der leitende Motorentechniker von Renault F1. Der daraus resultierende Leistungsverlust von etwa fünf Prozent stellt jedoch kein existentielles Problem dar: "Dadurch, dass der Motor weniger Leistung entwickelt, wird er auch weniger belastet und kann deshalb voll ausgefahren werden." Von der Charakteristik her bietet die 5,148 Kilometer lange Schleife alles, was der R 25 mag: Vollgas-Passagen, langsame und schnelle Kurven, etliche gute Überholmöglichkeiten. In der vergangenen Saison belegten die Renault F1-Fahrer übrigens die Plätze vier und fünf beim Großen Preis von Europa.
Entwicklungs-Hilfe
Dass der Kampf um die besten Positionen auch auf dem Nürburgring wieder nur über die beiden Rennwagen von Renault F1 führen wird, davon ist Giancarlo Fisichella mit Blick auf das ehrgeizige Entwicklungsprogramm seines Rennstalls überzeugt. "Ich bin wirklich sehr glücklich mit dem, was die Techniker des Teams uns bisher zur Verfügung gestellt haben – und was da für die nahe Zukunft noch kommt. Natürlich wird es in den nächsten Wochen sehr anstrengend für uns alle, aber das Tempo der Weiterentwicklung bei uns ist einfach phantastisch."