Sprunghaft entwickelt sich der Aufbau der Produktionskapazität für Biodiesel in Deutschland. 2005 ist eine Zunahme um 400.000 t auf 1,5 Mio. t zu verzeichnen. Die Realisierung der sich noch im Bau befindlichen Vorhaben wird 2006 erstmals die zwei Mio. t Kapazitätsgrenze für Biodiesel erreichen. Deutschland baut damit seine internationale Führungsposition bei der Produktion und Vermarktung von Biodiesel weiter aus. Mehr als 30 Unternehmen betätigen sich inzwischen als Biodiesel-Produzenten.
Mit der Richtlinie zur Förderung von Biokraftstoffen hat die Europäische Union den politischen Willen nachhaltig unterstrichen, durch den Aufbau von Absatzmärkten und Produktionskapazitäten für Biokraftstoffe einen Beitrag zur Reduzierung der Abhängigkeit bei Erdölimporten und zur Erfüllung der Klimaschutzverpflichtungen des nunmehr völkerrechtlich verbindlichen Kyoto-Protokolls zu leisten.
Die Mitgliedstaaten sind geFordert, die in dem so genannten Aktionsplan vorgegebenen Mengenziele zu erfüllen. Für 2005 ist ein Mengenziel am Kraftstoffmarkt von 2 % vorgegeben, das schrittweise bis zum Jahr 2010 auf mindestens 5,75 % gesteigert werden soll.
In Deutschland werden etwa 29 - 30 Mio. t Dieselkraftstoff verbraucht. Mit einem Absatz von etwa 1,5 Mio. t im laufenden Jahr und erwarteten zwei Mio. t im Jahr 2006 werden die vorgegebenen Mengenziele im Dieselkraftstoffmarkt vorzeitig, d. h. praktisch vier Jahre früher erreicht als von der EU-Kommission vorgegeben.
Dank der Anfang 2004 in Kraft getretenen Steuerbefreiung für Biokraftstoffe hat sich das Marktpotenzial um die Möglichkeit erweitert, Biokraftstoffe zu herkömmlichen Kraftstoffen beizumischen. Hiervon machen namhafte Mineralölkonzerne wie ARAL und Shell inzwischen Gebrauch. Gemäß der europäischen Norm für Dieselkraftstoff (DIN EN 590) können bis zu fünf Prozent Biodiesel konventionellem Diesel beigemischt werden. Biodiesel als Reinkraftstoff bieten etwa 1.900 und damit jede achte öffentliche Tankstelle in Deutschland an. So konnte der Absatz an öffentlichen Tankstellen auf etwa 320.000 t gesteigert werden.
Eine HerausForderung für die Biodieselwirtschaft stellt die aktuelle Feinstaubdiskussion dar. Die jetzt startende Nachrüstwelle bei Altfahrzeugen und die Zusage der Fahrzeugindustrie, bereits ab 2005 Diesel-Pkw ab Werk serienmäßig mit Dieselpartikelfilter auszurüsten, behindert derzeit die weitere Entwicklung des Marktes für Reinkraftstoff. Hintergrund ist die derzeit noch fehlende Freigabe der Partikelfilter für den Einsatz von Biodiesel. Bedingt durch die mit einer Nacheinspritzung verbundene Motorölverdünnung ist eine Freigabenerteilung nicht mehr möglich, wodurch das Kundenpotenzial im PKW-Bereich schrittweise in den kommenden Jahren abnehmen dürfte. Biodiesel in der Zumischung ist von den kraftstoff- und motortechnischen Problemen bei der Umstellung auf die neue Abgasnorm nicht betroffen.
Anders stellt sich die Situation im Nutzfahrzeugbereich dar. DaimlerChrysler hat für die Euro 4-Motoren und den so genannten SCR-Kat als Abgasnachbehandlungssystem eine Biodieselfreigabe erteilt. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP) geht davon aus, dass weitere Nutzfahrzeughersteller wie MAN und IVECO nachziehen werden. Bei einem Preisabstand von zurzeit 18 Cent je Liter ist ein Umstieg auf Biodiesel wirtschaftlich sehr attraktiv. Bereits 2004 wurden etwa 400.000 t Biodiesel an Flottenbetreiber abgesetzt. Der zunehmende Wettbewerb wird die Nachfrage weiter beleben.