Nach dem zweiten Sieg im zweiten Saisonrennen ist
Renault F1 das Team der Stunde in der Formel 1. Für Flavio Briatore gibt es auch keinen Grund, warum sich beim Grand Prix von Bahrain an der Vormachtstellung der Equipe Jaune etwas ändern sollte. "Wie wir in Australien und Malaysia gewonnen haben, war fantastisch", so der
Renault F1-Teamchef. "Im Moment sehe ich wirklich keine ernsthaften Gegner."
Mit seinem Renault R25 trumpfte Fernando Alonso in Malaysia in der Tat so souverän auf wie sein Teamkollege Giancarlo Fisichella beim Saisonstart in Australien. Zwei Siege in Folge konnte Renault in den 90er Jahren auch als Motorenpartner der Weltmeisterteams Williams und Benetton feiern, doch der letzte Doppelerfolg eines reinrassigen Formel-1-Renault liegt schon 23 Jahre zurück: Alain Prost gewann in der Saison 1982 mit Turbo-Power die Auftaktrennen in Südafrika und Brasilien.
Ab in die Wüste
"Körperlich war ich zum Schluss schon ziemlich am Limit, aber das Auto war zum Glück leicht zu fahren", sagte Fernando Alonso, der auf dem Sepang International Circuit von der Pole Position startete und dessen einziges Problem im Rennen der verstopfte Schlauch seiner Trinkflasche war. Trotz Temperaturen von über 40 Grad im Schatten konnte ihn aber selbst dieses Malheur auf dem Weg zu seinem zweiten Grand-Prix-Sieg nicht bremsen. "Alles war perfekt und wir haben wieder gezeigt, dass wir das Team sind, das es in dieser Saison zu schlagen gilt."
In der Wüste von Bahrain will der neue Tabellenführer beweisen, dass die Vormachtstellung von Renault F1 nicht auf Sand gebaut ist. "Wir sind in dieser Saison im Vergleich zu unseren Gegnern auf jedem Streckentyp konkurrenzfähig, alles ist perfekt, das Auto, der Motor und die Reifen", strotzt er nur so vor Zuversicht und ist schon nach zwei Rennen überzeugt: "Nie zuvor hatten wir so große Chancen, den Weltmeistertitel zu gewinnen." Was in dieser Saison anders ist als in den Jahren zuvor? "2003 waren wir auf einigen Kursen schnell, auf anderen nicht. 2004 wirkten wir zu Beginn der Saison sehr stark, ließen aber gegen Ende nach. In diesem Jahr sieht es aber ganz so aus, als sei Renault das stärkste Team."
Suche nach Verbesserungen
Diesen Vorsprung hat sich Renault F1 über den Winter hart erarbeitet. Die Spezialisten in der Motorenfabrik in Viry-Chatillon standen dabei vor einer ganz besonderen HerausForderung, denn in dieser Saison müssen die Triebwerke erstmals zwei Grand-Prix-Wochenenden halten. Dass der RS25-Motor von Renault die im Vergleich zum Vorjahr doppelte Laufleistung ohne die geringsten Aussetzer ablieferte, war keine Überraschung. "Bei der Entwicklung der Triebwerke legten wir jede einzelne Komponente so aus, dass sie über die gesamte Distanz optimal und zuverlässig funktioniert", erklärte Denis Chevrier, der für die Motoren verantwortliche Technische Direktor von Renault F1. "Für uns gab es deshalb keinen Grund, in Malaysia besorgter zu sein als in Australien, schließlich handelte es sich für unseren Motor um eine ganz normale Lebensphase. Das zweite Rennwochenende ist für uns kein Schritt ins Unbekannte."
Auch wenn die Zuverlässigkeit für Renault F1 immer Priorität haben wird, so ist sie doch bei weitem nicht der einzige Parameter, an dem man die Qualität seines Motors misst. Die souveränen Auftaktsiege sind denn auch kein Grund für eine entwicklungstechnische Verschnaufpause. Im Gegenteil: "Wir werden uns nicht auf Erfolgen ausruhen und werden in keinem Bereich nachlassen, sondern weiter nach Verbesserungen suchen", betonte Denis Chevrier, machte aber kein Hehl aus seiner tiefen Zufriedenheit über den tollen Saisonstart: "Wir haben Laufzeit und Leistung in Melbourne und Sepang sehr geschickt gemanagt." Das eigentliche Kunststück war in der Tat nicht die Verdoppelung der Motorlaufleistung, sondern die damit automatisch verbundene Leistungseinbuße so gering wie möglich zu halten. Die Motorenspezialisten von Renault F1, so scheint es, haben einen sehr guten Kompromiss gefunden: Der RS25 ist nicht nur standfest, sondern hat auch zwei Rennen gewonnen und für ausgezeichnete Top-Speeds gesorgt.
Erster Spanier an der Spitze
In der Konstrukteursweltmeisterschaft führt Renault mit 26 Punkten vor Toyota mit zwölf und Red Bull Cosworth mit elf Zählern. Fernando Alonso setzte sich durch seinen Sieg in Malaysia und seinen dritten Platz beim Auftaktrennen in Australien mit 16 Punkten an die Spitze der Fahrerwertung. Sein Teamkollege Giancarlo Fisichella, der in Sepang auf Podiumskurs fuhr, bevor er nach einer unverschuldeten Kollision aufgeben musste, liegt mit zehn Punkten auf dem zweiten Platz.
Fernando Alonso ist nicht nur der erste spanische Tabellenführer in der Formel 1, sondern mit seinen 23 Jahren auch einer der Jüngsten. "Ein fantastisches Gefühl", strahlte er. "Jetzt muss ich diese Position nur noch halten."