Wenn der Winder zur Neige geht, kommt es alljährlich zu Krötenwanderungen. Je nach Witterungsbedingungen kann dies in milden Wintern schon Mitte Februar der Fall sein. Dies Jahr sind die 19 heimischen Amphibienarten später dran. Bis in den April hinein ist mit Krötenwanderungen zu rechnen. Das heißt: Wenn es jetzt wärmer wird und milder Regen den Boden erwärmt, kann es mit den Krötenwanderungen losgehen. "Vor allem das mitunter massenhafte Auftreten der Erdkröten zur Paarungszeit bei der Überquerung von Straßen führt zur Gefährdung der Tiere durch den Autoverkehr und zur Gefährdung des Autoverkehrs durch die Kröten", erklärte Umwelt
MINIster Hans-Heinrich Sander.
Dankenswerter Weise werde an vielen Orten in Niedersachsen etwas zum Schutz der Kröten und Amphibien getan. Besonders die Errichtung und Betreuung von Krötenfangzäunen durch Naturschutzverbände, Kommunen und Umweltschützer, trügen zum Schutz der Tiere und der Verkehrsteilnehmer bei, so Sander. Auch Geschwindigkeitsbegrenzungen an besonders amphibienreichen Strecken und die zeitweise nächtliche Sperrung von Straßenverbindungen während der Hauptwanderzeit durch die Kommunen seien ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. "Viele Menschen leisten seit Jahren mit praktischen Schutzmaßnahmen in ihrem Wohnumfeld einen überaus wichtigen Beitrag zum Fortbestand unserer heimischen Lurche, Frösche, Molche und Salamander und Kröten", freute Sander. "Ich bitte Autofahrer, besonders an milden Regentagen an Straßen mit Krötenfangzäunen und speziellen Hinweisschildern auf wandernde Kröten und andere Lurche sowie ehrenamtliche Helfer Rücksicht zu nehmen. Mit einer angepassten Geschwindigkeit und der Befolgung von Straßensperrungen können die Bürgerinnen und Bürger das Überleben vieler Amphibien sichern", sagte der UmweltMINIster.
In Niedersachsen gibt es eine große Vielfalt an Amphibien. Sämtliche der 19 Frosch- und Lurcharten benötigen für die Entwicklung ihrer Larven abwechslungsreiche Feuchtgebiete und offene Wasserstellen. Kröten, Frösche, Unken, Molche und Salamander sind "wechselwarme" Tiere. Ihr Jahresrhythmus und ihre Aktivität hängen stark von der Umgebungstemperatur und Feuchtigkeit ab. In den Herbst- und Wintermonaten halten sie Winterruhe. Wenn aber in den nächsten Wochen die Frühjahrssonne den Boden und die Gewässer erwärmt, werden die Amphibien aktiv. Sie verlassen ihre geschützten Winterquartiere in Schlamm- und Erdhöhlen, Laubstreu und Gebüschen und suchen oft auf weiten Wegen zielstrebig ihre Balz- und Laichgewässer auf. Vor allem Erdkröten, aber auch Grasfrösche, Teich-, Berg- und Kammmolche sowie Feuersalamander zählten zu den regelmäßigen "Nomaden zwischen Land und Wasser" und haben dabei Hindernisse wie Wege und Straßen zu überwinden.
Ausreichend hohe Lufttemperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, Niederschläge und die "innere Uhr" lösen die Wanderbereitschaft aus. So setzen Wanderungen der Erdkröte besonders bei Regen und schon bei Lufttemperaturen ab 5 °C ein und erfolgen meist in der Abenddämmerung bis in die Mitternachtsstunden hinein. Besonders Erdkröten treten abends bei hoher Luftfeuchtigkeit oft in Massen auf. Sie suchen in der Regel zielstrebig ihre Laichge-wässer auf, in denen sie selbst die einzigartige Wandlung aus dem Ei über die im Wasser lebende, durch Kiemen atmende Larve bis hin zur durch Lungen atmenden Kröte durchlaufen haben. Nach dem Ablaichen werden die Sommerquartiere an Land aufgesucht.
Vor allem das mitunter massenhafte Auftreten der Erdkröten zur Paarungszeit bei der Überquerung von Straßen führt zur Gefährdung. Die Langsamkeit der Fortbewegung und die verharrende Schreckstellung im Scheinwerferlicht Fordern leider viele Krötenleben. Wenn die Weibchen in der Paarungsstimmung auch noch ein Männchen "huckepack" tragen, ist ihre Mobilität noch weiter eingeschränkt. Besonders betroffen sind Straßenabschnitte im Bereich von Feuchtgebüschen, Bruchwäldern, Feuchtgrünland, Röhrichten und Still- und Fließgewässern.