Mit verschärften Regeln sollen in der Formel 1 die Geschwindigkeiten und die Kosten gesenkt werden. Auch für die Ingenieure von
Renault F1 war die Umsetzung dieser Neuerungen eine große Heraus
Forderung. Bob Bell, Technik-Direktor von
Renault F1, äußerte sich vor dem Saisonauftakt am 06. März in Melbourne zufrieden über den aktuellen Stand der Dinge: "Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht."
Nach langen Diskussionen hat die Fédération Internationale de l´Automobile (FIA) für die Saison 2005 rigorose Regeländerungen beschlossen. Betroffen sind neben der Aerodynamik der Autos vor allem die Motoren und die Reifen. So müssen die Motoren zwei aufeinander folgende Grand-Prix-Wochenenden halten und damit doppelt so lange wie noch im Vorjahr. Auch bei den Reifen können die Teams nicht mehr wie gewohnt aus dem Vollen schöpfen: Nur noch drei Reifensätze hat jeder Fahrer pro Grand-Prix-Wochenende zur Verfügung. Ausnahmen gibt es allerdings bei Regen und Defekten.
Motor: Extreme QualitätsanForderungen
Bei der Entwicklung des RS25-Motors für die neue Saison haben die Ingenieure in der Motorenschmiede von Renault F1 im französischen Viry-Chatillon mit einem leeren Blatt Papier angefangen. "98 Prozent der Teile sind neu", sagt Rob White, der für die Motoren verantwortliche Technik-Direktor von Renault F1. "Wir mussten jede Komponente und jedes System unter die Lupe nehmen und detaillierte Risikoanalysen betreiben, um die Auswirkungen der längeren Lebenserwartung des Motors zu untersuchen. Die Teile müssen nun vier Mal länger halten als vor zwei Jahren, und um sicher zu stellen, dass wir den HerausForderungen der neuen Regeln gewachsen sind, müssen wir extrem strikte QualitätsanForderungen erfüllen."
Ein Motorwechsel ist in dieser Saison, in der die Triebwerke zwei aufeinander folgende Grand-Prix-Wochenenden halten müssen, nur noch im Fall eines Defekts erlaubt. Passiert das im Training oder Qualifying, folgt die Strafe auf dem Fuß: Der Fahrer wird in der Startaufstellung um zehn Plätze nach hinten versetzt. Wer im ersten der zwei Rennen, warum auch immer, nicht das Ziel erreicht, darf dagegen das darauf folgende zweite mit einem neuen Motor bestreiten.
Reifen: Nur ein Satz für Qualifying und Rennen
In dieser Saison gibt es zwei Qualifyings – eines am Samstag, eines am Sonntag. Die gefahrenen Zeiten werden zu einer Gesamtzeit addiert, die über die Startposition entscheidet. Beide Qualifyings und das Rennen müssen auf ein und demselben Reifensatz bestritten werden. Ein Reifenwechsel während des Rennens ist – sofern die Rennleitung nicht bei starkem Regen eine Ausnahme zulässt – nur bei Beschädigung des Reifens erlaubt. Bei diesem Stopp darf aber nicht getankt werden. In dieser Saison wird es also keine rein strategischen Reifenstopps mehr geben.
Für Renault F1-Testfahrer Franck Montagny wirkt sich die neue Reifenregel in erster Linie auf das Setup aus. "Man wird das Auto nicht hundertprozentig auf das Qualifying ausrichten, weil man sonst im Rennen zu viel Übersteuern hat", erläutert er. "Als Fahrer muss man wissen, wie man das Auto auf die Renndistanz schnell macht, nicht nur für eine Runde." Und man muss, mehr noch als bisher, auf seine Reifen aufpassen: "Überall dort, wo es viele schnelle Kurven gibt, darf man sich keine Fehler erlauben. Man muss 2005 sehr präzise fahren."
Aerodynamik: Viel Zeit im Windkanal
Die im neuen Reglement festgelegten Einschränkungen in der Aerodynamik sollen den Abtrieb der Autos um rund 25 Prozent senken und damit auch die Kurvengeschwindigkeiten. Die einzelnen Maßnahmen: Der Frontflügel muss 150 statt 100 Millimeter über der Straße liegen, der Heckflügel rückt 150 Millimeter näher an das Auto heran, und der Diffusor am Unterboden darf nicht höher als 125 Millimeter sein.
Im englischen Enstone, wo das Team Renault F1 seinen Sitz hat und die Autos entwickelt und gebaut werden, verbrachte man nach der Bekanntgabe der Regeländerungen viel Zeit im Windkanal. Dabei ging es vor allem darum, mit dem neuen Renault R25 möglichst viel des verlorenen Abtriebs zurück zu holen. Mit dem Ergebnis ist Technik-Direktor Bob Bell sichtlich zufrieden: "Die aerodynamischen Verbesserungen liegen weit über dem, was wir bei stabilen Regeln erwartet hätten."
Fazit: Autos schwieriger zu fahren
Bei den Tests vor dem Saisonauftakt in Australien wurde den Fahrern schnell klar, dass sich durch die neuen Regeln in der Saison 2005 auch für sie einiges ändern wird. "Es ist schwieriger geworden, das Auto zu fahren", zieht Renault F1-Testfahrer Franck Montagny ein erstes Fazit. "Der individuelle Fahrstil wird sich nicht ändern, aber man muss sich mehr Gedanken darüber machen, wie man Leistung aus dem Auto kitzeln kann."